Wunschheim von Lilienthal, Gustav Ritter (1865–1938), Mediziner

Wunschheim von Lilienthal Gustav Ritter, Mediziner. Geb. Linz (OÖ), 14. 9. 1865; gest. Wien, 25. 10. 1938; röm.-kath. Sohn des Hptm. Adolf W. Ritter v. L. (gest. Linz, 9. 3. 1880) und der Erwina W. Edle v. L., geb. Maler, Vater des Malers und Graphikers Erwin W. Ritter v. L. (geb. Wien, 16. 9. 1900); ab 1898 verheiratet mit der Admiralstochter Melanie W. Edle v. L., geb. Eberan v. Eberhorst (geb. 31. 5. 1870). – Nach der Matura am Gymn. in Kaaden (1884) begann W. ein Stud. an der Wr. med. Fak., wechselte aber bereits 1885 an die dt. Univ. in Prag; 1890 Dr. med. Danach wirkte er bis 1896 als Ass. am dortigen Inst. für patholog. Anatomie. 1895 habil. er sich als Priv.Doz. für patholog. Anatomie mit einer Arbeit über die Ätiol. von Nephritis. In weiterer Folge befasste er sich in Prag mit der patholog. Anatomie von Herz- und Lungenerkrankungen, mit Aneurysmen, Neoplasmen, Vergiftungen und Tuberkulose. Ab 1896 Ass. an der zahnärztl. Abt. der Wr. Poliklinik bei Josef Ritter v. Metnitz, widmete er sich fortan der Stomatol. 1905 erwarb er die venia legendi für Zahnheilkde. Ab diesem Jahr leitete er auch die zahnärztl. Abt. der Wr. Poliklinik. 1914 zum ao. Prof. ernannt, erweiterte er seine Abt. aufgrund der zahlreichen Kieferdurchschüsse während des 1. Weltkriegs zu einem Zentrum für schwere Kieferverletzungen und kombinierte Zahnmed. mit plast. Chirurgie. 1921 erhielt er einen Lehrauftrag für Zahnheilkde. an der med. Fak. W., der ab 1932 Mitgl. der NSDAP war, trat 1936 i. d. R. Wiss. befasste er sich u. a. mit Frakturen, Knickungen der Zähne, Kieferbruchverbänden, Gaumenobturatoren, Alveolarpyorrhoe, parodontalen Entzündungen und Schutzvorrichtungen für Zähne. 1908–11 fungierte er als Schriftleiter der „Oesterreichischen Zeitschrift für Stomatologie“. W. war u. a. Mitgl. des Ver. österr. Zahnärzte und ab 1904 der Ges. der Ärzte in Wien. Daneben galt er als begeisterter Sportler. Bereits während seiner Zeit in Prag interessierte er sich für den Wassersport und fungierte als Obmannstellv. im Vereinigten Eisclub und Ruderclub Regatta. In Österr. war er gem. mit seiner Frau Mitgl. des Ski-Alpenver. und engag. sich als Ehrenmitgl. im Union-Yacht-Club Attersee. 1929 trat er der Aerztl. Kraftfahrvereinigung Oesterr. bei. 1917 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1937 das Ritterkreuz I. Kl. des österr. Verdienstordens.

W. (s. auch Deimer): Frakturen, Infraktionen und Knickungen der Zähne, in: Oesterr.-ung. Vjs. für Zahnheilkde. 20, 1904 (Reprint 2018); Die paradentalen Entzündungen der Zähne, in: FS des Ver. österr. Zahnärzte, 1911; Schutzvorrichtungen der Zähne, in: Oesterr.-ung. Vjs. für Zahnheilkde. 28, 1912; Erfahrungen über Kieferschüsse, in: Österr. Z. für Stomatol. 13/14, 1916; Über Pseudarthrosen des Unterkiefers, in: Beitrr. zur Kieferschußtherapie, red. E. Steinschneider, 1917. – Ed.: C. Wedlʼs Pathol. der Zähne 1–2, 2. Aufl. 1901–03 (gem. m. J. Metnitz).
L.: NFP, 27. 1. 1914; Fischer; Die dt. Karl-Ferdinands-Univ. in Prag …, 1899, S. 227; J. König, in: Österr. Z. für Stomatol. 69, 1972, S. 343ff.; K. Kocher, Personalbibliographien von Prof. und Doz. an der Med. Fak. der Univ. Wien für das Fach Zahnheilkde. … 1820–1940, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1973, S. 66ff.; E. Deimer, Chronik der Allg. Poliklinik in Wien …, 1989, s. Reg. (m. B. u. tw. W.); L. Hlaváčková – P. Svobodný, Biograph. Lex. der dt. med. Fak. in Prag 1883–1945, 1998; B. Schmalbuch, Die zeitgenöss. Zahnheilkde. im Spiegel der „Österreichischen Zeitschrift für Stomatologie“ 1903–19, zahnmed. Diss. Düsseldorf, 2006, S. 9, 19, 29f., 64, 67ff., 89, 91ff.; K. H. Tragl, Chronik der Wr. Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; W. Fritz, Fortschritt und Barbarei, 2011, S. 151; M.-Th. Arnbom, Die Villen vom Attersee, 2018, s. Reg. (m. B.); AdR, Pfarre Votivkirche, UA (m. B.), alle Wien; Pfarre St. Matthias, Linz, OÖ; UA, Praha, CZ.
(D. Angetter – M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 369f.
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