Wollek, Richard (1874–1940), Politiker

Wollek Richard, Politiker. Geb. Innsbruck (Tirol), 8. 7. 1874; gest. Wien, 14. 1. 1940 (begraben: Hall in Tirol, Tirol); röm.-kath. Sohn des Südbahninsp. und Fischzuchtbesitzers Ignaz W. (geb. 10. 6. 1845; gest. 18. 11. 1910) und der Georgina W., geb. Gysinger (geb. 4. 11. 1851; gest. 5. 4. 1907); unverheiratet. – W. absolv. 1894 das Gymn. in Innsbruck und begann anschließend ein Stud. an der med. Fak. der dortigen Univ. In dieser Zeit trat er der CV-Verbindung Austria Innsbruck bei. 1901 wechselte er an die dt. Univ. Prag, ohne allerdings sein Stud. zu beenden. 1905 versuchte W. noch ein Jusstud. in Prag, brach dieses aber nach einem Semester ebenfalls ab und übernahm stattdessen den väterl. Fischzuchtbetrieb in der Leutasch, wodurch er finanziell unabhängig wurde. Nachdem er sich bereits während seines Stud. polit. engag. hatte, fungierte er 1897 gem. mit →Aemilian Schoepfer als Mitbegründer des christl.sozialen Ver. für Tirol und kam so in Kontakt mit der christl.sozialen Bewegung und deren Organisator →Albert Gessmann. Dieser bot dem im kath. Milieu bereits gut vernetzten W. 1906 den Posten eines Sekr. sowohl der christl.sozialen Parteileitung als auch des neu gegr. nö. Bauernbunds in Personalunion an. Während er die Agenden für den Bauernbund bereits nach der Wahlniederlage von 1911 abgab, wirkte er als Sekr. der Parteileitung bis zur Auflösung 1934. 1908–15 gehörte W. dem nö. LT an und 1911–18 dem RR. Dadurch wurde er 1918 automat. Mitgl. der prov. Landesversmlg. sowie 1918/19 der prov. Nationalversmlg. Nach den ersten Wahlen in der Republik fungierte W. 1919–20 als nö. LT-Abg. und 1920–34 als Nationalrats-Abg., stets für die Christl.sozialen. W. unterhielt seit seiner frühen Studentenzeit enge personelle Kontakte zum polit. Katholizismus sowie zu dem diesen tragenden Ver.katholizismus. Diese pflegte er auch nach 1918 intensiv weiter. W. wirkte eher im Hintergrund, was aber seinen Einfluss keineswegs schmälerte. In der Zwischenkriegszeit war er als Funktionär des CV tätig und erwarb sich dabei so große Verdienste, dass dieser seine höchste Ausz. (W.-Band) nach ihm benannte. Weiters fungierte er als Vorstandsmitgl. des Kath. Volksbunds sowie des Pressver. Herold, der die kath. Tagesztg. „Reichspost“ und „Kleines Volksblatt“ hrsg. Mit der Errichtung des autoritären Ständestaats 1934, den W. nicht goutierte, verlor er seine polit. sowie berufl. Funktionen, konnte aber als Konsulent der Versicherungsanstalt der österr. Bundesländer bis zum „Anschluss“ 1938 tätig sein.

L.: RP, 19. 6. 1931; O. Krause, Biograph. Hdb. des nö. LT 1861–1921, 2005; G. Hartmann, Für Gott und Vaterland, 2006, s. Reg.; In vestigiis W., ed. M. Weger, 2010, S. 11ff.; G. Hartmann, Biograph. Lex. des österr. Cartellverbandes (online, Zugriff 29. 7. 2020); UA, Innsbruck, Tirol; UA, Praha, CZ.
(G. Hartmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 338f.
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