Wrbna und Freudenthal, Rudolf (Carl) Eugen Gf. von (1813–1883), Politiker und Theaterintendant

Wrbna und Freudenthal Rudolf (Carl) Eugen Gf. von, Politiker und Theaterintendant. Geb. Wien, 28. 4. 1813; gest. ebd., 6. 2. 1883 (begraben: Holešov, CZ); röm.-kath. Enkel von →Rudolph Gf. v. W. u. F., Sohn des Kämmerers und Oberstallmeisters Eugen Dominik Rudolf Gf. v. W. u. F. (geb. Wien, 4. 9. 1786; gest. ebd., 24. 3. 1848) aus dem jüngeren (Hořowitzer) Ast der böhm. Linie und der Palastdame Maria Barbara (Mária Borbála) Gfn. v. W. u. F., geb. Gfn. Erdödy de Monyorókerék et Monoszló (1793–1858), Neffe von Ladislaus Gf. v. W. u. F., Bruder von Eugen Kajetan Gf. v. W. u. F. (beide s. u.) und dem Gutsbesitzer Dominik Gf. v. W. u. F. (geb. Wien, 23. 4. 1811; gest. 28. 1. 1876), Vater von Karl Frh. v. Freudenthal (s. u.); unverheiratet. – W. genoss eine sorgfältige Erziehung und bewirtschaftete später erfolgreich die über seine Mutter ererbte mähr. Herrschaft Holleschau mit dem Gut Rimnitz; Holleschau bildete nach Verkauf der Herrschaft Hořowitz durch seinen älteren Bruder Dominik auch die Hauptdomäne der Familie. Zudem war W. Mitbesitzer der mähr. Herrschaft Waltersdorf. 1848 wurde er in den mähr. LT gewählt, wo er u. a. in der Komm. zur Abschaffung der Erbuntertänigkeit tätig war. Nach Wiedereinsetzung der Verfassung 1861 kehrte er in den mähr. LT zurück. Bei Hof erwarb sich W. einen exzellenten Ruf als umsichtiger Wirtschafter und Ökonom, sodass er mit der Leitung der Allerhöchsten Familien- und Avitical-Fondsgüter betraut wurde. Selbst in der adelskrit. Presse seiner Zeit wurde sein Arbeitseifer hervorgestrichen. Seit 1863 Geh. Rat, wurde er 1867 zum Mitgl. des HH auf Lebenszeit ernannt. Als Mitgl. der Verfassungspartei und deren Exekutivkomitees stand er 1868–71 der Staatsschulden-Kontrollkomm. vor. Von Jänner 1868 bis Mai 1869 amtierte er als 2. Vizepräs. des HH, von Dezember 1869 bis Mai 1879 mehrfach als 1. Vizepräs. In den 1870er-Jahren fungierte er als Verbindungsmann zwischen Hof und Verfassungspartei. 1870 wurde er aufgrund seiner wirtschaftl. Erfahrung in Nachfolge von →Eligius Franz Josef Frh. Münch v. Bellinghausen zum Gen.intendanten der beiden k. Hoftheater (Hof-Burg- und Hof-Operntheater) berufen. W. organisierte erfolgreich die Sanierung der zerrütteten Finanzen der beiden Häuser, in künstler. Belangen ließ er den Dir. →Franz Frh. v. Dingelstedt und →Johann v. Herbeck große Gestaltungsräume. Aufgrund zunehmender Differenzen über den finanziellen Rahmen des Theaterprogramms stellte W. 1874 sein Amt zur Verfügung, was gemeinhin als Eingeständnis seines Scheiterns aufgefasst wurde. W. war Träger zahlreicher Ausz. (1874 Großkreuz des Leopold-Ordens, 1878 Orden vom Goldenen Vlies, den er als 4. und letzter Angehöriger seiner Familie erhielt, Großkreuz des großherzogl. toskan. Verdienstordens vom Hl. Joseph, pers. Sonnen- und Löwen-Orden I. Kl., Großoff. der Légion d’honneur etc.). Er hinterließ ein in der zeitgenöss. Presse auf zwei Mio. fl taxiertes Vermögen, das zu beträchtl. Teilen in den von W. errichteten Gf. Wrbna’schen Familien-Fideicomiss eingebracht wurde. Sein Sohn Karl Frh. v. Freudenthal (geb. Wien, 30. 6. 1861; gest. Immendorf, NÖ, 28. 8. 1941; röm.-kath.) entstammte einer Verbindung mit Anna Müller (1840–1917), einer unehel. Tochter des Off. →Friedrich Fürst z. Schwarzenberg, und trug bis zur Anerkennung durch den Vater und Verleihung des Frh.stands (1876) den Namen Müller. Er war ab 1885 verheiratet mit Agathe Freifrau v. Freudenthal, geb. Gfn. v. W. u. F. (geb. Pest-Buda/Budapest, H, 2. 5. 1861; gest. Wien, 8. 12. 1921), der Tochter seines Cousins Rudolf Gf. v. W. u. F. (geb. 27. 2. 1831). Karl Frh. v. Freudenthal stud. am Wr. Theresianum und war ab 1886 Besitzer der Herrschaft Immendorf. 1893–1918 gehörte er dem nö. LT an (1910–18 Landmarschall-Stellv.), daneben 1901–07 dem AH des RR (Klubmitgl.schaft: Vereinigung der verfassungstreuen Großgrundbesitzer). 1917 wurde er zum Mitgl. des HH auf Lebenszeit ernannt (Verfassungspartei). W.s Bruder, der Gen. Eugen Kajetan Gf. v. W. u. F. (geb. Wien, 25. 3. 1822; gest. ebd., 21. 1. 1882), war ab 1838 zunächst Unterlt., dann Oblt. im Coburg-Ulanenrgt. Nr. 1, ab 1845 Rtm. im Husarenrgt. Nr. 7 und wurde als Mjr. (1848) Flügeladj. von K. →Franz Joseph I.; 1850 Obstlt. 1851 kam er als 2. Obst. zum Ulanenrgt. Nr. 4, 1852 in gleicher Eigenschaft zum Ulanenrgt. Nr. 7 und avancierte noch im selben Jahr zum Obst. und Kmdt. des Ulanenrgt. Nr. 10; 1859 GM und Bgdr. im I. Kav.-Armeekorps, wurde er bald darauf beurlaubt. Anfang der 1860er-Jahre diente er als Brig.kmdt. beim III. Armeekorps in Graz, 1863 war er als Bgdr. bei einer Kav.-Div. in Lombardo-Venetien eingesetzt. 1864 erneut beurlaubt, quittierte er 1866 den Dienst. Er erhielt u. a. 1849 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., weiters war er Ritter des russ. St. Annen-Ordens II. Kl., des russ. St. Wladimir-Ordens III. Kl. sowie Großoff. des belg. Leopold-Ordens; 1849 k. k. Kämmerer. W.s Onkel, der Gen. Ladislaus Gf. v. W. u. F. (geb. Wien, 5. 7. 1795; gest. Verona, Lombardo-Venetien/I, 21. 12. 1849, Suizid; röm.-kath.), wurde 1816 Rtm. beim Ulanenrgt. Nr. 4. 1817 erhielt er den Auftrag, die Nachricht von der Hochzeit von Erzhgn. →Leopoldine mit dem portugies. Kronprinzen Pedro nach Rio de Janeiro zu überbringen. Auf der Rückreise wurde er von Piraten überfallen. Ladislaus v. W. u. F. gelang die Rückkehr nach Österr., wo er wieder in den aktiven Militärdienst eintrat: 1821 Mjr. im Husarenrgt. Nr. 1, 1826 Obstlt. im Mähr. Kürassierrgt. Nr. 6. 1828 kehrte er kurzfristig zum Husarenrgt. Nr. 1 zurück, übernahm aber bereits ein Jahr später als Obst. das Kmdo. über das Husarenrgt. Nr. 9. 1834 GM, war er zunächst Bgdr. in Galizien, danach in Brünn. 1843 zum FML befördert, fungierte er als Insp. des Militär-Central-Equitations-Inst. zu Salzburg. 1848 erhielt er das Kmdo. über das II. Armeekorps. In der Schlacht bei Kápolna im Februar 1849 konnte er sich jedoch kaum bewähren, sodass er abberufen und mit dem Festungskmdo. von Verona betraut wurde. 1849 trat er i. d. R. Er erhielt 1816 das Ritterkreuz des kgl. und militär. Ordens vom Hl. Ludwig, weiters den k. russ. St. Stanislaus-Orden I. Kl., war Ritter des russ. St. Annen-Ordens I. Kl. sowie des russ. St. Wladimir-Ordens III. Kl. und Kommandeur des portugies. Ordens der Christusritter. Ab 1845 war er Inhaber des Chevauxlegersrgt. Nr. 6; 1814 k. k. Kämmerer.

L.: NFP, 4. 10. 1874; Das Vaterland, NWT (m. Parte), WZ (m. Parte), 7., Prager Abendbl., 9. 2. 1883; Adlgasser; Wurzbach; J. Županič, in: Adler. Z. für Geneal. und Heraldik 26, 2011, S. 32ff., 49ff.; Die Tagebücher des Gf. E. Belcredi 1850–94, ed. L. Höbelt u. a., 2016, S. 121; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 5. 10. 2020); Pfarre St. Augustin, Wien. – Karl v. Freudenthal: Adlgasser. – Eugen v. W. u. F.: Wurzbach; KA, Pfarre St. Augustin, Pfarre St. Stephan, alle Wien. – Ladislaus v. W. u. F.: Innsbrucker Ztg., 29. 12. 1849; Wurzbach; KA, Pfarre St. Augustin, beide Wien.
(M. Krenn – D. Angetter – H. Bergmann)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 354f.
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