Witlaczil, Emanuel Anton (1858–1926), Naturwissenschaftler und Lehrer

Witlaczil Emanuel Anton, Naturwissenschaftler und Lehrer. Geb. Vasalla (Vasalja, H), 15. 5. 1858; gest. Baden (NÖ), 11. 10. 1926 (begraben: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Ober-Geometers Emanuel W. (gest. Graz, Stmk., 26. 12. 1889) und der Adelheid W., geb. Elstner (geb. Großwalten, Böhmen / Velký Valtinov, CZ, 18. 12. 1822; gest. Wien, 11. 11. 1897); ab 1892 verheiratet mit Johanna W., geb. Wolf (geb. Wien, 20. 1. 1864; gest. Klosterneuburg, NÖ, 4. 9. 1955). – Nach dem Besuch der Gymn. in Leutschau, Eperies, Przemyśl und Lemberg maturierte W. 1877 am Gymn. Wien-Landstraße und begann naturwiss. Stud. an der Univ. Wien. Bes. auf Zool. und Geol. konzentriert, wurde er 1882 zum Dr. phil. prom. Seine Diss. „Zur Anatomie der Aphiden“ erschien auch gedruckt (in: Arbeiten aus dem Zoolog. Inst. der Univ. Wien und der Zoolog. Station in Triest 4, 1882). Nach Ablegung der Lehramtsprüfung aus Naturgeschichte, Mathematik und Physik 1882 unterrichtete W. zunächst als Probekandidat am Akadem. Gymn. in Wien, ab 1884 als def. gestellter Lehrer an der Mädchen-Bürgerschule in Wien 3. Im Oktober 1900 zum Hauptlehrer an der Lehrerbildungsanstalt in Graz ernannt, wechselte er 1903 als Prof. an die Staatsrealschule in Wien 3 und wurde 1920 pensioniert. Nach ersten, sehr bedeutenden Arbeiten über Blattläuse und -flöhe, wie „Entwicklungsgeschichte der Aphiden“ (in: Z. für wiss. Zool. 40, 1884), „Die Anatomie der Psylliden“ (ebd. 42, 1885) und „Zur Morphologie und Anatomie der Cocciden“ (ebd. 43, 1885, H. 1), widmete sich W. schwerpunktmäßig der Methodik und Didaktik. Hierzu veröff. er zunächst einige kleinere Aufsätze wie „Zur Reform des naturgeschichtlichen Unterrichts“ (in: Paedagogium 12, 1890) und 1897 das Hdb. „Der Unterricht der Naturgeschichte an der Volks- und Bürgerschule“ (2. Aufl. 1908 unter dem Titel „Methodik des Unterrichtes in der Naturgeschichte auf biologischer Grundlage“, 3. Aufl. 1922). Mit der stark biolog. Ausrichtung des bis dahin noch sehr systemat.-beschreibenden Lehrstoffs ist W. ein Wegbereiter des modernen Biol.-Unterrichts in Österr. Die gemeinverständl. Darstellung der Fauna und Flora des Wr. Praters („Praterbuch“, 1897, 2. Aufl. 1926) gilt als sein Hauptwerk, mit „Naturgeschichtlicher Führer für Wien und seine Umgebung“ (1912) legte er eine kompakte zweibändige Darstellung der Topographie, Geol. sowie des Pflanzen- und Tierlebens der Region vor. Als begeisterter Alpinist war W. Erstbesteiger einiger Gipfel in den Alpen, wie des Lugauers, fungierte zeitweise als Obmann des alpinen Rettungs-Ausschusses und befasste sich auch mit Fragen des Naturschutzes im Alpenraum. An der Wr. Urania hielt er Vorträge zu verschiedenen biolog. Themen. Er war u. a. ab 1885 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien. 1914 wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

Weitere W. (s. auch Eisenberg): Neozygites aphidis, eine neue Gregarine, in: Archiv für mikroskop. Anatomie 24, 1885; Die Ausbeute des „Pisani“ an Halobates während der Erdumseglung 1882–85, in: Wr. entomolog. Ztg. 5, 1886; Naturgeschichte des Pflanzenreiches in Lebensbildern, 1903; Einiges über Naturschutz in den Alpenländern, in: Mitt. des DÖAV, NF 29, 1913.
L.: RP, 12., 21., Neues Wr. Journal, 21., Neues Grazer Tagbl., 27. 10. 1926; Eisenberg 2 (m. W.); Wer ist’s?, 1909; Botanik und Zool. in Österr. … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 2. Aufl. 1902, S. 166, 3. Aufl. 1909, S. 235; Zoolog. Adressbuch, 2. Ausg. 1911, S. 186; Österr. botan. Z. 75, 1926, S. 260; Wr. entomolog. Ztg. 43, 1926, S. 194; Mitt. des DÖAV, NF 42, 1926, S. 287; G. Gordh, A Dictionary of Entomology, 2. Aufl. 2011; Pfarre St. Othmar unter den Weißgerbern, UA, beide Wien; Pfarre St. Stephan, Baden, NÖ; Pfarre Pinkaszentkirály, H; Mitt. Martin Georg Enne, Wien.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 284f.
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