Wise Isaac Mayer, bis ca. 1846 Weis, Rabbiner und Schriftsteller. Geb. Steingrub, Böhmen (Lomnička, CZ), 29. 3. 1819; gest. Cincinnati, OH (USA), 26. 3. 1900; mos. Sohn eines Lehrers. – W. erhielt bereits in jungen Jahren den ersten Talmudunterricht. Nach dem Besuch von Jeschiwot in Prag und in Goltsch-Jenikau war er kurze Zeit Gasthörer an der Univ. Prag. Anschließend stud. er für ein Jahr an der Univ. Wien, wo er mit →Isak Noa Mannheimer in Kontakt kam. Ob W. 1842 tatsächl. in Prag die Rabb.prüfung ablegte, ist nicht gesichert. 1843–45 arbeitete er als Schulmeister in Radnitz. 1846 wanderte er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten aus und wurde im selben Jahr als Rabb. an die Congregation Beth El in Albany im Staat New York berufen. Nach internen Querelen übernahm er 1850 das Rabb.amt in der von dieser abgespaltenen Congregation Anshe Emeth in Albany. 1854 ernannte ihn die Congregation Bene Yeshurun in Cincinnati zum Rabb. auf Lebenszeit. Im selben Jahr gründete er die Z. „The Israelite“, einige Zeit später die dt.sprachige Beil. „Die Deborah“. W., der sich für weitreichende Reformen des Ritus, u. a. für die Aufhebung der Geschlechtertrennung während des Gottesdiensts, einsetzte, wurde zu einer der prägenden Persönlichkeiten des ref. Judentums in Amerika. Seine Bibliographie umfasst über 190 Schriften, er kompilierte Gebetbücher, schrieb Artikel, religionspolit. Reden, theol. Abhh., Geschichtswerke und Romane. Sein Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Herausarbeitung von Organisationsstrukturen für die jüd. Vereinigungen Amerikas. W. war Mitinitiator der Reform-rabb.konferenzen, die zwischen 1855 und 1885 stattfanden, und maßgebl. an der Gründung der Union of American Hebrew Congregations (1873) und des Hebrew Union College (1875) beteiligt. Die von ihm ins Leben gerufene Central Conference of American Rabbis (1889) war die erste offizielle Rabb.schule der Vereinigten Staaten. Heute erinnert der I. M. W. Temple in Cincinnati an sein Wirken.