Winkler von Brückenbrand, Georg Johann Edler (1776–1853), Mathematiker, Geometer und Forstmann

Winkler von Brückenbrand Georg Johann Edler, Mathematiker, Geometer und Forstmann. Geb. Großwiesendorf (NÖ), 29. 3. 1776; gest. Wien, 1. 8. 1853; röm.-kath. Sohn des Bauern Adam Leopold Winkler und von Rosalia Winkler, geb. Heillmer, Vater u. a. des Oberfeldarztes Karl Friedrich W. v. B. und von Friedrich Georg W. v. B. (gest. Komotau, Böhmen / Chomutov, CZ, 20. 7. 1857), Aktuar der Berghptm.schaft in Komotau; ab 1808 verheiratet mit Anna Winkler, geb. Seeschlitz (gest. 16. 6. 1825), ab 1827 mit Marie Winkler, geb. Schwab Edle v. Adlersburg, verwitwete Edle v. Rampony (gest. 1. 12. 1837), ab 1841 mit Marie W. Edle v. B., geb. Neumann. – W. erhielt seinen ersten Unterricht von Pfarrer Joseph Obermayer in Großweikersdorf und war aufgrund seiner Begabung zum Studieren bestimmt, musste jedoch nach dem Tod des Vaters zunächst die Familie auf dem Hof unterstützen. 1794 trat er in Wien beim 2. Feldart.-Rgt. ein und diente 1794–1800 während der napoleon. Kriege am Ober- und Mittelrhein als Artillerist. Seine Freizeit nutzte er zum privaten Stud. der Mathematik und des militär. Zeichnens. 1801–04 besuchte W. Art.schulen und avancierte dort als Schüler des Mjr. Georg Frh. v. Vega zum Repetitor der höheren Mathematik und zum Lehrer für Zeichnen. 1805 wurde W. als Adj. des Feldart.trainskmdt. Hermann Peter Gf. Künigl in Südtirol verpflichtet. Zum Oblt. befördert, kommandierte er 1809 eine Komp. der nö. Landwehr und bereitete Ende April die Zerstörung der Donau-Jochbrücke von Linz nach Urfahr durch einen Brand vor. Nach Kriegsende stud. W. ab 1809 am prov. Forstinst. in Purkersdorf. Ab 1811 lehrte er dort als prov. Prof. die mathemat. Fächer, inklusive prakt. Geometrie und Mechanik, ab 1813 unterrichtete er als w. Prof. für Mathematik, Mechanik und prakt. Geometrie an der nach Mariabrunn übersiedelten nunmehrigen Forstlehranstalt. 1824 bekam W. die Hausinspektion prov. übertragen, ab Ende August 1833 leitete er vorübergehend die Geschäfte der Lokaldion. 1849 k. Rat, trat er i. d. R. W. war ein begeisterter Lehrer. Seine mathemat. Werke beschäftigen sich mit Fragen der Forstwirtschaft, waren prakt. Inhalts und in ihrer Darstellung klar und allg. verständl., sodass sie auch außerhalb forstl. Kreise ihr Publikum fanden. Seine Monographien, die sowohl als Lehrbücher gefragt als auch zum Selbststud. geeignet waren, erschienen in zahlreichen Aufl., darunter das „Lehrbuch der Rechenkunst und Algebra ...“ (1813, 6. von Franz Baur umgearb. Aufl. 1866), das zweiteilige „Lehrbuch der Geometrie zum Gebrauche auf Forst-Akademien ...“ (1814–17, 2. Aufl. 1824–29, Reprint 2017) und das „Lehrbuch der Geometrie. Zum öffentlichen Gebrauche ...“ (5. Aufl., ed. Baur, 1857). W. erfand einige Instrumente, darunter ein Dendrometer zur Berechnung der Holzmenge bzw. der Kubikmaße eines stehenden Baums („Beschreibung eines Dendrometers ...“, 1812; „Anleitung zur Construction und dem Gebrauch eines einfachen Taschen-Dendrometers ...“, 1834, 2. Aufl. 1846), das als Vorbild für die Weiterentwicklungen etwa durch →Franz Grossbauer v. Waldstätt diente, sowie andere Schätzungshilfen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang sein Lehrbuch über „Waldwerth-Schätzung“ (2 Bde., 1835–36, 2. Aufl. 1838–41). W.s hervorragende Fähigkeiten als Zeichner schätzte z. B. Joseph Max Frh. v. Liechtenstern, der ihn für die Anfertigung der Karte „Das Erzherzogthum Nieder-Östereich Unter und Ob Der Enns = Carte De L’Archiduché D’Autriche, ca. 1:340.000“ (1810) engag. 1821 bereiste W. die Gebirge Österr., insbes. der Stmk. und des Salzkammerguts. Dabei gelang es ihm, das Problem der Höhenschichtmessungen im Gelände mittels eines Barometers geometr.-mathemat. zu lösen. Seine einfache Rechenmethode fand danach auch im Straßen-, Berg- bzw. Untertagbau Anwendung („Beschreibung eines verbesserten, bequemen und einfachen Reise-Barometers ...“, 1821; „Theoretisch-praktische Anleitung zur Berg-Situations-Zeichnung ...“, 1823). Da durch die napoleon. Kriege sämtl. Kartenmaterial von Mariabrunn und Umgebung vernichtet worden war, wurde W., der bereits 1811 mit seinen Schülern den Weidlingauer Forst vermessen hatte, 1823 mit der Aufnahme und Vermessung des Lainzer Tiergartens betraut. Die lithographierten Karten samt eingezeichneten Höhenschichten lagen 1824 vor. 1841–42 nahm er mit seinen Schülern abermals eine Vermessung des Lainzer Tiergartens vor, dessen Pläne 1845 fertiggestellt waren. W. war u. a. Lehrer von →Josef Ressel, mit dem er später immer wieder korrespondierte, und Maximilian Edler v. Wunderbaldinger sowie Briefpartner →Michael Seidls. Ab 1836 Mitgl. der Landwirtschaftsges. in Wien, war er weiters k. M. der patriot.-ökonom. Ges. in Böhmen und der stmk. Landwirtschaftsges. 1838 wurde er mit dem Prädikat „Edler v. Brückenbrand“ in den erbl. Adelsstand erhoben.

Weitere W.: s. ADB; Graeffer–Czikann; Poggendorff; Heß; Allg. Enc.
L.: Klagenfurter Ztg., 1. 2. 1849; WZ, 12. 10. 1853; ADB (m. W.); Graeffer–Czikann (m. W.); Poggendorff 2 (m. W.); Wurzbach; Oesterr. Vjs. für Forstwesen 3, 1853, S. 316, 32, 1914, S. 210f.; Z. für die österr. Gymn. 4, 1853, S. 837f.; K. Schindler, Die k. k. Forstlehranstalt Mariabrunn, 1863, S. 10, 92ff.; F. Grossbauer, Das Winkler’sche Taschen-Dendrometer neuster Construction, 1864; Biographien zur Galerie berühmter und verdienter Forstmänner, ed. G. v. Schwarzer, 1870; R. Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner …, 1885 (m. W.); Allg. Enc. der gesammten Forst- und Jagdwiss. 8, 1894 (m. W.); J. Wesselys Berufsbiographie, ed. K. Petraschek, 1908, S. 2, 185f.; Zur Gedenkfeier der Gründung der Forst-Lehranstalt Mariabrunn 1813 und der k. k. BOKU in Wien 1872, 1912–13, S. 14, 16 (B.), 118f., 153f.; A. Welkert, in: NÖ Kulturberr., März 1964, F. 3, S. 18; H. Killian, Mariabrunner Tril. 2, 1968, s. Reg. (m. B.); J. Resch, in: NÖ Kulturberr., Februar 1978, S. 13; BOKU, Wien.
(M. Pesditschek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 257f.
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