Württemberg, Ferdinand Friedrich August Hg. zu (1763–1834), General

Württemberg Ferdinand Friedrich August Hg. zu, General. Geb. Treptow, Preußen (Trzebiatów, PL), 21. oder 22. 10. 1763; gest. Wiesbaden, Nassau (D), 20. 1. 1834 (begraben: Stuttgart, D); evang. AB. Sohn von Friedrich Eugen Hg. zu W. (1732–1797) und Friederike Hgn. zu W., geb. Markgfn. v. Brandenburg-Schwedt (1736–1798), Bruder u. a. von Friedrich Wilhelm Karl Hg. zu W. (1754–1816), dem ersten Kg. von Württemberg, und Elisabeth Hgn. zu W. (1767–1790), der 1. Ehefrau von K. →Franz II. (I.); 1795–1801 (Scheidung) verheiratet mit Albertine Hgn. zu W., geb. Prinzessin v. Schwarzburg-Sondershausen (1771–1829), ab 1817 mit Kunigunde Walburga (Pauline) Hgn. zu W., geb. Prinzessin v. Metternich-Winneburg-Ochsenhausen (1771–1855). – Nach einer privaten Erziehung und einer militär. Ausbildung wurde W. 1781 von K. Joseph II. zum Obstlt. im IR Nr. 26 ernannt und 1784 zum Obst. im IR Nr. 38 befördert. Im Russ.-Österr. Türkenkrieg 1787–92 fungierte er als Kmdt. einer Grenadierbrig. bei der Hauptarmee. 1788 GM, nahm er 1789 an der Erstürmung Belgrads teil. Im Zuge einer Konzentrierung eines Teils der Armee im Norden des damaligen Österr. kam W. 1790 in das Korps des FZM Johann Gf. Browne nach Mähren, wurde noch im selben Jahr zum FML befördert und nach Luxemburg versetzt. Als 1792 der Krieg in den Niederlanden begann, teilte man W. als Divisionär der Hauptarmee zu. Er nahm u. a. an den Gefechten von Mons und Tournay, an der Belagerung von Lille und an der Schlacht von Anderlecht teil und zeigte auch im Feldzug des folgenden Jahres hervorragende Leistungen. 1793 wurde W. mit der Führung der „Dritten Kolonne“ zum Vorrücken gegen Aachen betraut. Anfang März nahm er Eschweiler und Aachen ein, schlug die Franzosen bei Soumagne und zwang sie dadurch zum Abzug aus Lüttich. Mitte März erhielt er das Kmdo. über das zweite Treffen der Hauptarmee und schlug die Franzosen in den folgenden Tagen in Neerwinden und bei Leau. Nach der Einnahme Antwerpens durch eine seiner Abt. erhielt er den Auftrag, Condé zu blockieren, und erreichte im Juli mitsamt seiner 4.000 Mann starken Garnison die Kapitulation. Gesundheitl. angeschlagen, traf er dennoch auf Bitte des Fürstbischofs von Lüttich die militär. Vorkehrungen zur Sicherung des Bistums. 1793 wurde er zum FML des Dt. Reichs ernannt. Ab März 1795 diente W. unter →Wenzel Gf. Colloredo-Mels u. Wallsee im rechten Flügel der niederrhein. Armee und nahm an einigen Gefechten teil, bevor er ab September seine Tätigkeit erneut aus gesundheitl. Gründen unterbrechen musste. Im November kehrte er zur Armee zurück und erhielt in den Feldzügen 1795 und 1796 das Kmdo. über die an der Sieg und am Niederrhein aufgestellten Truppen, wobei er der gegner. Übermacht nicht gewachsen war. Im März 1796 wurde er zum FZM ernannt und führte sein 18.000 Mann starkes Korps gegen den linken Flügel der französ. Sambre- und Maas-Armee, doch schon im Juni zwang ihn seine Krankheit zur Niederlegung des Kmdo. und i. d. R. Bereits im Frühjahr 1797 kehrte er aufgrund der Bedrohung des Inneren der Monarchie in die Armee zurück, wurde zum kommandierenden Gen. von Inner- und Oberösterr. bestimmt und leitete die Organisation des freiwilligen Aufgebots. Nach dem Vorfrieden von Leoben kam er zum Gen.kmdo. nach Graz. 1798–99 fungierte er als Militärbevollmächtigter in Russland, um über den Marsch von russ. Hilfstruppen nach Italien zu verhandeln. 1800 kommandierender Gen. in Österr. ob und unter der Enns, erhielt er auch den Posten des Stadtkmdt. von Wien. 1805 FM, reiste er wieder nach Russland, wo er Verträge über den Durchmarsch russ. Truppen durch österr. Gebiet sowie deren Verpflegung aushandelte. Nach seiner Rückkehr im August wurde ihm im Oktober die Leitung aller Verteidigungsanstalten Nieder- und Oberösterr. übertragen. Im November wurde er nach Brünn entsandt, um dort Zar Alexander I. zu empfangen. 1806 gewährte ihm der K. den Rücktritt von seiner Stelle als kommandierender Gen. Nach der Besetzung Wiens durch die Franzosen 1809 meldete sich W. zum Dienst und erhielt das Kmdo. über die in Ungarn zu errichtende Res.armee. Nachdem sein Rgt. wie auch die Res.armee infolge des Friedens von Wien aufgelöst worden waren, erhielt er das IR Nr. 40 und fungierte ab 1810 erneut als kommandierender Gen. von Niederösterr. und Stadtkmdt. von Wien. 1814 wurde er zudem zum Militär-Gouverneur in Österr. ob und unter der Enns ernannt sowie 1815 zum Zivil- und Militär-Gouverneur in Galizien, wobei er letztere Stelle nie antrat. 1816 erhielt er das neue Amt des Militär-Gouverneurs von Österr. ob und unter der Enns und Sbg. 1820 musste er aus gesundheitl. Gründen seinen Dienst quittieren und verbrachte die folgenden Jahre teils in Wien, teils auf Reisen in Dtld., Frankreich und Italien. 1829 wurde er zum Gouverneur der Bundesfestung Mainz ernannt. Nach dem Ausbruch der Juli-Revolution 1830 in Frankreich versetzte er die Festung in besten Verteidigungsstand. Nach Ende der Kriegsgefahr reiste er für einige Monate nach Wien. W. unterstützte zahlreiche Wohltätigkeitsanstalten und gemeinnützige Unternehmungen, bes. Spitäler und Waisenhäuser, mit großzügigen Spenden. Er erhielt u. a. 1793 das Kommandeurkreuz, 1794 das Großkreuz des MMTO, 1810 das Großkreuz des Leopold-Ordens, 1831 jenes des kgl. ung. St. Stephan-Ordens in Brillanten sowie den kgl. preuß. Schwarzen Adler-Orden. Er gehörte außerdem zu jenen 24 Soldaten, die das goldene Civil-Ehrenkreuz für bes. Verdienste im Krieg 1813–14 verliehen bekamen. 1785–1809 war er Inhaber des IR Nr. 38, das seinen Namen trug.

L.: ADB; Hirtenfeld; Wurzbach; A. Schmauder, in: Das Haus W. Ein biograph. Lex., ed. L. Sönke u. a., 1997; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 19. 8. 2020); KA, evang. Pfarre Wien-Innere Stadt (Luther. Stadtkirche), beide Wien; LA Baden-Württemberg, Stuttgart, D.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 362f.
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