Windisch-Graetz (Windisch-Grätz, Windischgrätz), Alfred Candidus Ferdinand Fürst zu (1787–1862), General

Windisch-Graetz (Windisch-Grätz, Windischgrätz) Alfred Candidus Ferdinand Fürst zu, General. Geb. Brüssel, Österr. Niederlande (Brussel/Bruxelles, B), 11. 5. 1787; gest. Wien, 21. 3. 1862 (begraben: Tachau, ab 1886 Kladruby, CZ); röm.-kath. Sohn des polit.-phil. Fachschriftstellers Joseph Niklas Reichsgf. zu W.-G. (1744–1802) und seiner Ehefrau Maria Franziska Leopoldine Prinzessin v. Arenberg (geb. Brüssel, 31. 7. 1751; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 26. 8. 1812), Vater u. a. von →Ludwig Joseph Prinz zu W.-G., FML und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (1868) Alfred Joseph Fürst zu W.-G. (geb. Wien, 28. 3. 1819; gest. Tachau, Böhmen / Tachov, CZ, 28. 4. 1876), FML August Joseph Prinz zu W.-G. (1828–1910) sowie von FML Joseph Prinz zu W.-G. (1831–1906), Onkel von →Ernst Ferdinand Prinz zu W.-G., Großvater von →Alfred Fürst zu W.-G.; ab 1817 verheiratet mit Maria Eleonore Prinzessin zu Schwarzenberg (geb. Wien, 21. 9. 1796; gest. Prag, 12. 6. 1848). – W. erlangte nach dem frühen Tod seines Vaters mit 17 Jahren die Reichsfürstenwürde. K. →Franz II. (I.) ernannte ihn daraufhin 1804 zum Oblt. im Ulanenrgt. Nr. 2. Während des Feldzugs von 1805 geriet er in Ulm in Gefangenschaft, aus der er wenige Wochen später, nach der Schlacht bei Austerlitz, wieder entlassen wurde. Im Krieg von 1809 wurde er, inzwischen bereits Rtm. (1808), mit seiner Eskadron mit einem Streifkmdo. betraut, um Fühlung mit den feindl. Truppen in Franken zu halten. Zum Mjr. in dem in Aufstellung befindl. böhm.-ständ. Dragonerrgt. ernannt, ließ er sich in das Ulanenrgt. Nr. 1 einteilen, um bei einer Kampftruppe zu bleiben. Nach dem Krieg von 1809 widmete sich W. verschiedenen Fachstud. Der polit. Umschwung von 1813 veranlasste ihn, wieder zur Armee einzurücken. Mit seiner Beförderung zum Obstlt. folgte die Einteilung im Chevaulegerrgt. Gf. OʼReilly Nr. 3. Nach den Schlachten bei Dresden, Kulm und Leipzig wurde er für sein umsichtiges und entschlossenes Handeln in der Völkerschlacht bei Leipzig zum Obst. des Kürassierrgt. Nr. 8 ernannt. 1814 bewährte er sich in den Gefechten vor Troyes und bei Fère-Champenoise. Mit Beendigung des Wr. Kongresses bezog W. mit seinem Rgt. die Friedensgarnison in Brandeis an der Elbe. 1826 zum GM befördert, übernahm er die Führung der dortigen Grenadierbrig.; 1833 FML und Divisionär. W. besuchte die Truppenübungen →Johann Gf. Radetzkys v. Radetz in Italien und unterstützte den FM maßgebl. bei der Durchsetzung der neuen Manövrierinstruktion. 1840 folgte seine Ernennung zum kommandierenden Gen. in Böhmen. W. weilte zufällig zu Beginn der Revolution 1848 in Wien. Vom K. mit unumschränkten Vollmachten ausgestattet, kehrte er nach Prag zurück. Zu Pfingsten spitzte sich die Lage auch dort zu. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde W.’ Gattin tödl. verwundet. W. verkündete die Belagerung der Stadt, nach fünf Tagen war der isolierte Prager Aufstand beendet. Als in Wien die Oktoberrevolution ausbrach und →Theodor Baillet de Latour ermordet wurde, ernannte der K. W. zum FM und Oberkommandierenden aller außerhalb Italiens stehenden Truppen. Als der ung. Entsatzversuch bei Schwechat scheiterte, rückten die Truppen kämpfend in Wien ein. Eine Reihe vollzogener Todesurteile beendete den dortigen Aufstand. Im Winterfeldzug gegen Ungarn gelang es W. zwar rasch, in Pest-Buda einzuziehen und die Ungarn 1849 bei Kápolna zu schlagen, er musste jedoch noch im Frühjahr das k. Heer nach einigen verlorenen Gefechten vor dem überlegenen Revolutionsheer zurücknehmen. K. →Franz Joseph I. berief ihn daraufhin ab und ersetzte ihn durch →Franz Frh. v. Welden. W. zog sich auf seine Güter zurück. 1859 wurde er als Kmdt. der Bundesfestung Gouverneur in Mainz, 1861 erfolgte seine Ernennung zum Mitgl. des HH. Ab 1832 2. Inhaber des Kürassierrgt. Nr. 1, wurde er 1835 Inhaber des Chevaulegerrgt. Nr. 4 (später umbenannt in Dragonerrgt. Nr. 2), 1851 Inhaber des Dragonerrgt. Nr. 7 sowie 1853 2. Inhaber des Dragonerrgt. Nr. 8. W. erhielt u. a. 1814 das Ritterkreuz sowie 1850 das Großkreuz des MMTO, 1814 den russ. St. Georgs-Orden IV. Kl., 1830 den Ritterorden vom Goldenen Vlies, 1833 den russ. Alexander-Newski-Orden, weiters u. a. das Großkreuz des kgl. ung. St. Stephan-Ordens sowie das Großkreuz des Ordens der Hll. Mauritius und Lazarus.

L.: WZ, 22. (Abendbl.), Tagespost (Graz), 25. (Abendausg.), Innsbrucker Nachrichten, 29. 3. 1862; ADB; Biograph. Lex. Südosteuropas; F. Walter, in: NÖB 14, S. 43ff. (m. B.); Wurzbach; A. Thürheim, Geschichte des k. k. achten Uhlanen-Rgt. Erzhg. Ferdinand Maximilian, 1860, S. 130ff., 242; O. Kielmannsegg, Schwarzenberg-Uhlanen 1790–1887, 1887, S. 95, 112, 119, 310; P. Müller, FM Fürst W., 1934; F. Hauptmann, in: Südost-Forschungen 15, 1956, S. 372ff.; H. Stekl – M. Wakounig, W.-G., 1992, s. Reg. (m. B.); G. Dabringer - M. Wakounig, in: Österr. Polen, ed. J. Buszko, 1996, S. 275ff.; KA, Wien.
(G. Artl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 244f.
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