Winterhalder (Winderhalter), Josef Ritter von (1813–1888), Architekt und Ingenieur

Winterhalder (Winderhalter) Josef Ritter von, Architekt und Ingenieur. Geb. Wien, 8. 2. 1813; gest. ebd., 29. 4. 1888; röm.-kath. Aus einer Künstlerfamilie stammend. Sohn des Uhrmachers, Maschinening. und Farbholzhändlers (Carl) Stephan Winderhalter (geb. um 1780) und der Elisabeth Winderhalter, geb. Hoffer, Vater u. a. von →Theodor Ritter v. W.; ab 1856 verheiratet mit Maria Edle v. W., geb. Willam (geb. Wien, 22. 2. 1836; gest. ebd., 23. 3. 1925). – W. erhielt ursprüngl. an der Wr. ABK eine Ausbildung zum Graveur bei →Josef Klieber (1828–32) und stud. 1831–34 bei →Peter Nobile Architektur. 1837–40 besuchte er das polytechn. Inst., um danach eine Stelle im Hofbauamt (später Baudep. des Min. des Innern) anzutreten, die er – ungeachtet diverser organisator. Veränderungen – bis zu seinem Tod innehatte. Er wurde 1852 Obering., 1870 Oberbaurat, 1874 Sektionsrat im Dep. für Hochbau in der Nachfolge →Moritz v. Löhrs und 1876 Min.rat. In diesen Funktionen war er für die Errichtung einer Reihe von Amtsgebäuden (Hauptzollamt Linz, 1858; Telegraphengebäude, 1870, Wien 1; Staatsdruckerei, 1886, Wien 3) verantwortl. und prägte deren Charakter mit. Diese – manchmal kritisierte – „Beamtenarchitektur“, die einer etwas schemat., nüchternen Neorenaissance verpflichtet war, unterlag ökonom. Zwängen, sollte aber auch Identität und Tradition vermitteln. 1856 führte er die ersten Konstruktionen mit gewalzten Eisenträgern und Hohlziegelgewölben im Wr. Dion.gebäude der DDSG aus. W., der Mitgl. zahlreicher wichtiger Komm. (ab 1857 der Wr. Stadterweiterungs-Komm., 1863–68 der Komm. zur Revision der Bauordnung, ab 1885 der Staatsprüfungskomm.) und ein gefragter Juror war, hatte maßgebl. Einfluss auf das Baugeschehen seiner Zeit (Mitarb. an diversen städtebaul. Konzepten, u. a. Parzellierung des Rathausviertels). Er erhielt zahlreiche Ausz., so wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens (1864) und des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. (1878), 1879 erfolgte seine Erhebung in den Ritterstand. W. war Mitgl. des nö. Gewerbever. und ab 1857 des Österr. Ing.-Ver., des späteren Österr. Ing.- und Architekten-Ver.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Kirche, 1850 (Baia Sprie); Kreisgerichtsgebäude, 1890 (Wr. Neustadt).
L.: NFP (Abendbl.), WZ, 30. 4. 1888 (Abendausg.); Die Wr. Ringstraße 7, 11; S. Loewy, Altwiener Familien, 1925, s. Reg.; Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz 1, bearb. A. Wied (= Österr. Kunsttopographie 42), 1977, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. W., Zugriff 7. 8. 2019); ABK, Pfarre Maria Treu, Pfarre St. Stephan, TU, alle Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 267
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