Woytarowicz (Wojtarowicz), Józef Grzegorz (1791–1875), Bischof

Woytarowicz (Wojtarowicz) Józef Grzegorz, Bischof. Geb. Schönwald, Galizien (Szynwałd, PL), 10. 3. 1791; gest. Krakau, Galizien (Kraków, PL), 31. 5. 1875 (beigesetzt: seit 1975 in der Kathedrale von Tarnów, PL); röm.-kath. Sohn des Bauern Wawrzyniec W. und dessen Frau Salomea, geb. Kabaj. – W. absolv. das Gymn. in Tarnow, trat 1813 in Lemberg in das Gen.seminar ein und begann ein Theol.stud. an der dortigen Univ., das er später in Wien fortsetzte, wo er 1817–19 Zögling des Frintaneums war; Priesterweihe 1817 in Wien durch →Mat(t)hias Paulus Steindl. Ab 1819 unterrichtete er Moraltheol. am Priesterseminar in Przemyśl. Im Folgejahr avancierte er zum Sekr. des Przemyśler bischöfl. Konsistoriums, ab 1826 fungierte er als dessen Referent. Nachdem er im selben Jahr zum Synodalexaminator ernannt worden war, wurde W. 1830 Konsistorialkanzler (und Ehrenkanoniker), 1835 Domscholast und im Folgejahr Propst. Er wirkte i. d. F. als Offizial des bischöfl. Gerichts und als Kapitelvikar (1836–39) sowie als Gen.vikar (1839–40). Im Juli 1840 erfolgte die Präkonisation W.ʼ als Bischof von Tarnow, im November die Weihe in der Kathedrale von Przemyśl durch →Franciszek Ksawery Zachariasiewicz sowie wenige Tage später die Inthronisation in Tarnow. Als Tarnower Bischof führte W. Poln. als Korrespondenzsprache ein und empfahl die Verwendung poln. Gebetbücher. Er errichtete 1841–45 sieben neue Dekanate und hielt die Geistlichen an, in den Pfarren Abstinenzver. zu gründen. 1845 überarbeitete er die Regelungen bezügl. der Diözesanvisitationen, im Folgejahr setzte er personelle und strukturelle Reformen betreffend das Tarnower Priesterseminar um. Nach Ausbruch des Galiz. Bauernaufstands, in dessen Verlauf es auf dem Gebiet seines Bistums zu blutigen Überfällen auf Herrenhöfe kam, rief W. im Februar 1846 dazu auf, das Gemetzel zu beenden und den Anweisungen der Obrigkeit Folge zu leisten. In einem im März des Jahres veröff. Hirtenbrief verurteilte er die Täter. Er entwarf ein Programm zur Wiedergutmachung der entstandenen moral. Schäden und führte zu diesem Zweck 1846–47 Pfarrmissionen durch. 1847 organisierte er eine Smlg. für die von der Großen Hungersnot betroffenen irischen Katholiken. 1848 war W. Mitgl. des Lemberger Nationalrats. Im folgenden Jahr avancierte er zum Vors. der galiz. Bischofskonferenz und unterzeichnete gem. mit anderen Amtsbrüdern eine Petition an den K., in welcher die volle Wiederherstellung der kirchl. Integrität gefordert wurde. Im März 1850 erließ W., der im Jahr zuvor an der ersten Versmlg. der österr. Bischofskonferenz in Wien teilgenommen hatte, Instruktionen bezügl. des richtigen Gebrauchs des Beichtsakraments sowie der Kommunion. Im selben Jahr initiierte er eine Hilfsaktion für die Opfer des Weichsel-Hochwassers. Aufgrund seiner propoln. Haltung und seines Eintretens für kirchl. Freiheiten wurde W. im Juni 1850 nach Wien berufen und dort zum Rücktritt gedrängt, den er Ende August auf einer Sitzung des Domkapitels bekannt gab und der von Papst Pius IX. angenommen wurde. W. lebte i. d. F. in der Zisterzienserabtei Mogila (1850–57) und später in den Krakauer Pfarren St. Nikolaus (1857–67) bzw. St. Florian (ab 1867).

L.: B. Kumor, Diecezja tarnowska. Dzieje ustroju i organizacji 1786–1985, 1985, S. 264ff.; B. Kumor, in: Currenda, 1986, Nr. 1–3, S. 60ff.; A. Jedynak, Z chłopskiej zagrody na biskupią stolicę. Biskup J. G. W. ..., 1998; A. Nowak, Słownik biograficzny kapłanów diecezji tarnowskiej 1786–1985, 1, 1999; Enc. Katolicka 20, 2014.
(G. Chajko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 349f.
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