Wolfsgruber, Cölestin (Johann Nepomuk) (1848–1924), Historiker, Prediger und Ordensmann

Wolfsgruber Cölestin (Johann Nepomuk) OSB, Historiker, Prediger und Ordensmann. Geb. Neukirchen (OÖ), 14. oder 11. 5. 1848; gest. Wien, 26. 11. 1924; röm.-kath. Unehel. Sohn der Bauerntochter Aloisia W. (geb. Neukirchen, 21. 6. 1820; gest. ebd., 4. 4. 1880). – W. besuchte in Wien das Schottengymn., trat 1869 in das Schottenstift ein und stud. 1870–74 Theol. an der Univ. Nach der feierl. Profess 1873 und der Priesterweihe 1874 wurde er 1875 zum Dr. theol. prom., schloss aber noch Stud. der Geschichte und Geographie an. 1877 wurde er ständiger Notar des theol. Dr.kollegs, 1878 war er dessen Dekan. 1879–96 unterrichtete er am Schottengymn. Religion, ab 1882 auch Geschichte und Geographie. Im Kloster bekleidete er die Ämter des Stiftsarchivars (1886–1903), Stiftsbibliothekars (1894–1900) sowie Spirituals (1894–1904). 1901–20 wirkte W. in Nachfolge von P. →Clemens Kickh als Hofprediger an der Wr. Hofburgkapelle, 1905 wurde er auch zum Hofkaplan ernannt; seine Predigten (ca. 160 erhalten) waren v. a. dogmat.-apologet. Natur. 1903–19 war er Prof. für Kirchengeschichte und Patrol. an der Univ. Wien, 1907/08 und 1911/12 Dekan der theol. Fak. W. beschäftigte sich zunächst wiederholt mit der Autorenfrage der „Imitatio Christi“ („Giovanni Gersen. Sein Leben und sein Werk De imitatione Christi“, 1880) und verf. ein „Lehrbuch der Kirchengeschichte für Gymnasien“ (1883, 2. Aufl. 1884). Es folgten Arbeiten zur Wr. Diözesangeschichte und zu Heiligtümern des Kaiserhauses („Die Kaisergruft bei den Kapuzinern in Wien“, 1887; „Die k. u. k. Hofburgkapelle und die k. u. k. geistliche Hofkapelle“, 1904) sowie eine „Kirchengeschichte Österreich-Ungarns“ (1909). Breite Beachtung fanden auch seine umfangreichen Biographien der Kirchenväter Gregor des Großen (1890) und Augustinus (1898), der Kn. →Karoline Auguste (1893) und K. →Franzʼ II. (I.) (2 Bde., 1899) sowie der Fürsterzbischöfe →Josef Othmar v. Rauscher (1888), Christoph Anton v. Migazzi (1890), →Friedrich Fürst zu Schwarzenberg (3 Bde., 1906–17) und →Sigismund Gf. v. Hohenwart (1912). Obwohl es W.s Werken, bei denen es sich oft um zu panegyr. Darstellungen arrangierte Materialsmlgg. handelt, an wiss.-krit. Bewertung mangelt, sind sie als Quellenfundus auch heute noch von Bedeutung. W., der 1892–99 Mitgl. der Österr. Leo-Ges. war, erhielt 1908 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.; 1919 HR.

Weitere W. (s. auch Loidl; Braulik): Geschichte der Loretokapelle bei St. Augustin in Wien, 1886; Die Correspondenz des Schottenabtes A. Spindler v. Hofegg, 1893. – Nachlass: Schottenstift, Wien.
L.: Bautz; Czeike; LThK; F. Loidl, C. W. (1848–1924), 1959 (m. B. u. W.); G. Braulik, C. W. OSB, 1968 (m. W.); J. Lenzenweger, in: Die Kath.-Theol. Fak. der Univ. Wien 1884–1984, ed. E. C. Suttner, 1984, S. 108f.; J. Mikrut, in: Faszinierende Gestalten der Kirche Österr. 8, ed. J. Mikrut, 2003, S. 397ff. (m. B.); F. Fellner – D. A. Corradini, Österr. Geschichtswiss. im 20. Jh., 2006; Schottenstift, Wien; Pfarre Neukirchen bei Altmünster, OÖ.
(M. A. Trofaier)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 332f.
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