Wilt, Franz (1825–1909), Techniker und Architekt

Wilt Franz, Techniker und Architekt. Geb. Aversa, Kg.reich beider Sizilien (I), 22. 1. 1825; gest. Wien, 24. 4. 1909; röm.-kath. Aus einer Musikerfamilie stammend. Sohn des Militärkapellmeisters Josef W. (geb. 1789; gest. Enzersdorf am Gebirge/Maria Enzersdorf, NÖ, 17. 6. 1874, begraben: Wien) und von Anna W. (gest. 1873), Vater der Sängerin Fanny W., verwitwete Plankensteiner, verheiratete Gottinger (geb. Steyr, OÖ, 8. 7. 1854; gest. Wien, 5. 1. 1930; begraben: Hallstatt, OÖ); ab 1853 verheiratet mit →Marie W. – W. stud. 1841–46 am Wr. polytechn. Inst. und war danach als Techniker in der Bauabt. des Handelsmin. tätig, der er bis zu seiner Pensionierung 1888 angehörte (ab 1863 als Ing., ab 1870 mit Titel und Charakter eines Obering.). Anfangs arbeitete er in der Straßenbauabt. in Galizien, später u. a. in Garsten in OÖ (Bauleitung des Strafgefangenenhauses) und Dalmatien (ca. 1856–58). 1858 übernahm er in Wien im Rahmen des Ringstraßenprojekts die Leitung der Demolierungsarbeiten der Basteien. Nach Beendigung der wesentlichsten Abbrucharbeiten wurde er 1863 als techn. Konsulent in die Komm. für Monumentalbauten berufen, um die techn. Leitung einiger bedeutender Ringstraßenbauvorhaben zu übernehmen. Sein familiär begründetes Musikverständnis kam ihm insbes. beim Bau der Wr. Hofoper (1863–68) und des Musikver.gebäudes (1867–70) zugute, wo er sich vorrangig in akust. Fragen engag. In enger Zusammenarbeit mit →Theophil Frh. v. Hansen, dem er auch freundschaftl. verbunden war, übte er außerdem die techn. Leitung beim RR-Gebäude (Parlament) und der Wr. Börse (1873–77) aus, aber auch bei diversen Privatbauten. W. erhielt zahlreiche Ausz. (1863 und 1865 Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone, 1869 Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1874 Baurat, 1883 Oberbaurat, 1886 Ritter der Eisernen Krone III. Kl.). Er war ab 1872 Verw.R. des neugegr. Cottagever., Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. (1864–88) und ab 1872 in der Dion. der Ges. der Musikfreunde. Mit seiner Villa Wilthütte am Hallstätter See bot W. einen beliebten Künstlertreff.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): evang. Kirche, 1859 (Bad Goisern am Hallstättersee); Kaffeesalon im Volksgarten, 1863 (Wien 1).
L.: NFP, WZ (Abendausg.), 26. 4. 1909; Die Wr. Ringstraße 2, 5; Eisenberg 1; Kosel 1; Wurzbach (s. u. Marie W.); Künstler-Album, ed. A. Eckstein, 1890; B. Fahrngruber, Bauwirtschaftl. Aspekte der Wr. Stadterweiterung unter K. Franz Joseph I. …, sozial- und wirtschaftswiss. Diss. Wien, 2001, passim; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. B. u. W., Zugriff 17. 10. 2019); TU, Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 231f.
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