Würbs, (Johann Baptist) Karl (1807–1876), Maler, Zeichner, Radierer und Kunstkritiker

Würbs (Johann Baptist) Karl, Maler, Zeichner, Radierer und Kunstkritiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 11. 8. 1807; gest. ebd., 6. 7. 1876. Sohn des Bürstenbinders Johann Karl Gottlieb W. und von Josepha W., geb. Fuxbichler; unverheiratet. – W., der ursprüngl. das väterl. Gewerbe erlernen sollte, stud. ab 1823 an der ABK in Prag bei →Josef Bergler und Franz Waldherr. Ab 1833 arbeitete er in der lithograph. Anstalt von Carl Hennig in Prag. 1839 bereiste er Holland, wo er von der Tradition der dortigen Vedutenmalerei beeinflusst wurde, und i. d. F. das heutige Österr. und die angrenzenden Gebiete Dtld. W. arbeitete hauptsächl. als Vedutenmaler: Den Durchbruch erlebte er mit seinen Illustrationen zu „Bilder aus Böhmens Vorzeit: Burgvesten und Ritterschlösser in Original-Ansichten dargestellt“ von Wolfgang Adolf Gerle (1842) und avancierte zu einem gefragten Künstler topograph. Alben und Reiseführer. Weiters schuf er Zeichnungen und Lithographien von Stadtansichten und Landschaften v. a. aus Böhmen und Mähren sowie Veduten aus Dtld., Ungarn und vereinzelt aus Italien. Dabei wurde er tw. von den Arbeiten →Karel Postls beeinflusst; stilist. zählen seine Werke zur Frühromantik. Aufgrund der detailgenauen Wiedergabe besitzen seine topograph. Ansichten auch heute noch hist. Wert. Daneben fertigte er Gemälde, die er ab 1826 regelmäßig in der Jahresausst. in Prag präsentierte. Diese sind zwar präzise in Linienführung und Flächeneinteilung, reichen an seine Graphiken jedoch nicht heran. 1858–76 fungierte W. als Insp. der Gemäldegalerie des Ver. patriot. Kunstfreunde, der späteren Nationalgalerie, in Prag und trug in dieser Funktion – etwa 1867 durch eine Neuaufstellung bzw. Abfassung eines Kat. – wesentl. zur Modernisierung der Galerie bei. Ab 1858 lehrte W. am Polytechn. Inst. in Prag, bereits ab 1838 verf. er Rezensionen von Prager Kunstausst. für die „Bohemia“. Daneben war W. auch in anderen Bereichen des Prager Kulturlebens sehr aktiv, so etwa ab 1835 als Mitgl. des Kunstver. für Böhmen. W.’ Arbeiten befinden sich u. a. in der Národní galerie, dem Muz. hlavního města Prahy, dem Památník národního písemnictví (alle Prag), der Moravská galerie in Brno, der Galerie umění Karlovy Vary, der GASK in Kutná Hora, der Oblastní galerie in Liberec, dem Muz. umění Olomouc und der Oblastní galerie Vysočiny in Jihlava.

Weitere W. (s. auch Wurzbach; Šaffek): Altstädter Rathaus, 1845; St. Niklas in Znaim, 1862; Rathaus und Ring in Olmütz; Ansicht der Stadt Krumau.
L.: Die Presse, 8. 7. 1876 (Beil.); ADB; Otto; Thieme–Becker; Toman; Wurzbach (m. tw. W.); Neue Illustrirte Ztg. 4, 1876, S. 449; Obrazárna v Čechách 1796–1918, ed. V. Vlnas, Praha 1996, S. 55 (Kat.); N. Blažíčková-Horová, in: Dějiny českého výtvarného umění 3/1, 2001, S. 127; Nová enc. českého výtvarného umění, Dodatky, red. A. Horová, 2006, S. 850; M. Šaffek, Topografické pohledy v grafice a ilustracích K. W., DA Brno, 2017 (m. B. u. tw. W.).
(R. Janás)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 359f.
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