Wunderer, Anton (1850–1906), Hornist, Dirigent und Komponist

Wunderer Anton, Hornist, Dirigent und Komponist. Geb. Wien, 5. 4. 1850; gest. ebd., 15. 1. 1906; röm.-kath. Sohn des Viktualienhändlers Anton W. und der Anna Maria W., geb. Eitelberger, Bruder von Alexander W. (1857–1934), Hornist am Theater an der Wien, Vater u. a. von Alexander W. (1877–1955), Oboist, langjähriges Mitgl. und Vorstand der Wr. Philharmoniker sowie Gründer der Wr. Bachgmd., Adolf W. (1880–1914), Trompeter bei den Philharmonikern, Hans W. (1882–1948), Hornist des Bühnenorchesters der Hof- bzw. Staatsoper, und Richard W. (1884–1940), Oboist der Philharmoniker, Onkel von Othmar W. (1894–1948), Kontrabassist der Philharmoniker, Schwager von Christian Novak; verheiratet mit Anna W., geb. Novak (1853–1920). – W. stud. 1869–76 am KdM in Wien Horn bei Wilhelm Kleinecke und wurde am Ende seines Stud. mit der Silbernen Medaille der Ges. ausgez. Danach war er zunächst ein Jahr lang als Hornist an der Warschauer Oper, im Anschluss daran am Wr. Carltheater und 1882–85 an der Bühnenmusik der Wr. Hofoper tätig, die er schließl. 1885–1906 als Dirigent leitete. Den Sommer verbrachte er regelmäßig im nö. Tullnerbach und musizierte dort mit einem Blechbläserensemble, das aus Angehörigen seiner Familie und jener seines Schwagers bestand. W. war Mitgl. des Hornquartetts von →Josef Schantl und spielte mit diesem auch auf Dampierre-Jagdhörnern, u. a. 1879 bei dem von →Hans Makart gestalteten Festzug anlässl. der Silberhochzeit von K. →Franz Joseph I. W. gehörte noch weiteren Hornensembles an wie dem Hornquartett des Carltheaters, dem von Schantl 1883 gegr. Ersten Wr. Hornistenclub, der Hornistenabt. des Wr. Schützenver. sowie der Jagdmusik der Karl Gf. Buquoyschen Domäne im südböhm. Gratzen. Auch als „Johann Strauß des Hornquartetts“ bezeichnet, hinterließ W. – wie Schantl – zahlreiche Kompositionen für diese Besetzung, am bekanntesten das „Österreichische Jägerlied“ (eigentl. „Des Jägers Wanderliedchen“). Unter seinen ca. 300 Werken befinden sich ferner die Operette „Comtesse Fleurette“, das Ballett „Die verzauberte Rose“, aber auch Kirchenmusik.

Weitere W.: Klavierwerke zu 4 Händen; Waldhornquartette (Kernschuß-Walzer, Schützenliebchen, Meisterschützen, Gemsveilchen Walzer, Kirta Marsch, Khevenhüller-Marsch, Gf. Bouquoy Marsch, Ulanenritt, Weana Tanz); Jagdhornkompositionen.
L.: NFP, 18. 1. 1906; Eisenberg 1; Frank–Altmann; Kosel; Müller; oeml; Ulrich; Ber. über das Conservatorium und die Schauspielschule der Ges. der Musikfreunde in Wien, 1876, S. 99; W. Beetz, Das Wr. Opernhaus 1869 bis 1945, 1949, S. 93, 95, 114; H. Blaukopf – K. Blaukopf, Die Wr. Philharmoniker, 1986, s. Reg.; J. Bednarik, in: Wr. Oboen-Journal 29, 2006, S. 10ff.; Pfarre St. Ulrich, Pfarre Wieden, beide Wien.
(B. Boisits)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 368f.
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