Wollek (Volek), Carl (Karl, Karel) (1862–1936), Bildhauer und Medailleur

Wollek (Volek) Carl (Karl, Karel), Bildhauer und Medailleur. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 31. 10. 1862; gest. Wien, 8. 9. 1936 (Ehrengrab: Friedhof Hütteldorf); röm.-kath. Sohn des Webers Kaspar W. und der Anna W., geb. Renner; ab 1901 verheiratet mit der Dichterin Ernesta (Nesti) W., geb. De Lyro (geb. Florenz/Firenze, I, 8. 2. 1875; gest. Wien, 17. 5. 1946). – Nach der Matura stud. W. an der Wr. Kunstgewerbeschule bei Otto König und bildete sich ab 1884 an der Münchner ABK bei Syrius Eberle weiter. Nach einem Aufenthalt in Berlin, wo er an der Dekoration des Reichstagsgebäudes mitarbeitete, unternahm er Stud.reisen nach Italien, Belgien und Frankreich. 1894 ließ er sich wieder in Wien nieder und errichtete um 1909 in Hietzing sein Atelier (später Wollek-Mus., Neubau 1985). W., der künstler. in Wien und in Brünn aktiv war, schuf v. a. Plastiken für den öff. Raum. Stilist. anfangs dem Neubarock verpflichtet, fand er mit dem Wandel des Zeitgeschmacks zu einfacheren Formen im Sinne einer als pionierhaft anzusehenden secessionist., schönlinig geformten Denkmalplastik. Bes. hervorzuheben ist der mit Otto Schönthal realisierte Mozart-Brunnen in Wien 4 (1905), später motiv. variiert im Bronzegrabmal für Ernst Lederer auf dem Döblinger Friedhof (1919). Der Sebastian-Kneipp-Brunnen in Wien 3 (1912) kombiniert eine Bronzebüste auf felsartigem Aufbau mit einem szen. gestalteten Detail (Kinderfigur, über deren Rücken Wasser aus einem Auslass des Sockels läuft), später ähnl. beim Monument zur Erinnerung an den Sozialpolitiker →Julius Ofner in Wien 2 (1932) als Verbindung einer Porträtbüste mit einem Sämann aus Bronze. In seinen Figurenbildungen setzte W. zunehmend auf einfache, monumentale Formenbildungen (v. a. Denkmal für den Mediziner →Leopold Oser im Arkadenhof der Univ. Wien, 1917), ähnl. bei Grabdenkmälern, etwa 1914 beim Familiengrab Thury v. Thurybrugg (Wien, Zentralfriedhof). Zu weiteren Brunnen aus seinem Atelier zählen „Knabe mit Aal“, „Hedi-Brunnen“ sowie „Meerweiberl mit Seehund“ (alle Wien 19). Nach dem Krieg entstand ein Mozart-Brunnen für St. Gilgen (1926). Als sein letztes Monumentalwerk ist das Kriegerdenkmal (1935) für Schrems anzusehen, das aus einem Block mit einem Gewicht von 14 t besteht und einen sich auf sein Schwert stützenden Krieger zeigt. W. war auch als Schöpfer von Kleinplastiken („Kniender“, 1910, „Der junge Elephant“, 1911, beide Österr. Galerie Belvedere, Wien), Reiterdenkmälern (K. Franz Joseph, 1908, Jägerndorf), Bauplastiken (u. a. am Dt. Haus in Brünn), Porträtbüsten, Medaillen sowie Plaketten tätig. 1911 erhielt er den Kaiserpreis für seine Statue „Wieland der Schmied“ (Fliegerkaserne, Wr. Neustadt; zerstört). Ab 1898 war W. Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), auf deren Ausst. er seine Arbeiten präsentierte.

Weitere W.: s. Thieme–Becker.
L.: Der Wr. Tag (m. B.), Kleine Volks-Ztg., 9. 9. 1936; Thieme–Becker (m. W.); Wer ist’s?, 1935; Österreichische Kunst 7, 1936, H. 12, S. 18 (m. B.); R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jh., 1970, S. 278; G. Kapner, Freiplastik in Wien, 1970, passim; W. Kitlitschka, Grabkult & Grabskulptur in Wien und NÖ, 1987, s. Reg.; Geschichte der bildenden Kunst in Österr. 6, ed. W. Schmied, 2002, S. 172ff.; W. Aichelburg, Das Wr. Künstlerhaus 1861–2001, 1, 2003, s. Reg.; W. Aichelburg, 150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861–2011 (online, Zugriff 10. 6. 2020); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 10. 6. 2020); Pfarre Gumpendorf, Pfarre St. Florian (Matzleinsdorf), WStLA, alle Wien; ABK, München, D.
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 337f.
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