Winkler, Josef (1826–1903), Superintendent

Winkler Josef, Superintendent. Geb. Wsetin, Mähren (Vsetín, CZ), 16. 1. 1826; gest. Arriach (Ktn.), 22. 10. 1903; evang. AB. Sohn des Tuchmachers Wenzel W. und der Petronilla W.; verheiratet mit Mathilde W., geb. Poppe. – W. besuchte das Gymn. in Teschen und anschließend das Lyceum in Pressburg. 1845–48 stud. er an der protestant.-theol. Lehranstalt in Wien. Dort war er als Mitgl. der Akadem. Legion auch am revolutionären Geschehen beteiligt und demonstrierte für die Aufnahme der separierten Lehranstalt in den Verband der Alma Mater Rudolphina. 1849 wurde er nach Ablegung der Pfarramtsprüfung durch →Johann Georg Lumnitzer in Brünn zum geistl. Amt ordiniert. Es folgte eine pastorale Tätigkeit als Vikar in seinem Geburtsort und 1850–53 im mähr. Hillersdorf. Seine weitere Tätigkeit als Gmd.pfarrer führte ihn nach Ktn., zuerst 1853 nach Feffernitz und 1859 nach Arriach. Dort setzte er auch kommunalpolit. Initiativen, gründete einen Landwirtschaftsver. und eine Feuerversicherungskasse, errichtete in Arriach und Umgebung mehrere Schulen und wurde 1869 Mitgl. im Villacher Bez.schulrat. Für den Unterricht verf. er ein „Konfirmanden-Büchlein für die evangelische Jugend“ (1870), das in Österr. weit verbreitet war und zahlreiche Aufl. und Neuausg. erlebte. 1877 zum Stellv. des Superintendenten gewählt (Wiederwahl 1888), oblag ihm vertretungsweise ein kirchenleitendes Amt in der großen Wr. Superintendenz A.B., welche die Gmd. in Wien, NÖ, Stmk., Ktn., Krain, Görz und Gradisca, Istrien und Triest umfasste. 1894 wurde er zudem zum Senior der Ktn. Gmd. gewählt. Gegen seine im April 1895 erfolgte Wahl zum Superintendenten durch die Presbyterien der Gmd. richtete sich ein Protest des Ver. der evang. Glaubensgenossen A.B. in Wien, der den Sitz der Superintendentur nach Wien verlegen wollte und für den dortigen Pfarrer Paul v. Zimmermann optierte, aber vom Wr. Presbyterium boykottiert wurde. Mit Rücksicht auf seine langjährige Tätigkeit als Stellv. stimmte dieses geschlossen für W., dessen Wahl durch den K. im Juni 1895 bestätigt wurde. Damit wanderte der Sitz der Superintendentur in die Ktn. Toleranzgmd., die dadurch für acht Jahre zum Mittelpunkt der weitläufigen Diözese aufrückte. 1890 erhielt W. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

L.: Der österr. Protestant 28, 1903, S. 326ff.; Die Wartburg 2, 1903, S. 435; Evang. Kirchen-Ztg. für Oesterr. 20, 1903, S. 328f.; G. Traar, Eine Wolke von Zeugen, 1967, S. 101; Archiv des Evang. Oberkirchenrats, Wien; Pfarre Vsetín, CZ.
(K. W. Schwarz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 256
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