Winkler, Andreas (Andrej) Frh. von (1825–1916), Beamter, Politiker und Jurist

Winkler Andreas (Andrej) Frh. von, Beamter, Politiker und Jurist. Geb. Nemci, Görz und Gradisca (SLO), 10. (nicht 9.) 11. 1825; gest. Graz (Stmk.), 16. 3. 1916; röm.-kath. Sohn des Händlers und Grundbesitzers Bartholomäus (Jernej) Winkler und dessen Frau Katherina (Katarina) Winkler, geb. Vouk (Voug), Vater der Archivarin und ersten weibl. Kandidatin der Ergänzungsprüfung für den fachl. Archivdienst (1911) des Inst. für österr. Geschichtsforschung Melitta Emilie Freiin v. W. (geb. Wien, 14. 2. 1879; gest. ebd., 15. 1. 1946); ab 1858 verheiratet mit Emilie Freifrau v. W., geb. Persoglia (Peršolja) (gest. 1904). – W. absolv. 1844 das Gymn. bzw. die phil. Jgg. in Görz und stud. anschließend Jus, zuerst in Wien und später in Graz, wo er 1849 zum Dr. iur. prom. wurde. Daneben betätigte er sich als Hauslehrer, u. a. 1847 bei Anastasius Grün (→Anton Alexander Auersperg). 1848 wurde W. Hilfslehrer am Görzer Gymn., als Ausschussmitgl. des örtl. slaw. Lesever. vervollkommnete er in dieser Zeit seine Slowen.kenntnisse. Noch 1849 trat er in Görz in den Gerichtsdienst beim Stadt- und Landrecht. Nach Ablegung der Gerichtsprüfung 1850 in Triest war er u. a. als Adjunkt in Rovigno sowie ab 1855 als Aktuar in Canal und 1857 in Sesana tätig. Im Folgejahr kehrte er nach Görz zurück, wo er nun an der Grundlasten-Ablösungs- und Regulierungskomm. wirkte. 1861 zog W. als einziger slowen. Abg. in den neu gegr. Görzer LT ein (Mitgl. bis 1880). 1865–68 Bez.vorsteher in Cormons, übernahm er anschließend die neu eingerichtete Bez.hptm.schaft Tolmein; 1871 Statthaltereirat in Triest. 1873 erfolgte W.s Wahl in das AH des RR (Klub des Zentrums, ab 1879 Klub des rechten Zentrums), dem er bis 1880 angehörte, als er zum Landespräs. von Krain bestellt wurde. Zuvor war der 1875 zum HR ernannte W. ab 1876 am Verwaltungsgerichtshof in Wien tätig gewesen. Als erster und einziger bekennender Slowene im Amt des Landespräs. setzte sich W. intensiv und erfolgreich für die Aufwertung des Slowen. als Schul- und Amtssprache ein, wobei er u. a. auf die Expertise →Fran Levecʼ zurückgriff. Einige aufgrund ihres nationalen Engagements in andere Teile der Monarchie versetzte Beamte, etwa →Fran Edler v. Šuklje oder →Josip Šuman, konnten unter seiner Ägide wieder nach Krain zurückkehren. Wie bereits in seiner Funktion als Bez.hptm. erwarb sich W. auch als Landespräs. große Verdienste um die Aufforstung des Karsts sowie den Ausbau des Straßennetzes. Die Wende in der Politik →Eduard Taafes beendete indirekt auch die sog. Ära W., da dieser auf Druck der Krainer Deutschen 1892 sein Amt zurücklegen musste. W. zählte zu den Mitbegründern der slowen. Lesehalle in Görz und fungierte bis 1866 als deren Vors., 1864–76 saß er zudem im Ausschuss der Slovenska matica (1892 Ehrenmitgl.). 1883 erhielt er den Orden der Eisernen Krone II. Kl. und wurde in den Frh.stand erhoben; 1892 Großkreuz des Franz Joseph-Ordens. Nach dem Kriegseintritt Italiens 1915 übersiedelte er nach Graz.

L.: Slovenec, 23. 3. 1880, 23. 3. 1916, 8. 11. 1925; Ilustrirani Slovenec, Jutro, 8. 11. 1925; Adlgasser; PSBL; SBL (m. B.); V. Melik, Wahlen im alten Österr., 1997, s. Reg.; D. Matić, Nemci v Ljubljani 1861–1918, 2002; D. Matić, in: Slovenska kronika XIX. stoletja 2, 2003, S. 338ff., 3, 2003, S. 35f.; M. Rugále – M. Preinfalk, Blagoslovljeni in prekleti 2, 2011, S. 241ff. (m. B.); J. Šušmelj, A. baron W. 1825–1916 …, 2014 (m. B.); AVA, Wien; Pfarre Trnovo pri Gorici, SLO.
(M. Šimac)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 252f.
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