Willroider, Josef (1838–1915), Maler und Radierer

Willroider Josef, Maler und Radierer. Geb. Villach (Ktn.), 16. 6. 1838; gest. München, Dt. Reich (D), 12. 6. 1915 (Ehrengrab: Villach); röm.-kath. Sohn des Tischlers Josef W. und der Josefa W., geb. Kleinberger, Bruder von →Ludwig W.; ledig. – Neben der Tischlerlehre beim Vater erhielt W. eine erste künstler. Ausbildung bei Jakob Canziani (Canciani) und →Karl Rumbold und schuf frühe, noch biedermeierl. aufgefasste Motive seiner Ktn. Heimat. 1860 ging W. nach München, wo er sich vorwiegend autodidakt. in der hier dominierenden Stimmungsmalerei weiterbildete. Mithilfe eines Stipendiums zog er 1866 nach Düsseldorf und bereiste von dort aus Norddtld., die Niederlande, Belgien sowie Tirol, Oberitalien und die Schweiz. Er schuf ideale Landschaften nach dem Vorbild Jacob van Ruisdaels und in den 1870er-Jahren auch einige Radierungen (Defreggers Geburtshaus, 1877). 1870–88/89 war W. Mitgl. in dem Düsseldorfer Künstlerver. Malkasten und befreundet mit den Brüdern Andreas und Oswald Achenbach, deren Einfluss sich in einem etwas nüchternen Realismus seiner Werke zeigt. 1889 ließ er sich wieder in München nieder, wo er mit seinem Bruder ein gem. Atelier unterhielt. Dieser vermittelte W. die von ihm zwischenzeitl. adaptierten Einflüsse der Meister von Barbizon (Jules Dupré, Charles-François Daubigny, Jean-Baptiste Camille Corot). Nach 1870 arbeitete W. auch verstärkt mit graph. Techniken. Zwischen 1880 und 1890 hielt sich W. fast jeden Sommer in Ktn. auf, seine Wörthersee-Ansichten setzten verstärkt das Licht als Stimmungsträger ein und waren sehr beliebt. Daneben schuf er zahlreiche Ansichten aus der Umgebung Münchens (Starnberger See) und dem Voralpenland (um Rosenheim), häufig undatiert. Seine Motive waren meist schlichte Ausschnitte der ungeschönten Natur wie Baumgruppen, Flussufer, Wegverläufe, ab 1889 hauptsächl. aus der voralpinen Landschaft (Berglandschaft, o. J., Sandgrube, 1874, beide German. Nationalmus., Nürnberg), wobei er Menschen und Tiere nur als Staffage einsetzte und seine Skizzen erst im Atelier ausarbeitete. Mit seinem Werk blieb er dem Realismus der Münchner Schule, zu deren letzten Vertretern W. zählt, verhaftet. Erst in seinen letzten Jahren öffnete er sich vorsichtig impressionist. Einflüssen, nahm aber an den zeitgenöss. Kunstentwicklungen nicht mehr teil. W.s Werke finden sich u. a. in der Neuen Pinakothek (Maria Wörth am Wörthersee, Flusslandschaft) in München und im Mus. der Stadt Villach sowie zum Großteil in Privatbesitz. Seinen Nachlass vermachte er seiner Heimatstadt Villach.

Weitere W. (s. auch Fiedler, 1964; Mair – Fiedler-Bendler): Die Fraueninsel, gesehen von der Krautinsel, um 1880; Große oberbayer. Landschaft; Brücke bei Rosenheim; Starnberger See; Stadtgraben von Donauwörth.
L.: Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wurzbach; G. Fiedler, Die Landschaftsmaler J. und Ludwig W., Diss. Innsbruck, 1964 (m. W.); G. Fiedler, in: Neues aus Alt-Villach 2, 1965, S. 157ff. (m. B.); G. Oetzelt, ebd. 16, 1979, S. 107ff.; H. Ebertshäuser, Malerei im 19. Jh. Münchner Schule, 1979, S. 137, 279; H. Ludwig, Münchner Maler im 19. Jh. 4, 1983; W. G. Well, Maler im Fürstenfeldbrucker Land, 1988, S. 224f.; Quellen zur Geschichte des Künstlerver. Malkasten, bearb. S. Schroyen, 1992, S. 163, 266; A. Rohsmann, J. und Ludwig W., Klagenfurt 1994 (Kat.); J. W. … Ludwig W., ed. E. Mair – G. Fiedler-Bendler, Villach 1995 (Kat., m. W.); S. Wichmann, Münchner Landschaftsmaler im 19. Jh., (1996), S. 222, 274; R. Wlattnig, in: Rudolfinum. Jb. des Landesmus. für Ktn., 2006, S. 148ff.; Vor den Alpen, ed. St. Borchardt, Hohenkarpfen 2008, S. 68 (Kat.); Landschaft, ed. Ch. Wetzlinger-Grundnig, Klagenfurt 2012, S. 36f., 204 (Kat.); Das andere Land, ed. Ch. Wetzlinger-Grundnig, Klagenfurt 2018, S. 64f., 290 (Kat.).
(E. Chrambach)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 229f.
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