Willinger, Wilhelm (Maurus) (1879–1943), Photograph

Willinger Wilhelm (Maurus), Photograph. Geb. Budapest ? (H), 9. 4. 1879; gest. Shanghai (CHN), 29. 1. 1943; mos. Vater des Photographen László W. (geb. Berlin, Dt. Reich/D, 16. 4. 1909; gest. Los Angeles, CA, USA, 8. 8. 1989), der nach einer Photographenlehre in Budapest und dem Besuch der Graph. Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (1922/23) 1927–30 gem. mit seiner Mutter die Berliner Filiale des Ateliers seines Vaters leitete; verheiratet mit der Photographin Margarete W. – W. unterhielt um 1900 sein erstes Atelier in Budapest und hatte sich bereits 1896 an der vom Club Budapester Photographen veranstalteten Ausst. von Arbeiten photograph. Mitarb. und Amateure (Bronze-Medaille) beteiligt. I. d. F. eröffnete er eine Niederlassung in Berlin, die 1920–34 unter dem Namen seiner Frau firmierte. Während des 1. Weltkriegs diente W. als Honvéd-Off. und porträtierte österr. und dt. Heerführer, 1916 photographierte er das Begräbnis von K. →Franz Joseph I. 1919 eröffnete er gem. mit Hans Schnapper das Atelier Willinger & Schnapper in Wien 1 und wurde 1921 dessen Alleinbesitzer. Zur Klientel zählte die aristokrat. und bürgerl. Ges., in weiterer Folge spezialisierte W. sich auf Theateraufnahmen. Anfang 1929 gründete er gem. mit den Pressephotographen Leo Ernst und Fred Cešanek die Vertriebsfa. Austrophot – Willinger, Ernst & Cešanek, übernahm 1930 die Agentur R. Lechner (Wilh. Müller), nun unter dem Namen Willinger & Lechner bzw. Österr. Presse Bilddienst, begann die Zusammenarbeit mit der internationalen Agentur Keystone und avancierte mit seinem Unternehmen zur größten Photoagentur des Landes. Im selben Jahr zeigte W. seine Arbeiten in der Photo-Fachausst. des Hagenbunds, 1933 bei der Schau Österreichs Bundesländer im Lichtbilde. Schwerpunkte waren neben sozialdokumentar. Bildern Porträts und Rollenbildnisse von Bühnendarstellern sowie Szenen aus Wr. Theaterauff. Veröff. wurden sie in diversen illustrierten Bll., v. a. 1919–39 durchgehend in den Z. „Moderne Welt“, „Das interessante Blatt“, ab 1925 in der „Bühne“ (über 500 Bilder im Jg. 1928) sowie 1929–38 in der WS „Radio Wien“. 1939 emigrierte W. unter Mitnahme seiner Photoausrüstung nach Shanghai und eröffnete dort 1940 das Atelier Willinger & Co. W. ist der am meisten veröff. österr. Photograph der 1920er- und beginnenden 1930er-Jahre. 1930 wurde er Vizepräs. des neu gegr. Verbands der österr. Presse-Photographen und Pressephoto-Agenturen.

L.: Geschichte der Fotografie in Österr. 2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983 (Kat.); Übersee. Flucht und Emigration österr. Fotografen 1920–40, ed. A. Auer, Wien 1998, S. 250 (Kat.); M. Greif, in: Rundbrief Fotografie, NF 43, 2004, S. 37ff.; T. Starl, Lex. zur Fotografie in Österr. 1839 bis 1945, 2005; S. Benito-Sanchez, Pressefotografen zwischen den Weltkriegen, phil. DA Wien, 2009, S. 30, 32, 128f.; A. Holzer, Rasende Reporter, 2014, S. 234ff., 481; T. Starl, Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österr. (online, Zugriff 5. 4. 2019).
(T. Starl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 226
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