Wünsche Josef, Industrieller und Politiker. Geb. Schönlinde, Böhmen (Krásná Lípa, CZ), 8. 7. 1816; gest. Wien, 4. 10. 1898; röm.-kath. Sohn des Kaufmanns Johann W. (gest. 1862); ab 1869 verheiratet mit Emilie W., geb. Neusser. – W. gründete 1854 gem. mit dem Unternehmer Eduard Hielle (Hille), der seit 1853 die Fa. Elias Hielle sel. & Söhne leitete, in Schönbüchel die Baum- und Schafwollwarenfabrik Hielle & Wünsche. Er fungierte als Ges., ab 1872 war auch Karl Hielle, Hielles Neffe, Teilhaber. 1856 wurde eine Zweigniederlassung in Wien gegr., deren Leitung W. oblag. Einen großen Aufschwung und den Übergang von einer Manufaktur zum maschinellen Betrieb stellte 1873–74 die Errichtung einer neuen Fabrik in Schönlinde, in der mechan. Webstühle zum Einsatz kamen, dar. Ab 1874 war Hielle & Wünsche Teil der im selben Jahr in Wien gegr. Oesterr.-Ung. Baumwoll- und Leinen-Ind.-Ges. für Heeresausrüstung von Marbach & Consorten. W. verfügte über das Vertretungsrecht dieses Firmenkonsortiums, das das Heer mit Militärmontur belieferte. Auf die Erweiterung der Fabrik mit einer Färberei und Spinnerei 1887 folgten 1895 die Etablierung einer Zweigniederlassung in Rumburg und im Zuge dessen der Erwerb der Fabriksgebäude der Weberei Georg Quass sowie 1896 die Übernahme der Anton Friedrich’schen Spinnerei in Schönlinde. 1899 kam es zur Übernahme der Rumburger mechan. Weberei A. Rauch & Co. Die Fa. Hielle & Wünsche, die 1895 rund 650 Arbeiter beschäftigte, spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Textilind. in Nordböhmen im 19. Jh. Mitgl. des Censoren-Collegiums der Oesterr.-Ung. Bank, 1880–98 Dir. der Ersten österr. Sparcasse in Wien, ab 1885 Verw.R. der Allg. Depositenbank, war W. 1879–85 RR-Abg. als Mitgl. des Liberalen Klubs (1879–81) sowie der Vereinigten Linken (1881–85).