Wolfner von Újpest, Lajos (1824–1912), Fabrikant

Wolfner von Újpest Lajos, Fabrikant. Geb. Nagysurány, Ungarn (Šurany, SK), 24. 7. 1824; gest. Budapest (H), 23. 3. 1912; mos. Sohn von Joseph Wolfner und Rosa Wolfner, geb. Günsberg, Bruder von Gyula Wolfner, Vater von Tivadar Baron W. v. Ú. (beide s. u.) sowie des Lederfabrikanten Nándor W. v. Ú. (geb. Újpest/Budapest, H, 7. 9. 1858; gest. Budapest, 24. 6. 1924); ab 1855 verheiratet mit Karolina Wolfner, geb. Beimel (geb. 1835; gest. Budapest, 30. 1. 1891). – In Böhmen aufgewachsen, ging W. 1842 nach Ungarn, wo er 1842–45 das Gerbergewerbe in der Werkstatt seines Bruders in Újpest erlernte. 1848/49 nahm er als Honvéd an der Revolution teil. Als Miteigentümer der 1855 von ihm mitbegründeten Handelsges. Wolfner Gyula és Társa war W. maßgebl. am Ausbau des Unternehmens beteiligt. Er fokussierte in der Produktion zunächst auf die Herstellung von Saffianleder, ab den 1880er-Jahren auf die Fertigung von Mastboxleder für die Schuherzeugung. Um die Jh.wende forcierte man auch die Stiefel-, Riemen- und Sattelherstellung, die Fabrik erhielt zahlreiche Exportaufträge und war der einzige Lederausrüstungslieferant der kgl. ung. Landwehr. Ab Anfang des 20. Jh. übergab W. sukzessive die Leitung des Unternehmens an seine Söhne. 1904 wurde er geadelt. Sein Bruder, der Lederfabrikant Gyula Wolfner (geb. Nedraschitz, Böhmen / Nedražice, CZ, 1814; gest. Budapest, 9. 6. 1889), gilt als einer der Pioniere der Lederind. in Ungarn. Aus Böhmen eingewandert, betrieb er 1835–41 Woll- und Schafslederhandel. 1841 gründete er in Újpest eine Gerberei, des Weiteren war er auch im Bereich der Wollwäscherei tätig. Gem. mit seinem jüngeren Bruder war er ab 1855 maßgebl. am Ausbau der Wolfner’schen Lederfabrik beteiligt. W.s Sohn, der Lederfabrikant und Politiker Tivadar Baron W. v. Ú. (geb. Újpest, 18. 6. 1864; gest. Budapest, 16. 5. 1929), besuchte das Gymn. und stud. an der TU Budapest. Anschließend erlernte er das Gerberhandwerk in der Fabrik seines Vaters und legte ebd. die Meisterprüfung ab. Nach Stud.reisen, die ihn nach Dtld., Ägypten, Palästina und in die Türkei führten, fungierte er als Miteigentümer der Wolfner’schen Lederfabrik. 1922 gründete er das Bergbauunternehmen Bakonyvidéki Kőszénbánya Rt. Daneben war der u. a. mit →Dezső Baron Bánffy v. Losoncz sowie →István Gf. Tisza v. Borosjenő u. Szeged befreundete Tivadar W. v. Ú. 1896–1905 RT-Abg. der Liberalen Partei. Ab 1902 Gründungs- und Dion.mitgl. des Landesind.verbands Gyáriparosok Országos Szövetsége und Dion.mitgl. der Budapester HGK, fungierte er auch als Dion.mitgl. der Budapester Agrar- und Rentenbank AG sowie als Mitgl. des ung. Landes-Verkehrs-Rats. Er erhielt 1917 das Komturkreuz mit Stern des Franz Joseph-Ordens und 1918 das Baronat.

L. (tw. auch zu Gyula Wolfner u. Tivadar W. v. Ú.): NFP, 24. 3. 1912 (Parte), 18. 5. 1929; Pester Lloyd, 24. 3. 1912; Jew. Enc.; M. Életr. Lex. (m. B.); M. Zsidó Lex.; Szinnyei; ÚMÉL; Die Neuzeit 29, 1889, S. 237; Országgyülési Almanach 1897–1901, ed. A. Sturm, 1897, S. 380, 1901–06, 1901, S. 397; M. Futó, A magyar gyáripar története 1, 1944, passim; V. Sándor, Nagyipari fejlődés Magyarországon 1867–1900, 1954, s. Reg.; I. Berend – Gy. Ránki, Magyarország gyáripara 1900–14, 1955, s. Reg.; Budapest lex., 1973; Jewish Budapest, ed. G. Komoróczy, 1999, s. Reg.; Újpest lex., 2002.
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 329f.
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