Wrba, Ludwig (1844–1927), Beamter

Wrba Ludwig, Beamter. Geb. Venedig, Lombardo-Venetien (Venezia, I), 6. 3. 1844; gest. Pressbaum (NÖ), 20. 8. 1927; röm.-kath. Sohn des Obst.-Auditors bei der Kriegsmarine Franz W. und der Wilhelmine W., geb. Armbruster, Großonkel von →Ernst Frh. v. Schwind; ab 1892 verheiratet mit Amalia W., geb. v. Maygraber (geb. Altlengbach, NÖ, 14. 4. 1870). – W. stud. 1862–66 an den Univ. in Wien und Prag (1866 Dr. phil., Univ. Prag) und trat 1866 in den Staatsdienst bei der Finanzlandesdion. in Wien ein. Daraufhin wurde er 1869 als Konzeptsadjunkt in das Handelsmin. übernommen. 1882 zum Tit.sektionsrat ernannt, wurde er bereits ein Jahr später zum Min.rat befördert. Nach Überführung der Eisenbahnagenden in ein eigenes, neu geschaffenes Min. ernannte man W. 1895 zum Tit.sektionschef, 1896 zum Sektionschef. In seine Zuständigkeit fielen legislative, administrative und finanzielle Angelegenheiten sowie Fragen des Lokalbahnwesens. Das neue Eisenbahnmin. zeichnete sich dadurch aus, dass es im Unterschied zu den anderen Min. fast ausschließl. von hauseigenen Spitzenbeamten geleitet wurde. Daher wurde nach dem Rücktritt von →Heinrich v. Wittek 1905 W. zu dessen Nachfolger ernannt. In seine (erste) Amtszeit, die allerdings nur ein Jahr dauerte, fielen u. a. die parlamentar. Bewilligung von Budgeterhöhungen für das Projekt Neue Alpenbahnen und eine Reihe von Planungen für transalpine Bahnstrecken (Tauernbahn, Pyhrnbahn, Karawankenbahn, Wocheiner Bahn), deren Umsetzung bereits 1901 beschlossen wurde. Ein weiteres Thema waren anstehende Verstaatlichungen privater Eisenbahnunternehmen, wozu W. etwa 1905 Vorbereitungen zur Übernahme der K. Ferdinands-Nordbahn durch die k. k. Staatsbahnen traf. Außerdem gelang es ihm, brisante Tarifverhh. mit Vertretern der Staatsbahnbediensteten zu einem für beide Seiten befriedigenden Ergebnis zu führen. 1906 auf seinen Posten als Sektionschef zurückgekehrt, wurde er von →Richard Gf. Bienerth-Schmerling 1909 erneut als Eisenbahnminister vorgeschlagen. Während dieser (zweiten) Amtszeit konnte 1909 die Tauernbahn eröffnet werden. Außerdem folgten weitere Verstaatlichungen, wie etwa jene der Böhm. Commercialbahnen 1909. Die Übernahme der Österr. Nordwestbahn wurde zwar bereits unter W.s Vorgänger →Julius v. Derschatta ausgehandelt, allerdings erst unter seiner Ägide im RR beschlossen. Mit der Demission des Kabinetts Bienerth nach den RR-Wahlen 1911 endete auch W.s Ministerschaft. W. erhielt 1892 den Leopold-Orden, 1898 den Orden der Eisernen Krone II. Kl., 1911 den der I. Kl., 1900 den Titel Geh. Rat sowie 1905 das Großkreuz des Franz Joseph-Ordens.

L.: NFP, 10. 2. 1909; WZ, 23. 8. 1927; A. Czedik, Zur Geschichte der k. k. österr. Min. 1861–1908, 2–3, 1917–20, s. Reg.; B. Neuner, Bibliographie der österr. Eisenbahnliteratur 3, 2002, s. Reg.; UA, Wien; Pfarre Pressbaum, NÖ; UA, Praha, CZ.
(Ph. Dittinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 352f.
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