Wödl, Johann (Hans) (1863–1937), Alpinist

Wödl Johann (Hans), Alpinist. Geb. Wien, 9. 11. 1863; gest. Hans-Wödl-Hütte (Stmk.), 20. 8. 1937 (begraben: evang. Friedhof Schladming, Stmk.); evang. AB. Sohn von Johann W. (geb. 25. 4. 1833; gest. 20. 4. 1884), Teilhaber der Weberei W. und Klamer, und Louise W., geb. Tümler (geb. 2. 11. 1843; gest. 14. 10. 1918), Vater u. a. des Alpinisten Gottlieb W. (geb. 28. 5. 1897; gest. 9. 2. 1956); in 1. Ehe verheiratet mit Franziska W., geb. Auner (geb. 2. 3. 1869; gest. 18. 1. 1931), ab 1927 in 2. Ehe mit Paula W., geb. Finck, geschiedene Crncic (geb. 26. 8. 1876). – Nach einer Ausbildung zum kaufmänn. Angestellten arbeitete W. gem. mit seinem Bruder Franz eine Zeit lang im Textilgeschäft seiner Eltern in Wien. Ab Mitte der 1880er-Jahre erschloss W. suzkessive die Schladminger Tauern und führte zahlreiche Erstbesteigungen bzw. -begehungen in dieser Region durch, u. a. Kaiserspitze, Waldhorn-Nordgrat, Höchstein-Nordflanke, Deichselspitze oder Schareckspitzen. 1885 konstituierte sich in Wien die Alpine Ges. Preintaler (AGP), die sich im Rahmen der Erschließung der Schladminger Tauern v. a. die Errichtung von Wanderwegen und Schutzhütten zum Ziel setzte. W. fungierte 1889–94 und 1910–30 als Obmann der AGP. Unter seiner Ägide wurden die Preintalerhütte (Schladminger Tauern, Riesachtal, 1891), die nach ihm benannte Hans-Wödl-Hütte (Schladminger Tauern, Gmd. Gössenberg, 1897) sowie die Gollinghütte (Schladminger Tauern, Steinriesental, 1904) errichtet. Weitere Erstbegehungen gelangen W. in den Ennstaler Alpen, den Hohen Tauern, den Karn. Alpen, den Dolomiten, aber auch auf Korsika. Ebenfalls als Erster beging er 1886 den Preintalersteig auf der Rax. W. verf. zwischen 1885 und 1936 mehr als 300 Beitrr. in der „Österreichischen Alpenzeitung“, als deren Schriftleiter er 1894–1920 fungierte. Diese betrafen v. a. Tourenbeschreibungen, Ver.agenden und Personalia. Einige größere Arbeiten finden sich u. a. in der „Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins“. Sie fallen v. a. durch ihre beschreibenden Darstellungen mit oft detailreichen Abb. auf, die einen sehr lebendigen Eindruck vermitteln. Hervorzuheben ist sein Beitr. „Niedere Tauern“ im 3. Bd. von →Eduard Richters „Die Erschließung der Ostalpen“ (1894) ebenso wie seine dreiteilige Reisebeschreibung „Bergfahrten auf Korsika“ (in: Österr. Alpen-Ztg. 31, 1909, Nr. 793–795) und der erste „Führer durch die Schladminger Tauern“ (1924). Darüber hinaus befasste sich W. mit Glaziol., insbes. mit der hist. Entwicklung verschiedener (Reste) lokaler Kleingletscher sowie mit dem (bis auf isolierte Schneeflecken verschwundenen) Waldhorn-Gletscher. In tekton. und geograph. Hinsicht erforschte er den Klafferkessel. Näheren Kontakt hatte er auch zu →Karl Peucker. 1920–24 Vizepräs., wurde er 1933 zum Ehrenmitgl. des Österr. Alpenklubs ernannt. Nach ihm ist die Hans-Wödl-Quelle auf der Rax benannt.

Weitere W.: Die Niederen Tauern, in: Z. DÖAV 21–24, 1890–93, 26, 1895; Biegengebirge im Hauptzuge der Karn. Alpen, ebd. 32, 1901; Der Klafferkessel in den Schladminger Alpen, ebd. 40, 1918; Fünfzig Jahre Schladminger Tauern, ebd. 67, 1936.
L.: Czeike; Der Gebirgsfreund 48, 1937, S. 169; Österr. Turistenztg. 57, 1937, S. 74; Alpinismus in Wien, ed. P. Sova, 1999; W. Kovar, 125 Jahre Alpine Ges. Preintaler 1885–2010, 2010, S. 19f., 22f., 36, 55f. (m. B.); KA, evang. Pfarre AB Innere Stadt, WStLA, alle Wien; Mitt. Walter Kovar, Hinterbrühl, NÖ.
(W. Kainrath)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 304f.
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