Wretschko, Mathias (Matija) Ritter von (1834–1918), Lehrer und Botaniker

Wretschko Mathias (Matija) Ritter von, Lehrer und Botaniker. Geb. Gairach, Stmk. (Jurklošter, SLO), 23. 2. 1834; gest. Unteroberndorf (NÖ), 11. 11. 1918; röm.-kath. Sohn des Landwirts Josef W. (gest. Gairach, 3. 10. 1881) und der Gertrude W., geb. Krainz (gest. Gairach, 27. 8. 1883), Vater von Alfred Ritter v. W. (s. u.); ab 1860 in 1. Ehe verheiratet mit Leopoldine Elisabeth Wretschko, geb. Patnoter (geb. Wien, 30. 5. 1842), ab 1867 mit Aloisia Anna (Louise) v. W., geb. Rautner (geb. Laibach, Krain / Ljubljana, SLO, 22. 8. 1839; gest. Wien, 6. 12. 1905), ab 1906 mit Rosa Theresia v. W., geb. Matl (geb. Wien, 21. 3. 1867; gest. Unteroberndorf, 2. 12. 1942). – Nach dem Besuch des Gymn. in Cilli (Matura 1853) stud. W. für ein Semester Naturwiss. an der Univ. Graz, wechselte jedoch bereits im Sommersemester 1854 für dasselbe Stud. an die Univ. Wien. Nach der 1857 abgelegten Lehramtsprüfung aus Naturgeschichte und Physik sowie Mathematik für Untergymn. unterrichtete er zunächst bis 1858 am Akadem. Gymn. in Wien und wirkte dann bis 1859 als Ass. für Naturwiss. an der neu gegr. Handelsakad. 1859 zum Dr. phil. an der Univ. Wien prom., erwarb W. zusätzl. die Approbation aus Naturgeschichte und Physik für Oberrealschulen und wurde im Herbst 1859 am 2. kath. Gymn. in Pest als Lehrer def. angestellt. Im Zuge der Magyarisierung musste er Pest 1861 verlassen und ging im Herbst als Gymn.lehrer nach Laibach. 1865 kehrte W. als Prof. an das Akadem. Gymn. in Wien zurück und habil. sich 1866 an der dortigen Univ. zum Priv.Doz. für Morphol. und Entwicklungsgeschichte der Pflanzen. 1869 zum Landesschulinsp. in Graz ernannt, oblag ihm nun die Aufsicht über die mathemat.-naturwiss. Lehrfächer in der Stmk., in Ktn. und Krain. 1877 in den nö. Landesschulrat berufen, kontrollierte er dort sämtl. Lehrerbildungsanstalten sowie Teile der Volksschulen und unterstützte die Inspektion der Realschulen. Ab 1893 im Unterrichtsmin. tätig, hatte W. als Tit.-Min.rat die Leitung des Mittelschuldep. mit sämtl. Mittelschulen der österr. Reichshälfte inne. 1897 trat er i. d. R. W.s wiss. Arbeiten sind einerseits für die Didaktik der Naturgeschichte und die Lehrerausbildung, andererseits für die Pflanzenmorphol. von großer Bedeutung. Auf fachdidakt. Gebiet legte er zunächst einige kleinere Arbeiten wie „Über die Behandlung der Naturgeschichte an den Gymnasien“ (in: Z. für die österr. Gymn. 12, 1861) und „Ueber die Reform des naturwissenschaftlichen Unterrichtes an Mittelschulen“ (ebd. 20, 1869) vor. 1873 folgte die Schrift „Ueber das zu begründende Mädchen-Lyceum in Graz“ und 1875 „Die Fachbildung und Prüfung der Lehramtscandidaten für Mittelschulen“. Auf botan. Gebiet sind die wichtigen Arbeiten „Zur Entwicklungsgeschichte des Laubblattes“ (in: Jahresber. des k. k. Obergymn. zu Laibach …, 1862), „Beitrag zur Entwickelungsgeschichte getheilter und gefiederter Blattformen“ (in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 50, 1865) und „Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Cruciferen-Blüthe“ (ebd. 58, 1868) exemplar. zu nennen. Sein Lehrbuch „Vorschule der Botanik …“ erschien 1866–1923 in elf Aufl., ab der 6. Aufl. (1898) umgearbeitet und hrsg. von →Anton Heimerl. 1888 publ. W. zudem ein „Kurzes Lehrbuch der Botanik für Schulen mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Lehramts-Candidaten und zum Selbststudium“. Er war u. a. ab 1858 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien. 1877 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez., wurde er 1883 in den Ritterstand erhoben. Sein Sohn, der Rechtshistoriker Alfred Ritter v. W. (geb. Wien, 7. 5. 1869; gest. Solbad Hall/Hall in Tirol, Tirol, 28. 3. 1941), absolv. das Gymn. in Wien und Klagenfurt und stud. 1887–91 Jus an der Univ. Wien; 1893 Dr. iur. 1894–98 wirkte er als Juristen-Präfekt an der Theresian. Akad. in Wien. Nach der Habil. 1897 mit der Arbeit „Das österreichische Marschallamt im Mittelalter“ fungierte Alfred v. W. 1898–99 als Priv.Doz. 1899 folgte er einem Ruf nach Innsbruck und wurde dort ao. Univ.Prof. für dt. und österr. Rechtsgeschichte; 1902 o. Prof. Er befasste sich mit Kirchenrechtsgeschichte und Univ.geschichte, mit Themen aus der Tiroler Landesgeschichte sowie Biographik und nahm auch zu zeitgenöss. Fragen wie dem Urheberrechtsgesetz von 1895 Stellung; 1925 Dr. rer. pol. h. c. der Univ. Innsbruck; 1931 emer.

Weitere W.: s. Stafleu; Wurzbach. – Alfred v. W.: Heinrich Siegel. Ein Bild seines Lebens und Wirkens (1833–1899), 1900; Die electio communis bei den kirchl. Wahlen im Mittelalter, 1901; Die Geschichte der jurist. Fak. an der Univ. Innsbruck 1671–1904, 1904; Zur Geschichte der Tiroler Landesfreiheiten, 1925.
L.: Ostdt. Rundschau, 21., NFP, 24. 2. 1904; FB, WZ, 12. 11. 1918; SBL; Stafleu (m. W.); Wurzbach (m. W.); Botanik und Zool. in Österr. … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 193ff.; Th. Mayerhofer, Der Lehrkörper der Phil. Fak. von 1848 bis 1873, phil. Diss. Wien, 1982, S. 311f.; UA, Wien (m. B.); Pfarre Maria Anzbach, NÖ; Mitt. Martin Georg Enne, Wien; Mitt. Martina Crepaz, Maria Anzbach, NÖ. – Alfred v. W.: NFP, 10. 6. 1911; Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur Österr. Denkmalpflege, 2001; F. Fellner – D. Corradini, Österr. Geschichtswiss. im 20. Jh., 2006.
(M. Svojtka – Ph. Dittinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 356f.
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