Wolfbauer, Johann (1838–1913), Chemiker

Wolfbauer Johann, Chemiker. Geb. Wien, 23. 6. 1838; gest. ebd., 28. 1. 1913; röm.-kath. Sohn des Bäckers Florian Wolfbauer (1815–1900) und der Katharina Wolfbauer, geb. Ringer (1816–1857); in 1. Ehe mit Emilie Wolfbauer, geb. von Grekovsky (geb. 1849), in 2. Ehe mit Anna Wolfbauer, geb. Reisenhofer (1874–1914), verheiratet. – Nach dem Besuch der Normal- und Realschule hörte W. 1854–59 Vorlesungen an der Technischen Abteilung des polytechnischen Instituts in Wien bei →Anton Schrötter von Kristelli. Danach erhielt er eine Praktikantenstelle in der Zuckerfabrik des →Karl Freiherr von Puthon in Sassin. 1859 kehrte er in das chemische Laboratorium des polytechnischen Instituts zurück, wo er sich v. a. mit Kristallen befasste. 1860 Assistent bzw. Präparator am Laboratorium, wechselte er noch im selben Jahr als Hauslehrer und Chemiker in die Pottasche- und Blutlaugensalzfabrik des Henry Graf Demblin in Strzebowitz bei Ostrava. 1862–64 wirkte W. als Assistent für chemische Technologie am neu eingerichteten gleichnamigen Lehrstuhl bei →Josef Pohl am polytechnischen Institut in Wien. Danach erhielt er eine Anstellung als Chemiker bei der Ersten Österreichischen Seifensiedergewerksgesellschaft in Wien. 1869–71 arbeitete er erneut als Assistent bei Pohl, diesmal für chemische Technologie organischer Verbindungen. 1872 wurde er Adjunkt an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Wien, in weiterer Folge Oberinspektor und 1897 Professor. 1890 und 1896 fungierte er auch als Vorstand der Abteilung für Chemie und Physik des Niederösterreichischen Gewerbevereins. Darüber hinaus wirkte er als Lehrer bei Zollkursen und als Kommissär bei den Zoll- und Verzehrungssteuerprüfungen. 1910 trat er in den Ruhestand. W. befasste sich mit analytischer Chemie sowie mit Fetten und Ölen. Von seinen Publikationen verdienen u. a. „Die chemische Zusammensetzung des Wassers der Donau vor Wien im Jahre 1878“ (in: Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften 4, 1883), „Ueber die Butterbohnen, eine neue Art Fettsamen“ (in: Dinglerʼs technisches Journal 252, 1884, gemeinsam mit →Franz von Höhnel) und „Untersuchung von Fetten, Oelen, Wachs und Firnis für technische Zwecke“ (in: Methodenbuch. Niederschrift der für den Verband der landwirtschaftlichen Versuchsstationen ... geltenden analytischen Verfahren und Grundsätze 1, 1913) Erwähnung. W. war bis 1913 Mitglied der Kommission für die Abhaltung der 2. Staatsprüfung für das chemisch-technische Fach. 1900 wurde er mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. 1908 Regierungsrat.

Weitere W.: s. Dafert.
L.: Österreichische Chemiker-Zeitung 16, 1913, S. 61; A. Bauer, Die Entwicklung des Chemischen Unterrichtes an der k. k. Technischen Hochschule in Wien von 1865/66 bis 1901/02, 1911, S. 46; F. W. Dafert, in: Zeitschrift für das landwirtschaftliche Versuchswesen in Oesterreich 16, 1913, S. 40ff., 985 (mit Bild und W.); Pfarre St. Ulrich, Technische Universität, beide Wien.
(F. Dandler)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)