Wörndle von Adelsfried, August Edler (1829–1902), Maler

Wörndle von Adelsfried August Edler, Maler. Geb. Wien, 22. 6. 1829; gest. ebd., 26. 4. 1902 (begraben: Innsbruck, Tirol); röm.-kath. Enkel des Juristen Philipp W. Edler v. A. (geb. Hötting/Innsbruck, Tirol, 9. 7. 1755; gest. Linz, OÖ, 1. 8. 1818), der als Schützenkmdt. in der Schlacht bei Spinges 1797 einen Sieg über die französ. Truppen errang, Sohn des Hofburg-Bauverwalters Johann W. Edler v. A. und der Franziska W. Edle v. A., geb. v. Ferro (1797–1856), Bruder von →Edmund W. Edler v. A., Onkel von →Wilhelm W. Edler v. A. (s. u. Edmund W. Edler v. A.); ab 1872 verheiratet mit Anna, geb. v. Führich (1840–1909), der Tochter von →Josef Ritter v. Führich. – Nach dem Besuch des Schottengymn. besuchte W. ab 1842 an der ABK die Graveurschule unter →Josef Klieber, 1844 die Elementarschule bei →Karl Gsellhofer, 1845 die Antikenschule, ab 1846 die Kl. für Historienmalerei bei →Anton Petter, →Johann Nepomuk Ender sowie →Leopold Kupelwieser und 1850–60 (mit Unterbrechung) die Kl. von Führich. 1848 schloss er sich der Akadem. Legion an. 1852 beteiligte er sich erstmals an der Jahresausst. der Akad. mit dem Ölgemälde „Die Reise der Weisen aus dem Morgenlande“ (Kunsthist. Mus., Wien) und der Zeichnung „Macbeth erblickt beim Gastmahl Banquos Geist“. 1853–59 hielt er sich, finanziert durch ein Stipendium, in Venedig, Florenz und Rom auf. Hier erhielt er die Gelegenheit, mit Peter v. Cornelius an dessen Entwürfen (Kartons) für die Fresken des Campo Santo in Berlin (Kartons heute in der Nationalgalerie, Berlin) mitzuarbeiten, sowie den Auftrag von K. Maximilian v. Mexiko (→Ferdinand Maximilian), Papst Pius IX. zu porträtieren. 1859 stellte er die beiden Ölgemälde „Der Welt Ende“ und „Joseph begegnet seinem Vater auf der Reise nach Ägypten“ an der Wr. ABK aus. 1861 erhielt W. Aufträge in Tirol, das er von früheren Reisen kannte: Er renovierte die Fresken der Nikolauskapelle von Schloss Ambras und brachte neue Wandgemälde (Szenen aus dem Leben Jesu) an. Im selben Jahr fertigte er monumentale Kreuzwegbilder für die Arkaden des Innsbrucker Hauptfriedhofs (Wilten-West) an. Anschließend stattete W. noch zwei Grabmäler mit Malereien aus: Für das Adelige Damenstift schuf er „Die klugen und die törichten Jungfrauen“, für die Familie Grassl „Des Jairus Töchterlein“. In Innsbruck übernahm er auch die Restaurierung des sog. Altmutter-Zimmers (Fresken von →Franz Altmutter und →Jakob Plazidus Altmutter) in der Hofburg. 1867 wurde sein Gemälde „Hannibals Zug über die Alpen“ im Österr. Mus. für Kunst und Ind. in Wien ausgestellt. In Tirol pflegte W. Freundschaften zu Künstlern wie →Kaspar Jele, →Dominik(us) Trenkwalder, →Josef Kassian Miller, →Albert Neuhauser, →Michael Stolz und →Georg Mader. 1868 kehrte er nach Wien zurück. Auf Empfehlung Führichs erhielt er Aufträge zur Innenraumgestaltung der Votivkirche (Wandmalereien und Kartons für Glasfenster), 1872 wurde er zum Prof. an der Theresian. Akad. ernannt, 1873 beteiligte er sich an der Wr. Weltausst., 1874 malte er für Kronprinz →Rudolf „Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg auf der Schanze“. Für den Salzburger Dom freskierte W. 1875 die Pendentifs der Kuppel mit den vier Evangelisten (Kriegsverlust). Um 1883 fertigte er gem. mit seinem Bruder Edmund einen Bilder-Zyklus zu Wolfram v. Eschenbachs Parzival (18 Bll.) an, den die Brüder in Buchform mit einem Text von →Joseph Seeber 1885 herausgaben, 1896/97 erhielt er den Großauftrag zur Ausstattung der Antoniuskirche (Wien 10) mit Wand- und Deckengemälden (Kriegsverlust). W. war ein gefragter Historienmaler, der auch als künstler. Berater herangezogen wurde. Er blieb zeitlebens dem linearen Stil der Nazarener (Führich und Cornelius) verbunden, womit er dem Wunsch eines romant. gesinnten Bürgertums nach einer national-religiösen Kunst entgegenkam. W. war ab 1870 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1899 Mitgl. der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale und wurde 1901 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: Zug der Hl. drei Könige, 1852 (Österr. Galerie Belvedere, Wien); Altarbl. St. Jacobus Major, 1870 (Pfarrkirche Waldegg); Schlacht bei Spinges, 1879 (Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); Maria, die Hilfe der Christen, Hl. Familie, 1886/87 (Pfarrkirche Groß-Siegharts); Altarbl. (Pfarrkirche St. Leonhard, Graz); Deckenfresken Martyrium des Hl. Laurentius (Pfarrkirche Wörgl); Fresken (St. Johannes-Kirche, Liberec).
L.: RP, 27., Innsbrucker Nachrichten, 28. 4. 1902; Biograph. Jb. 7, 1905, S. 510; Eisenberg 1; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wurzbach; Der Kunstfreund, NF 18, 1902, Nr. 6, S. 58ff., Nr. 7, S. 67f.; K. Atz, Kunstgeschichte von Tirol und Vbg., 2. Aufl. 1909, S. 1018, 1022; G. Marzani, Die Entwicklung der nazaren. Wand- und Deckenmalerei in Tirol, phil. Diss. Innsbruck, 1936, S. 106ff.; M. B. Oberhammer, Der Landschaftsmaler Edmund v. W. zu A. (1827–1906), phil. Diss. Innsbruck, 1969, S. 17, 24ff.; Kunst des 19. Jh. 4, bearb. C. Wöhrer, 2000; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., überarb. Aufl. 2005; ABK, Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, beide Wien.
(U. Marinelli)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 308f.
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