Wratislaw-Nettolitzky (Wratislaw-Netolitzky, Wratislaw von Mitrowitz), Eugen Gf.; auch Wratislaw von Mittrowitz-Nettolitzky (1786–1867), General

Wratislaw-Nettolitzky (Wratislaw-Netolitzky, Wratislaw von Mitrowitz, Wratislaw von Mittrowitz-Nettolitzky) Eugen Gf., General. Geb. Wischopol, Böhmen (Vlčí Pole, CZ), 8. 7. 1786; gest. Wien, 14. 2. 1867 (begraben: Sobotka, CZ); röm.-kath. Sohn des Herrschaftsbesitzers Anton Wenzel Gf. W.-N. (1756–1791) und der Eleonora Gfn. W.-N., geb. Gfn. Wrbna v. Freudenthal (Vrbna-Bruntalská) (1757–1827); unverheiratet. – W. trat 1804 als Lt. bei den Merveldt-Ulanen in die k. Armee ein. Auf seine Reitkunst wurde der damalige Obst. der Blankenstein-Husaren Ferdinand Gf. v. Wartensleben aufmerksam und holte W. 1805 als Oblt. in sein Rgt. Bei Günzburg bestritt W. seine erste Schlacht. Nachdem sein Rgt. zusammen mit Franz Baron v. Jelačićʼ Div. vom Rest der Armee abgeschnitten worden war, nahm W. am Zug Wartenslebens teil und schlug sich nach Böhmen durch. 1807 wurde er zum Rtm. im Ulanenrgt. Nr. 3 ernannt. Da er sich auch bei Landshut 1809 bewährte, erhielt W. von →Johann Gf. Radetzky v. Radetz den Auftrag, mit einem Streifkorps die Verbindung mit der Hauptarmee aufzunehmen. Als er als Parlamentär im französ. Hauptquartier erschien, wurde er dort festgehalten und nach der Schlacht bei Aspern zum Kriegsgefangenen erklärt. W. sollte nach Frankreich abgeführt werden, konnte sich jedoch in Sieghartskirchen ranzionieren und war bei der Schlacht bei Wagram wieder ins Kriegsgeschehen involviert. Dort gelang es ihm, mit einem improvisierten Angriff das 5. Wr. Freiwilligen-Baon. vor der Gefangenschaft zu bewahren. Obwohl schwer verwundet, führte er noch auf dem Rückzug bei Schöngrabern einen Angriff aus. Nach dem Wr. Frieden 1810 quittierte er aus familiären Gründen seinen Dienst, kehrte jedoch nach Ausbruch neuer krieger. Auseinandersetzungen 1813 zum Militär zurück. Er nahm an der Völkerschlacht bei Leipzig teil und wurde noch im Dezember zum Mjr. im Husarenrgt. Nr. 3 befördert. I. d. F. erhielt er das Kmdo. über eine Div., die er im Feldzug 1814 führte. Bes. tat er sich bei Fère-Champenoise hervor, wo er eine vollständige Batterie erbeutete und 1.200 Gefangene übergeben konnte. Nach dem 2. Pariser Frieden wurde er 1815 zum Obstlt. und 1816 zum Kmdt. des 4. Ulanenrgt. ernannt; 1820 Obst., 1830 GM. Danach wurde W. Bgdr. in Italien und 1836 (im selben Jahr FML) dem Hofkriegsrat zugeteilt. 1840 zum Gen.adj. K. →Ferdinands I. ernannt, übernahm er im März 1848 das Kmdo. über das I. Armeekorps in Italien. Nach dem Gefecht bei Goito im April konzentrierte er seine Truppen und erstürmte Santa Lucia, Curtatone und Montanara, wobei er 2.000 Gefangene machte. Bei der Schlacht von Goito Ende Mai kämpfte er ebenso wie bei Vicenza und zeichnete sich bei weiteren Auseinandersetzungen bis hin zur Einnahme Mailands aus. Im März 1849 wurde er zum Gen. der Kav. befördert. W. kam in den Schlachten von Borgo, San Siro, Gambolo und Vigevano zum Einsatz, die Teilnahme an der Schlacht bei Novara wurde durch eine Änderung der Marschrichtung verhindert. Nach Kriegsende ernannte man W. 1849 zum Kmdt. der I. Armee in Wien, 1854 zum FM sowie gleichzeitig zum Hptm. der Arcièren-Leibgarde und schließl. 1866 zum stellv. Obst. der Garden. W. erhielt die erbl. RR-Würde, ab 1861 war er erbl. Mitgl. des HH. In wirtschaftl. Hinsicht vermehrte und modernisierte er seine Besitztümer (u. a. Herr der Fideikommisse Kost und Rakow), sein Gestüt war international bekannt. W. erhielt u. a. 1813 den k. russ. St. Wladimir-Orden IV. Kl., 1848 das Ritterkreuz des MMTO sowie das Großkreuz des Leopold-Ordens. 1852 Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, wurde er 1855 zum Kanzler des MMTO ernannt und 1864 mit dem Großkreuz des kgl. ung. St. Stephan-Ordens ausgez. 1835 wurde er 2. Inhaber des Kürassierrgt. Nr. 1; 1809 k. k. w. Kämmerer, 1840 k. k. w. Geh. Rat.

L.: Das Vaterland, WZ, 16., Gmd.-Ztg., 17. 2. 1867; Adlgasser; Wurzbach; Nordböhm. Gebirgsbote, 1867, Nr. 15, S. 59; Der Kamerad 6, 1867, S. 128f.; KA, Pfarre Maria Treu, beide Wien.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 352
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