Winarsky, Leopold (1873–1915), Politiker

Winarsky Leopold, Politiker. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 20. 4. 1873; gest. Wien, 22. 11. 1915 (Ehrengrab: Zentralfriedhof); röm.-kath., ab 1896 konfessionslos. Sohn von Karl W. (gest. 1876) und der Bedienerin Amalia W., geb. Hellberg; ab 1896 verheiratet mit Theresia W., geb. Beran, ab 1901 mit Anna W., geb. Dorfner (1913 geschieden). – Nach der Bürgerschule in Wien absolv. W. eine Tapeziererlehre und besuchte gleichzeitig Abendkurse an der Staatsgewerbeschule sowie an der Schule des Arbeiterbildungsver. Landstraße. 1894 wurde er Beamter bei der allg. Arbeiterkrankenkasse und wechselte 1898 in das Sekretariat der sozialdemokrat. Arbeiterpartei Österr., wo er zunächst als Sekr.stellv. und ab 1909 als Sekr. tätig war. Dazwischen saß er 1895 eine viermonatige Haftstrafe wegen diverser polit. Vergehen ab. 1906 wurde W. als erster Sozialdemokrat zum Vertreter der Brigittenau in den Wr. Gmd.rat gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Bei der RR-Wahl 1907 gelang es ihm, ein Mandat für den Wahlkreis Friedberg in Böhmen zu erringen. Im RR gehörte er dem Klub der dt. Sozialdemokraten an und war Mitgl. in verschiedenen Ausschüssen, darunter ab 1907 im Wehr-, ab 1909 im Finanz- sowie im Legitimationsausschuss, wo er als Schriftführer fungierte. Die inhaltl. Schwerpunkte seiner parlamentar. Arbeit stellten die Aufdeckung von Soldatenmisshandlungen und Wahlbetrug sowie Reformvorschläge zum Steuerwesen und zu einer Ausweitung der Lehrlingsrechte dar. 1914 zum Militärdienst einberufen, wurde er aus gesundheitl. Gründen aus der Armee entlassen. W. leistete v. a. im Aufbau sozialdemokrat. Strukturen Bleibendes: Als Obmann des Arbeiterbildungsver. Landstraße fungierte er 1894 als Mitbegründer des Verbands jugendl. Arbeiter Österr., der ersten sozialdemokrat. Jugendorganisation der Monarchie. Ebenso förderte W. Frauenorganisationen in Wien und NÖ. Daneben veröff. er zahlreiche Aufsätze in →Franz Schuhmeiers „Volkstribüne“ und im „Jugendlichen Arbeiter“, gehörte aber auch zu den Mitbegründern der Z. „Der Kampf“. 1909 stieg er zum Obmann der sozialdemokrat. Zentralstelle für Bildungswesen in Wien auf. Seine umfangreiche Bibl. bildete, gem. mit jener von →Viktor Adler und →Engelbert Pernerstorfer, den Grundstock der Sozialwiss. Stud.bibl. der Arbeiterkammer Wien.

L.: AZ, WZ, 23. 11. 1915; Adlgasser; Czeike; Arbeiterinnen-Ztg. 24, 1915, Nr. 24, S. 2f.; dasrotewien.at (Zugriff 20. 12. 2019); Pfarre Brno-sv. Tomáš, CZ.
(P. Swoboda)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 240
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