Winter, Rudolf (1878–1934), Funktionär und Beamter

Winter Rudolf, Funktionär und Beamter. Geb. Wien, 24. 4. 1878; gest. Pontebba (I), 8. 6. 1934; röm.-kath. Verheiratet mit Grete W., geb. Karplus. – Nach einem Jusstud. an der Univ. Wien (1898 Dr. iur.) begann W. seine berufl. Laufbahn im Staatsdienst. 1899 in das Ackerbaumin. berufen, befasste er sich dort mit landwirtschaftl. Genossenschafts- und Organisationsfragen. 1920–23 fungierte er als Geschäftsführer der Agroterra, der Vorläuferorganisation des Allg. Verbands für das landwirtschaftl. Genossenschaftswesen in Österr., dessen Satzung W. gem. mit →Matthäus Bauchinger erarbeitete. 1921 verließ W. den Staatsdienst, um sich als Gen.sekr. der Agrar. Zentralstelle vollständig der Neuorganisation des landwirtschaftl. Genossenschaftswesens zu widmen. Ab 1921 war W. auch Mitgl. in der Komm. für Angelegenheiten des Wiederaufbaus Österr. 1922 wurde er zum ersten Kammeramtsdir. der neu geschaffenen nö. Landes-Landwirtschaftskammer bestellt. Obwohl er das Amt 1924 krankheitsbedingt zurücklegen musste, blieb er der Institution als Konsulent erhalten. Von der Präs.konferenz der land- und forstwirtschaftl. Hauptkörperschaften wurde W. zum Gen.sekr. derselben bestellt und gestaltete in dieser Funktion maßgebl. die Leitlinien der landwirtschaftl. Produktions-, Zoll-, Handels-, Steuer-, Kredit-, Eisenbahntarif- sowie Sozialpolitik mit. Neben ihrer beratenden Tätigkeit oblag der Präs.konferenz auch die Vertretung der österr. Land- und Forstwirtschaft nach außen. Als Gen.sekr. wurde W. in diverse Gremien (Postsparkasse, RAVAG, Devisenbeirat, Österr. Kuratorium für Wirtschaftlichkeit, Garantiefonds, Handelsstatist. Dienst, Zollbeirat etc.) entsandt und wirkte auch im Ausland, etwa auf der Internationalen landwirtschaftl. Konferenz in Paris oder im Beirat des Internationalen landwirtschaftl. Inst. in Rom. W. engag. sich für die landwirtschaftl. Publizistik, wo er insbes. im Rundfunk eine neue Form der Information der Landbevölkerung sah. Er hielt selbst Radiovorträge (ab 1926 „Stunde der landwirtschaftlichen Hauptkörperschaften“) und war auch in der landwirtschaftl. Fachpresse aktiv. W. verstarb auf der Rückfahrt von einer Dienstreise nach Rom.

W.: Die nö. Landes-Landwirtschaftskammer als Gründerin und Führerin der Präs.konferenz der landwirtschaftl. Hauptkörperschaften, in: Wr. Landwirtschaftl. Ztg. 79, 1929, Nr. 51; Lage und Probleme der österr. Landwirtschaft, in: Entwicklung und Rationalisierung der österr. Landwirtschaft, 1931.
L.: 10 Jahre nö. Bauernkammer, ed. L. Greil, 1932, s. Reg.; Raiffeisen in Österr., ed. E. Bruckmüller – W. Werner, 1998, S. 68f., 334; UA, Wien; Nö. LA, St. Pölten, NÖ.
(U. Schwarz-Gräber)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 264
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