Wilhelm, Richard (1870–1944), Journalist und Schriftsteller

Wilhelm Richard, Journalist und Schriftsteller. Geb. Wien, 4. 5. 1870; gest. ebd., 16. 10. 1944; mos. Sohn von →Ignaz W. und Franziska W., geb. Wahle, Bruder des Journalisten Artur W. (geb. Wien, 14. 3. 1876; gest. ebd., 27. 8. 1911); ab 1908 verheiratet mit Hildegard W., geb. Kozourek (Kotzurek) (geb. 20. 8. 1880). – Nach der Matura stud. W. 1888–92 Rechtswiss. an der Univ. Wien. 1893 wurde er Mitarb. der von seinem Vater gegr. „Korrespondenz Wilhelm“ und fungierte ab 1901 als deren Mithrsg. Daneben war er ab 1893 unentgeltl. für das Telegraphen-Korrespondenzbüro und ab 1900 als Wr. Korrespondent für das „Prager Abendblatt“ tätig. Weiters trat er in jungen Jahren schriftsteller. hervor; seine Ged. erschienen in der Revue „An der Schönen Blauen Donau“ und in der „Wiener Hausfrauen-Zeitung“. Nach dem Tod des Vaters (1921) wurde er Alleinhrsg. (die Red. teilte er sich mit Robert Driak) und wirkte zugleich als Pressereferent des Bundesmin. für Landesverteidigung und der Polizeidion. Wien. Die materielle Lage des Unternehmens gestaltete sich während der 1. Republik immer schwieriger, da die Abonnementgebühren in den ersten Nachkriegsjahren nicht an die galoppierende Inflation angepasst werden konnten, sodass die Erlöse einbrachen. Die anhaltende schwierige Lage erlaubte es W. auch in den folgenden Jahren nicht, diese Verluste wettzumachen. So erreichten etwa die Bll., dass die Radio Verkehrs AG (RAVAG) sich in ihrem Nachrichtendienst nur sehr begrenzt der „Korrespondenz Wilhelm“ bedienen durfte. Eine im Frühjahr 1925 mit der RAVAG und den Ztg.verlegern getroffene Abmachung wurde revidiert und konnte erst 1930 zugunsten W.s modifiziert werden. Trotzdem blieb die Berichterstattung der Korrespondenz für die RAVAG aus Konkurrenzgründen weiter stark eingeschränkt. Auch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, der Niedergang vieler Tagesztg., der Ausbau des Aktuellen Diensts durch die RAVAG und schließl. das Ende der Demokratie wirkten insgesamt negativ auf sein Unternehmen. Nach dem „Anschluss“ konnte die Korrespondenz von Driak fortgeführt werden, musste aber auf Anordnung des Reichspropagandaamts sofort einen Großtl. ihrer Berichterstattung an das Dt. Nachrichtenbüro abtreten; ab 1942 wurde sie als „Wiener Nachrichtendienst“ weitergeführt. W. selbst verlor im Frühjahr 1938 seine Wohnung. Er war ab 1898 Mitgl. des Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“, 1922 folgte er seinem Vater im Vorstand der Organisation der Wr. Presse nach und fungierte als Vizepräs. des Verbands der Wr. Ztg.korrespondenzen. 1910 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1924 Reg.Rat, 1934 HR, wurde ihm 1930 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik verliehen. W. wirkte im Rahmen zahlreicher karitativer Vereinigungen, wie des Roten, des Weißen und des Goldenen Kreuzes, sowie als Unterstützer der Heilanstalt Alland, ab 1922 war er Ehrenmitgl. der Wr. Freiwilligen Rettungsges.

W.: Frauenlob. Ged., 1895.
L.: Der Tag, 28. 10. 1924, 4. 5. 1930 (m. B.); Illustrierte Kronen Ztg., 4. 5. 1930 (m. B.), 29. 10. 1935; Der Wr. Tag, 7. 3. 1934; Emődi; Jb. der Wr. Ges.; Kosel 1; Radio Wien 1, 1924/25, Nr. 50, S. 3; Öff. Sicherheit 10, 1930, Nr. 12, S. 5 (m. B.), 14, 1934, Nr. 4, S. 5; Der Morgen 26, 1935, Nr. 43, S. 4; AdR, AVA, Privatarchiv Theodor Venus, alle Wien.
(Th. Venus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 223f.
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