Wüllerstorf und Urbair (Wüllerstorf-Urbair), Bernhard Aloys Frh. von (1816–1883), Admiral und Politiker

Wüllerstorf und Urbair (Wüllerstorf-Urbair) Bernhard Aloys Frh. von, Admiral und Politiker. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 29. 1. 1816; gest. Klobenstein, Tirol (Klobenstein/Collalbo, I), 10. 8. 1883 (bestattet: Bozen/Bolzano, I); röm.-kath. Sohn des Gubernialrats Karl Leopold Reichsritter v. W. u. U. und seiner Frau Julie v. Grohowska (geb. 16. 9. 1795; gest. 14. 12. 1875), Vater des Linienschiffskapitäns Carl Patrick Leopold Frh. v. W. u. U. (geb. Triest, 17. 7. 1848; gest. Pola, Istrien / Pula, HR, 3. 1. 1906); ab 1847 mit Hannah O’Conor of Connaught (geb. 3. 2. 1824; gest. Triest, 29. 7. 1848) und ab 1861 mit der Palastdame Leonhardine Maria Anna Gfn. v. Rothkirch u. Panthen (geb. 31. 7. 1820; gest. 17. 3. 1901) verheiratet. – W. trat nach dem Besuch des Gymn. in Padua und Ofen 1828 in die Pionierkorpsschule in Tulln ein. 1833 als Kadett zum IR Nr. 40 ausgemustert, meldete er sich noch im selben Jahr in Venedig zur Kriegsmarine. Nach ersten Erfahrungen als prov. Marinekadett auf diversen Schiffen fand W. ab 1835 als w. Marinekadett auf der Korvette „Lipsia“ und der Brigg „Veneto“ Verwendung. 1836 in Venedig stationiert, wurde er 1837 beurlaubt, um an der Wr. Sternwarte Kurse über Astronomie und Nautik zu besuchen. 1839 Linienschiffsfähnrich, fungierte er als Prof. für Astronomie und Nautik am Marine-Kadettenkollegium und als Dir. der Sternwarte von Venedig. Nach Einschiffungen 1845 auf der Brigg „Montecuccoli“ und der Korvette „Adria“ 1846 wurde W. 1848 Kmdt. des 2. Seebez. in Triest; 1848 Fregattenlt. sowie kurz darauf Linienschiffslt., nahm er auf der Fregatte „Bellona“ an der Blockade von Venedig teil. 1848 zum Dir. des Marine-Kollegiums in Triest ernannt, wechselte er 1849 als Militärreferent in das Marineoberkmdo.; 1849 Korvettenkapitän. Nach diversen See- und Landverwendungen (1851 Kmdt. „Montecuccoli“, Militär-, Präsidial- und Admiralsreferent) fungierte W., ab 1852 Fregattenkapitän, 1854 als prov. Vorstand der II. Sektion (Technik) im Marineoberkmdo. 1855 reiste er zunächst nach Smyrna und kommandierte danach die Fregatte „Venus“ in die Levante; 1856 Linienschiffskapitän. 1857–59 Kommodore der Weltumsegelungs-Expedition der „Novara“, leistete er im Anschluss als Vorstand der Novara-Kanzlei einen wichtigen Beitr. zur Aufarbeitung der Expeditionsergebnisse. 1860 Kommodore und Kmdt. der Flottenabt. vor Sizilien auf der Schraubenfregatte „Schwarzenberg“, wurde er im selben Jahr Hafenadmiral und Festungskmdt. von Pola; 1861 Kontreadmiral und Escadre-Kmdt. Ab Jänner 1862 reiste W. nach Dtld., in die Schweiz, nach England, Frankreich, Belgien und in die Niederlande, um die dortige Eisen- und Stahlind. kennenzulernen. 1863 Hafenadmiral in Venedig, nahm er 1864 als Escadre-Kmdt. am Feldzug gegen Dänemark teil, wobei er einen kleinen Flottenverband von Pola in die Nordsee führte. Die Fahrt der Escadre verzögerte sich aufgrund des schlechten Zustands der W. unterstellten Schiffe sowie der mangelhaft ausgebildeten Besatzung, sodass er in das Seegefecht nicht mehr eingreifen konnte. Daraufhin wurde W. auf Intervention von →Friedrich Frh. v. Burger noch 1864 in Disponibilität gestellt. I. d. F. wechselte er in die Politik (dt.liberale Partei). Ab 1865 Minister für Handel und Volkswirtschaft, schloss er erfolgreich Handelsverträge mit Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien sowie der Schweiz ab und setzte sich für den Eisenbahnbau sowie den Ausbau des Hafens von Triest ein. 1867 zum Vizeadmiral und HH-Mitgl. auf Lebenszeit (Verfassungspartei) ernannt, trat er im selben Jahr als Minister zurück und wurde in Graz erneut in Disponibilität versetzt. 1869 trat er i. d. R. W. erhielt u. a. 1850 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1859 jenen der II. Kl., 1860 das Kommandeurkreuz mit dem Stern des Real ordine di Francesco primo, 1867 das Großkreuz des Leopold-Ordens sowie jenes des Ordens der Hll. Mauritius und Lazarus, 1868 das Großkreuz des belg. Leopold-Ordens. 1856 wurde er Mitgl. der Geograph. Ges. in Wien (1862–63 Präs., ab 1881 Ehrenmitgl.), 1858 k. M. des wiss. Inst. Palestra scientifica in Rio de Janeiro sowie Mitgl. der kgl. Batav. Ges. der Künste und Wiss., 1859 Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt in Wien, 1860 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien sowie Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, 1863 Ehrenmitgl. der Bayer. Akad. der Wiss. in München, 1864 der Ges. für Erdkde. zu Berlin sowie Ehrenmitgl. und Meister des Freien Dt. Hochstifts für Wiss., Künste und allg. Bildung in Frankfurt am Main, 1865 Ehrenmitgl. der naturforschenden Ges. zu Emden. 1860 wurde er in den Frh.stand erhoben; 1865 Geh. Rat.

W.: s. Wurzbach; Schmidt-Brentano.
L.: ADB; Wurzbach (m. W.); C. v. Scherzer, Reise der Österr. Fregatte Novara um die Erde ... 1857, 1858, 1859 unter ... B. v. W. u. U., 2. Aufl. 1862; H. Bayer v. Bayersburg, Österr. Admirale 1867–1918, 1962, S. 195ff.; F. Wallisch, Sein Schiff hieß Novara, 1966; D. Codanich, B. v. W.-U. Un grande figlio di Trieste, 1982 (m. B.); A. Schmidt-Brentano, Die österr. Admirale 1808–95, 1, 1997, S. 161ff. (m. B. u. W.); Ch. Riedl-Dorn, in: Die Entdeckung der Welt. Die Welt der Entdeckungen, ed. W. Seipl, Wien 2001, S. 165ff. (Kat.); Österr. in der Welt, die Welt in Österr., ed. I. Kretschmer – G. Fasching, 2006, S. 31 (m. B.); M. Prieschl, in: Truppendienst 6, 2013 (online, Zugriff 25. 8. 2020); HHStA, KA, beide Wien.
(G. Pawlik)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 358f.
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