Woronicz, Jan Paweł; Ps. Jeden z Synów Ojczyzny (1757–1829), Bischof und Schriftsteller

Woronicz Jan Paweł SJ, Ps. Jeden z Synów Ojczyzny, Bischof und Schriftsteller. Geb. Brodów oder Tajkury, Polen-Litauen (Brodiv oder Tajkury, UA), 28. 6. oder 3. 7. 1757; gest. Wien, 6. 12. 1829 (begraben: Kraków, PL); röm.-kath. Sohn des adeligen Beamten Piotr W. und der Marianna W., geb. Jackowska. – W. besuchte das Jesuitengymn. in Łuck und trat anschließend in Ostrog in die Ges. Jesu ein, wo er 1770–72 das Noviziat absolv. und 1772–73 Rhetorik stud. Nach Auflösung des Ordens 1773 unterrichtete er bis 1777 Poetik an Schulen der neu gegr. und für Bildungsbelange zuständigen staatl. Komisja Edukacji Narodowej in Ostrog. I. d. F. wechselte er nach Warschau, 1782 nach Osieck, wo er mehrere Idyllen nach dem Vorbild Adam Naruszewiczʼ verf. An dem von den Missionaren vom Hl. Vinzenz von Paul geleiteten Priesterseminar an der Warschauer Hl.-Kreuz-Kirche setzte er ab 1783 seine geistl. Ausbildung fort; 1784 Priesterweihe. Vorerst als Sekr. der in Warschau residierenden Bischöfe tätig und formal zum Pfarrer von Liw bestellt (1784–91), avancierte er daraufhin zum Auditor der bischöfl. Kurie von Chełm in Warschau sowie zum Mitarb. der Bischöfe Kasper Cieciszowski und Maciej Garnysz. 1789 erfolgte die Ernennung zum Kanoniker des Kiewer Domkapitels, 1794 jene zum Kanoniker des Domkapitels von Chełm. W. gab damals mehrere Predigten und Hirtenbriefe von in Warschau residierenden Bischöfen heraus. Während des Kościuszko-Aufstands von 1794 fungierte er als Kommissar der Ordenskomm. des Hg.tums Masowien. Nach dem Fall der Adelsrepublik Polen-Litauen im Folgejahr wirkte er als Warschauer und Leslauer Kanoniker, 1800–02 als Pfarrer in Kazimierz Dolny, von wo aus er wiederholt die Fürstenfamilie Czartoryski im nahe gelegenen Puławy aufsuchte. 1803–04 Pfarrer von Powsin bei Warschau, übernahm er später wichtige Funktionen in der staatl. Verwaltung (1808 Mitgl. des Staatsrats, ab 1810 Mitgl. der Abt. für innere Angelegenheiten und religiöse Riten). 1805 wurde er zum Kanoniker des Warschauer Domkapitels und 1809 zum Dekan desselben ernannt. Während der napoleon. Zeit hielt er zahlreiche patriot. Predigten und Ansprachen, u. a. auf Beerdigungen bedeutender Persönlichkeiten und gefallener Unabhängigkeitskämpfer. Nachdem er 1815 zum Administrator der Diözese Krakau ernannt worden war, erfolgte noch im selben Jahr seine Bestellung zum Bischof dieses Bistums; Weihe im Folgejahr in Warschau durch Bischof Jan Klemens Gołaszewski. Als Bischof von Krakau reaktivierte W. 1816 das karitative Towarzystwo Dobroczynności, dem er auch vorstand. Er gab mehrere Hirtenschreiben heraus und nahm wiederholt an patriot. Feierlichkeiten teil. 1828 ernannte man ihn zum Warschauer Erzbischof und Primas von Polen. Als solcher leitete er die Krönung von Zar Nikolaus I. zum poln. Kg. Bereits seit 1800 gehörte W., der mehrere seiner Dichtungen (Hymnen, Idyllen, Gebrauchslyrik) veröff., der Ges. der Freunde der Wiss. in Warschau an. Er war Träger des Großkreuzes des St. Stanislaus-Ordens sowie des Weißen Adler-Ordens.

W.: Zjawienie Emilki, 1796/97; Świątynia Sybilli, 1801; Hymn do Boga, 1805; Pisma wybrane, bearb. M. Nesteruk – Z. Rejman, 2002.
L.: Wurzbach; R. Ottmann, in: Przegląd Polski 4, 1883, S. 230ff., 397ff.; A. Jougan, X. Prymas W. 1–2, 1908; Enc. Katolicka 32, 1913; Z. Rejman, J. P. W. Poeta i kapłan, 1992; Enc. wiedzy o jezuitach na ziemiach Polski i Litwy 1564–1995, bearb. L. Grzebień, 2004; Pfarre St. Michael, Wien.
(G. Chajko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 343
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