Wukadinović, Spiridion (1870–1938), Germanist, Übersetzer und Bibliothekar

Wukadinović Spiridion, Germanist, Übersetzer und Bibliothekar. Geb. Wien, 7. 3. 1870; gest. Kraków (PL), 25. 5. 1938; evang. AB. Sohn des Hptm. Spiridion W. und von Mathilde W., geb. Ritter, Vater der Doz. für Musikwiss. Draga Tomašova (geb. 30. 6. 1901; röm.-kath.); ab 1900 verheiratet mit Anna W., geb. Novák (geb. 1879; röm.-kath.). – Nach dem Hochschulbesuch ab 1889 in Prag, ab 1891 in Berlin und ab 1892 in Graz an der phil. Fak. mit Schwerpunkt Germanistik und Anglistik prom. W. 1894 in Graz mit der Diss. „Priors Einfluss auf die deutsche Literatur“. 1895–97 war er wiss. Bibliothekar an der dortigen Univ.-Bibl. und wurde 1897 auf eigenen Wunsch nach Prag versetzt; 1897–1903 Amanuensis, 1903–07 Oberbibliothekar an der Univ.-Bibl. in Prag sowie zeitweise gleichzeitig Bibliothekar an der dortigen TH. Nach der Habil. 1907 wurde er Priv.Doz. an der dt. Univ. in Prag. 1914 berief man W. als ao. Prof. an den Lehrstuhl für Dt. Sprache und Literatur der Univ. in Krakau. Von August 1914 bis November 1915 und von Juli 1916 bis August 1917 war er als Off. im Kriegsdienst. Ab Oktober 1917 o. Prof. an der Krakauer Univ., lehrte er 1916–32 als Lehrstuhlinhaber und Seminarleiter. W. war ein bedeutender Literaturwiss., u. a. als Goethe-Forscher sowie als Hrsg. von Werken Kleists und Grabbes. In Krakau unterrichtete er sowohl dt. Literatur des 16.–20. Jh. (wobei er der Erste war, der sich an der Krakauer Germanistik der Gegenwartsliteratur zuwandte) als auch Sprachwiss. und krit. Quellenkde. Seine angebl. dichter. Mss. sind unauffindbar. W. war ein begabter Übers. poln. Literatur, insbes. des Renaissancedichters Jan Kochanowski und der Poesie des 19. und 20. Jh., ins Dt. Bei ihm prom. ca. 50 Schüler und habil. sich einige poln. Germanisten. 1932 vorzeitig i. d. R. versetzt, erhielt er im selben Jahr die Goethe-Medaille für Kunst und Wiss.

Weitere W. (s. auch Internationales Germanistenlex.): Prior in Dtld., 1895; Kleist-Stud., 1904; J. E. Hilscher, 1907; Goethe-Probleme, 1926. – Ed.: H. v. Kleist, Michael Kohlhaas, 1911; H. v. Kleist, Die Hermannsschlacht, 1911; H. v. Kleist, Der zerbrochene Krug, 1913; J. W. v. Goethe, Zarys powstania i rozwoju I części Fausta, 1923. – Übers.: J. Kochanowski, Eine Auslese aus seinem Werk ..., 1937; J. Kochanowski, Threnodien u. a. Ged., o. J.
L.: M. Cieśla, in: Z dziejów germanistyki historycznoliterackiej w Polsce, ed. K. K. Kuczyński, 1991, S. 92ff.; O. Dobijanka-Witczakowa, in: A. Kleczkowski u. a., Zur Geschichte der Germanistik, Anglistik und Skandinavistik in Polen, 1995, S. 88f.; A. Kleczkowski, ebd., S. 12, 38; M. Kłańska, in: Uniw. Jagielloński. Złota Księga Wydziału Filologicznego, ed. J. Michalik – W. Walecki, 2000, S. 215ff.; Internationales Germanistenlex. 1800–1950, 3, 2003 (m. W.); M. Kłańska, in: Germanistik in Polen, ed. W. Kunicki – M. Zybura, 2011, S. 17ff.; Geschichte der literaturwiss. Germanistik in Polen, ed. W. Kunicki – M. Zybura, 1, 2015, 2, 2016, s. Reg.; UA, Graz, Stmk.; UA, Kraków, PL.
(M. Kłańska)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 367f.
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