Wolf, Heinrich Wilhelm (1825–1882), Geologe

Wolf Heinrich Wilhelm, Geologe. Geb. Leopoldstadt, NÖ (Wien), 21. 12. 1825; gest. Wien, 23. 10. 1882; röm.-kath. Sohn des Schustermeisters in der Leopoldstadt Mathias W. und der Aloysia W., geb. Wunsch; ab 1870 verheiratet mit der Schriftstellerin Marianne W., geb. Conrad (geb. Hermannstadt, Siebenbürgen / Sibiu, RO, 17. 3. 1837; gest. Graz, Stmk., 4. 2. 1886). – Nach dem Besuch der Volksschule absolv. W. eine Lehre bei seinem Vater und war zunächst als Schuster tätig. 1850 trat er als Diener in die Geolog. Reichsanstalt ein, wurde 1851 zum Hilfsgeologen ernannt und führte ab 1853 u. a. gem. mit →Franz v. Hauer barometr. Messungen durch. Im darauffolgenden Jahr begann seine intensive geolog. Landesaufnahme in weiten Teilen der Monarchie. 1856 absolv. er den sog. Nachhilfecursus am polytechn. Inst. in Wien. 1859 zum Praktikanten an der Geolog. Reichsanstalt ernannt, widmete er sich i. d. F. v. a. der prakt.-techn. Geol., u. a. bei der Erkundung von Rutschungen infolge von Eisenbahnbauten, bei der Errichtung von Eisenbahntunneln und bei der Aufsmlg. von Fossilien. 1862 zeitl. Hilfsgeologe, erstellte er 1866 die ersten Bodenkarten der Monarchie, als deren Pionier er galt. Ein folgenschwerer Unfall unterbrach seine Tätigkeit. 1870 konnte er die geolog. Bearb. des Arlbergtunnels durchführen. Im selben Jahr widmete sich W. der Neuaufstellung der Bibl. der Geolog. Reichsanstalt. 1871 zum def. Hilfsgeologen avanciert, konzentrierte er sich ab 1872 als Bergrat auf die Neuordnung und Instandhaltung der dortigen Smlgg. und machte sich i. d. F. um die Beschaffung von Materialien für die Wr. Weltausst. 1873 verdient. 1873 Geologe, entwarf er 1874 eine geolog. Schulwandkarte von NÖ, 1876 beschrieb er die Rutschung am Kahlenberg bei Wien und 1877 erfolgte durch ihn die Neuaufstellung der Kartensmlg.; 1877–82 Chefgeologe. W.s Interesse galt zeitlebens auch den Brunnenbauten in Hinblick auf die Wasserversorgung einzelner Regionen, u. a. in Olmütz und Ödenburg („Die Stadt Ödenburg und ihre Umgebung“, 1870), sowie der Nutzung von Mineralquellen. Seine größten Verdienste erwarb er sich bei der Wiederauffindung der Quellen von Teplitz. Erwähnenswert ist seine „Geologische und Grubenrevier-Karte des Kohlenbeckens Teplitz-Dux-Brünn“, 1880, wozu im selben Jahr auch „Begleitworte ...“ erschienen. W. war 1862 Mitbegründer des Österr. Alpenver.

Weitere W.: s. Wurzbach.
L.: NFP, 11. 10. 1866 (Abendbl.), 25. 10. 1882; ADB; Poggendorff 3; Wurzbach (s. u. Vincenz Wolff, m. W.); F. v. Hauer, in: Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1882, S. 253ff.; Oesterr. Z. für Berg- und Hüttenwesen 30, 1882, S. 599; J. Emmer, in: Z. DÖAV 25, 1894, S. 177; H. Stremme, in: Hdb. der Bodenlehre, ed. E. Blanck, 10, 1932, S. 259ff.; T. Cernajsek, in: Biblos 25, 1976, S. 139ff., 30, 1981, S. 27ff.; H. Zapfe, Index palaeontologicorum Austriae, Suppl., 1987; Geolog. Bundesanstalt, Pfarre St. Leopold, beide Wien.
(T. Cernajsek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 323
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