Worzischek (Voříšek, Woržischek, Wořzischek, Wořišek), Johann Wenzel Hugo (Jan Václav) (1791–1825), Komponist, Organist, Pianist und Violinist

Worzischek (Voříšek, Woržischek, Wořzischek, Wořišek) Johann Wenzel Hugo (Jan Václav), Komponist, Organist, Pianist und Violinist. Geb. Wamberg, Böhmen (Vamberk, CZ), 11. 5. 1791; gest. Wien, 19. 11. 1825; röm.-kath. Sohn des Lehrers und Organisten Václav František W. und seiner Frau Rozálie, geb. Matiášová. – W. erhielt im Alter von drei Jahren den ersten Unterricht in Klavier und Gesang von seinem Vater. Zwei Jahre später begann er mit Violinunterricht und bereits 1798 soll er gelegentl. als Aushilfsorganist gedient haben. Er besuchte ab 1806 das Gymn. und wechselte 1810 auf die phil. Vorschule der Prager Univ. Seinen Unterhalt verdiente er sich, indem er Mitschülern Nachhilfe oder Klavierunterricht gab. 1804 nahm W. kurze Zeit Unterricht im Generalbass bei →Václav Jan Tomášek. 1809–13 begann er seine ersten Werke in Druck zu geben (z. B. die Dt. Tänze mit Coda). Nach erfolgreichem Stud.abschluss zog der Musiker, der sich in Prag bereits einen Namen gemacht hatte, nach Wien und inskribierte dort 1813 an der jurist. Fak. Bald jedoch nahmen musikal. Tätigkeiten immer mehr Zeit in Anspruch. Er trat als Pianist und Geiger auf und ging in den Wr. Salons ein und aus, wie z. B. in jenem →Ignaz v. Sonnleithners, bei dessen Quartettabenden er die zweite Violine spielte. Er lernte bedeutende Persönlichkeiten wie →Ludwig van Beethoven kennen, der sich lobend über seine Klavierrhapsodien op. 1 äußerte, erteilte Klavierunterricht und stud. die Werke der berühmten Pianisten seiner Zeit, wie jene →Ignaz Moscheles’, Giacomo Meyerbeers und →Johann Nep. Hummels, bei dem er auch Unterricht nahm. Als dieser sich auf eine Reise nach Stuttgart begab, überließ er W. sämtl. Schüler. Ab da galt er in Wien als bester Klaviervirtuose neben Moscheles und wurde in seinem Spiel bes. wegen seiner Phantasien und seiner Kunst der Improvisation bewundert. In der 1812 gegr. Ges. der Musikfreunde betätigte er sich als Korrepetitor, später wurde er Dirigent. Außerdem engag. er sich in den Hauskonzerten von →Raphael Kiesewetter v. Wiesenbrunn, bei denen er dirigierte und den Basso continuo spielte. 1818–23 reifte W.s Kompositionsstil und es entstanden Werke von bes. musikhist. Bedeutung, wie beispielsweise die Sonate für Violine und Klavier op. 5 (1819), der Klavierzyklus mit den Impromptus op. 7 (1821) oder die Symphonie in D-Dur (1823). Finanzielle Nöte brachten ihn dazu, sein Jusstud. abzuschließen und einen Posten im Hofkriegsrat anzunehmen. Ein halbes Jahr später (1823) wurde jedoch die Stelle des zweiten Hoforganisten frei und ein Wettbewerb um die Neubesetzung veranstaltet. Da W. als Organist in Wien gänzl. unbekannt war, überraschte er die Komm., in der u. a. →Antonio Salieri und →Joseph v. Eybler saßen, mit seinem Können und bekam die Stelle. Nach dem Tod →Wenzel Ružičkas rückte er 1824 zum ersten Hoforganisten auf. In Graz wurde er im selben Jahr zum Ehrenmitgl. des Stmk. Musikver. ernannt, wofür er sein Offertorium „Quoniam iniquitatem cognosco“ schrieb. Von der Reise nach Graz, die ihn auch in seine Heimat geführt hatte, kam W. schon kränkelnd nach Wien zurück. Im Jänner 1825 beendete er die Messe in B-Dur, die seine letzte Komposition werden sollte. Er starb verarmt.

Weitere W. (s. auch Grove; MGG II; Wurzbach; Zuckerová): Geistl. Musik; Kantaten; Lieder nach dt. Ged.; Orchestervariationen und Rondos; Kammermusik; Solomusik für Klavier.
L. (meist unter Voříšek): Grove, 2001 (m. B. u. W.); MGG II (m. B. u. W.); Wurzbach (m. W.); A. Fuchs, in: Monatsber. der Ges. der Musikfreunde, 1829, S. 148ff. (m. B.); K. Hůlka, in: Cyrill 47, 1921, S. 54ff., 70ff., 88ff., 48, 1922, S. 20ff. (m. B.); O. Loulová, in: Zprávy Bertramky, 1961, S. 10ff. (m. B.); A. Simpson, in: Proceedings of the Royal Musical Association 97, 1970, S. 125ff. (m. B.); V. Kyas, in: Opus musicum 21, 1989, S. 5ff., 225ff.; O. Zuckerová, J. H. V. (1791–1825). Thematic Cat., 2003 (m. W.); UA, Wien; Pfarre Vamberk, CZ.
(E. Kinsky)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 343f.
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