Wlassak (Wlasak) Rudolf, Physiologe und Neurologe. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 27. 3. 1865; gest. Wien, 10. 3. 1930; röm.-kath. Sohn des Apothekers Wenzel W. und seiner aus einer Wr. Apothekerfamilie stammenden Frau, Bruder von →Moriz W. – Nach Absolv. des Gymn. 1883 stud. W. Med. an den Univ. Graz und Zürich (1885–87) sowie ab 1887 in Wien; 1890 Dr. med. in Wien. Danach kehrte er an das Physiolog. Inst. von Justus Gaule nach Zürich zurück, wo er schon als Student gearbeitet hatte. Dort habil. er sich 1893 für Physiol. und wirkte bis 1898 als Priv.Doz. für dieses Fach. Nach einer Zeit in Rom und Florenz eröffnete er 1919 eine neurolog. Praxis in Wr. Neustadt und arbeitete auch mit →Emil Redlich an der Privat-Heilanstalt Maria-Theresien-Schlössel in Wien. 1922 wurde er Am Steinhof Leiter der dort neu geschaffenen Trinkerheilstätte. Von W. stammen grundlegende Arbeiten über den Bau des Kleinhirns und zur Sinnespsychol., insbes. zur Raumempfindung. Seitdem er als Student Bekanntschaft mit →Gustav v. Bunge gemacht hatte, engag. er sich im Kampf gegen den Alkoholismus und galt als ein Pionier der stationären Behandlung von Alkoholikern. Als Sozialdemokrat sah er seine Bemühungen um die österr. Antialkoholbewegung aber auch im Klassenkontext. Gegen Ende des 19. Jh. gründete W. den Ver. der Abstinenten, 1905 war er u. a. mit dem Mediziner Richard Fröhlich Mitbegründer des Arbeiter-Abstinentenbunds in Österr., in dem die bisherigen Arbeiter-Abstinentenver. aufgingen. Von seinen Werken verdienen u. a. „The Influence of Alcohol Upon the Functions of the Brain“ (1907) und „Grundriss der Alkoholfrage“ (1922, 2. Aufl. 1929) Erwähnung. 1902–06 fungierte er als Hrsg. der Z. „Der Abstinent“.