Winternitz, Rudolf (1859–1942), Dermatologe

Winternitz Rudolf, Dermatologe. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 21. 3. 1859; gest. KZ Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren (CZ), 14. 5. 1942; mos. Sohn des dt.-jüd. Kaufmanns Moritz W. (gest. 1885) und der Pauline W., geb. Kraus, Vater der Ärztin Anna Ullmann (geb. 6. 5. 1907; gest. KZ Auschwitz, Dt. Reich/PL, Oktober 1944); verheiratet mit Berta W., geb. Grossmann (geb. 18. 8. 1878; gest. KZ Theresienstadt, 23. 8. 1943). – Nach Absolv. des Gymn. 1877 stud. W. Med. an der (dt.) Univ. Prag; 1883 Dr. med. Seine Kenntnisse vertiefte er zunächst als Externist und bis 1885 als Sekundararzt im Prager AKH. 1885–88 wirkte er als Ass. an der Dermatolog. Klinik bei →Philipp Josef Pick, danach als Operationseleve an der Chirurg. Klinik bei →Karl Gussenbauer. Kurzfristig hospitierte er auch an der Dermatolog. Klinik in Breslau. Ab 1888 war W. am Prager Pharmakolog. Inst. von →Franz Hofmeister sowie an der Univ.klinik tätig. Bereits damals interessierte er sich bes. für die Wirkung des Quecksilbers und verf. u. a. die Arbeit „Ueber die Ausscheidungsgröße des Quecksilbers bei den verschiedenen Arten seiner Anwendung“ (in: Archiv für Dermatol. und Syphilis 21, 1889), Forschungen, die 1894 zu seiner Habil. für Dermatol. und Syphilidol. führten. Ab 1895 leitete W. die Abt. für Hautkrankheiten und Syphilis an der Poliklinik, ab 1896 arbeitete er als Konsulent der Hautambulanz des Prager Franz Josef-Kinder-Spitals; 1907 tit. ao. und 1914 ao. Prof. für Dermatol. und Syphilis. 1929 trat er i. d. R., betrieb aber noch bis 1940 eine Privatpraxis in Prag. 1942 wurde er mit seiner Ehefrau nach Theresienstadt deportiert. W. ist Verf. von rund 40 Fachpubl., in denen er sich v. a. mit der Quecksilbertherapie und den Möglichkeiten der modernen Pharmakotherapie befasste. 1917 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W. (s. auch Rustler): Die Syphilis des Urogenitalsystems, in: Hdb. der Geschlechtskrankheiten 3/2, ed. E. Finger u. a., 1916; Pharmakol. der Haut. Arzneimittel. Allg. Therapie, 1930 (gem. m. A. Perutz – C. Siebert).
L.: Hdb. jüd. AutorInnen; P. Rustler, Die Personalbibliographien der Prof. und Doz. der Augenheilkde., Dermatol., Oto- und Rhinol., Psychiatrie und Zahnheilkde. an der Med. Fak. der dt. Karl-Ferdinands-Univ. in Prag ... 1880–1900, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1971, S. 65ff. (m. W.); Terezínská pamětní kniha 1, 1995, S. 535; L. Hlaváčková – P. Svobodný, Biograph. Lex. der dt. med. Fak. in Prag 1883–1945, 1998; D. Tomíček, in: Časopis lékařů českých 148, 2009, S. 44; holocaust.cz (online, m. B., Zugriff 10. 12. 2018); Archiv hlavního města Prahy, UA, beide Praha, CZ.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 270
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