Wolf von Glanvell, Viktor Edler (1871–1905), Alpinist und Jurist

Wolf von Glanvell Viktor Edler, Alpinist und Jurist. Geb. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.), 4. 9. 1871; gest. Fölzstein-Südostwand (Stmk.), 7. 5. 1905 (verunglückt; begraben: Bergfriedhof St. Veit im Pragser Tal, I). Sohn des Off. Ignaz W. Edler v. G. (1832–1898) und von Therese W. Edle v. G., geb. Braunhofer (1845–1930), Urgroßvater des Fernsehjournalisten Armin Wolf; ab 1901 verheiratet mit Maria Theresia (Mary) W. Edle v. G., geb. Luschin Edle v. Ebengreuth (1877–1968), der Nichte von →Arnold Luschin v. Ebengreuth. – Nachdem W. seine Matura in Graz abgelegt hatte, stud. er Rechtswiss. an der dortigen Univ.; 1894 Dr. iur. 1898 folgte seine Habil. für Kirchenrecht, 1901 wurde er zum ao. Prof. für dieses Fach an der Univ. Graz ernannt. Bereits als Student galt W. als hervorragender Turner und Fechter, Bekanntheit erreichte er v. a. als Alpinist. Er unternahm nicht weniger als 200 Erstbesteigungen und 1.500 Gipfelfahrten in allen Teilen der Ostalpen, v. a. aber in den Dolomiten. In seiner Jugend machte er Touren mit dem Führer Jost Appenbichler, mit dem er u. a. die Erstbesteigung des Herrensteinturms ausführte. Daneben profitierte er auch von den Erfahrungen →Michael Innerkoflers II. und →Sepp Innerkoflers. W. erschloss systemat. die Pragser Bergwelt, danach die Fanis-Tofana-Gruppe, den Pomagognonzug in den Ampezzaner Alpen, ein Teilgebiet der Sextener Dolomiten, die Clautaner Alpen sowie das steir. Hochschwabgebiet. Als bes. bedeutsam gilt die Erstbesteigung des Campanile di Val Montanaia in den Friauler Dolomiten. 1894 eröffnete W. am Hochlantsch die erste Nordwandführe. 1896 gründete er den Kameradschaftsbund Gilde zum groben Kletterschuh. Zu seinen engen Freunden und Bergsteigerkameraden zählten →Günther Frh. v. Saar, der Alpinist Karl Doménigg und der Landesrechnungsoffizial Gottlieb Willibald Stopper. Gelegentl. begleitete ihn auch seine Frau Mary auf Touren. 1905 verunglückte W. gem. mit Stopper sowie dem Doz. für polit. Ökonomie an der Univ. Graz Dr. Leo Petritsch vermutl. durch eine Steinlawine. Publizist. trat W. sowohl als Alpinist als auch als Kirchenrechtswiss. hervor. Bekanntheit erreichten sein 1898 erschienener „Dolomitenführer“ mit einer Übersichtskarte im Maßstab 1:300.000 und sein „Führer durch die Pragser Dolomiten“, 1890. Daneben verf. er eine zweibändige Stud. über kanon. Recht („Studien aus dem canonischen Privatrechte“, 1897–1900, Bd. 1, 2. Aufl. 1898) sowie diverse Beitrr. über Seiltechnik und Touristik und Recht. W. war Mitgl. im Österr. Touristenklub sowie im Ver. Turner-Bergsteiger zu Graz. Die nach ihm benannte W. Glanvell-Hütte am Fuße der Tofana wurde im 1. Weltkrieg zerstört. Der Kleinste Zwölfer in den Sextener Dolomiten ist auch als Glanvellturm bekannt.

Weitere W.: Die Canonessmlg. des Cod. Vatican. lat. 1348, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 136, 1897. – Ed.: Die Kanonessmlg. des Kardinals Deusdedit 1, 1905.
L.: WZ, 16. 3. 1898; Grazer Volksbl., 6. 12. 1901; Innsbrucker Nachrichten, 22. 9. 1902; NWT, Prager Tagbl., 9. 5. 1905; G. v. Saar, in: Steir. Alpenztg. 27, 1905, S. 121ff.; K. Doménigg, Dr. V. W. Edler v. G., 1905; F. Wolkinger, in: Alpenver. Graz. Nachrichten 4, 2005, S. 6f.; H.-G. Richardi, Die Erschließung der Dolomiten. Auf den Spuren der Pioniere P. Grohmann und V. W.-G. …, 2008; UA, Graz, Stmk.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 327f.
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