Wrbna und Freudenthal (Würben und Freudenthal), Rudolph Johann Nepomuk Gf. von (1761–1823), Jurist, Beamter und Politiker

Wrbna und Freudenthal (Würben und Freudenthal) Rudolph Johann Nepomuk Gf. von, Jurist, Beamter und Politiker. Geb. Wien, 23. 7. 1761; gest. ebd., 30. 1. 1823 (begraben: Hořovice, CZ); röm.-kath. Sohn des Obst.hofmarschalls Eugen Wenzel Gf. v. W. u. F. (geb. 3. 6. 1728; gest. 23. 5. 1789) und von Maria Theresia Gfn. v. W. u. F., geb. Gfn. Kollonitz v. Kollograd (geb. 15. 9. 1733; gest. 3. 7. 1802), Vater u. a. des Kämmerers und Oberstallmeisters Eugen Dominik Rudolf Gf. v. W. u. F. (geb. Wien, 4. 9. 1786; gest. ebd., 24. 3. 1848), des Mjr. Dominik Gf. v. W. u. F. (1788–1848), des Beamten Rudolf Gf. v. W. u. F. (geb. Wien, 4. 4. 1802; gest. 12. 2. 1874) und von →Ladislaus Gf. v. W. u. F. (s. u. Rudolf Eugen Gf. v. W. u. F.), Großvater von →Rudolf Eugen Gf. v. W. u. F. und →Eugen Kajetan Gf. v. W. u. F. (s. u. Rudolf Eugen Gf. v. W. u. F.), Urgroßvater von →Karl Frh. v. Freudenthal (s. u. Rudolf Eugen Gf. v. W. u. F.); ab 1785 verheiratet mit Maria Theresia Aloisia Gfn. v. W. u. F. (geb. 3. 2. 1763; gest. 28. 7. 1803), der Tochter des Diplomaten und Trägers des Ordens vom Goldenen Vlies Dominik Andreas Gf. Kaunitz-Rietberg-Questenberg (1739–1812). – W. stud. Phil. und Rechtswiss. an der Univ. Wien und aufgrund seines bereits in Jugendjahren entwickelten Interesses für Mineral. im Anschluss auch Bergbau an der Bergakad. Schemnitz. 1785 trat er als Sekr. in den Dienst der Hofkammer in Münz- und Bergwesen (1787 Bergrat), 1790 wurde er HR ebd., 1801 Vizepräs. 1802 erfolgte zudem seine Ernennung zum Präs. der Kanal-Hofbaukomm. I. d. F. ließ sich W. beurlauben, um sich der Verwaltung und wirtschaftl. Weiterentwicklung seiner privaten Güter zu widmen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Etablierung einer Eisenind. im mittelböhm. Komorau (Herrschaft Hořowitz). 1805 wurde W. von K. →Franz II. (I.) für den Staatsdienst reaktiviert und zum Landes-Hofkommissar ernannt. In dieser Funktion war er nach der Besetzung Wiens ab November 1805 entscheidend für die Verhh. mit den Franzosen, die Sicherstellung österr. Staatskassen und die Bewahrung zahlloser Kulturgüter verantwortl. Nach Abschluss der Friedensverhh. mit Frankreich übernahm er 1809 abermals das Amt des Hofkommissars und fungierte als Chef des Geheimen Kabinetts. Vor dem Hintergrund der Einführung eines neuen Papiergelds erfolgte zudem 1811 W.s Ernennung zum Präs. der Vereinigten Einlösungs- und Tilgungsdeputation. Bis kurz vor seinem Tod galt W. als engster Berater von K. Franz und war dessen ständiger Begleiter. Um sich ganz diesem Dienst widmen zu können, hatte er bereits im Juli 1809 die Leitung seiner Besitzungen und sein Vermögen an seinen Sohn Eugen übertragen. W., Mitgl. der Wr. Freimaurerloge Zur Wahren Eintracht, beteiligte sich an der Gründung maßgebender wiss., ökonom. und künstler. Institutionen und Ges. in Böhmen, so etwa der Patriot.-Ökonom. Ges., des Böhm. Ständ. Polytechn. Inst. in Prag, der Ges. patriot. Kunstfreunde, des Konservatoriums für Musik in Prag, der Hydrotechn. Ges. zur Vereinigung und Schiffbarmachung der Flüsse Böhmens oder des Vaterländ. Mus. in Böhmen; 1804 Ehrenpräs. der Kgl. böhm. Ges. der Wiss. 1806 wurde W. zum Obst.kämmerer sowie zum Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies ernannt. Als Kommandeur der von ihm ins Leben gerufenen böhm. Nobelgarde erhielt er das böhm. Adelskreuz. Er war daneben Träger zahlreicher weiterer Ausz. (u. a. Orden der Eisernen Krone I. Kl., Großkreuz des St. Stephan-Ordens, Ritter des russ. St. Andreas- sowie des Alexander Newski-Ordens I. Kl., Großkreuz der Légion d’honneur).

L.: Der Wanderer, 3. 2., WZ, 22., 23., 26. 5. 1823; Czeike; Wurzbach; Neuer Nekrolog der Deutschen 1, 1823, H. 1, S. 89ff.; Berühmte Oestreicher der Vorzeit ..., 1857, S. 185ff.; Th. Wassilko, in: FS zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des HHStA 2, ed. L. Santifaller, 1951, S. 413ff.; H. Jäger-Sunstenau, Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien, 1992, S. 28; A. Matoušková, in: Minulostí Berounska. Sborník Státního okresního archivu v Berouně 1, 1998, S. 38ff.; M. Hochedlinger u. a., Verzeichnis der Familienarchive und persönl. Schriftennachlässe zur österr. Geschichte 1500–2000, 2018, S. 1078; Moravský zemský archiv v Brně, Brno, CZ.
(M. Krenn)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 355f.
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