Wurmb, Franz (Franciscus); bis 1844 Wurm (1806–1864), Mediziner und Homöopath

Wurmb Franz (Franciscus), bis 1844 Wurm, Mediziner und Homöopath. Geb. Neumarkt (Neumarkt im Hausruckkreis, OÖ), 23. 7. 1806; gest. Wien, 10. 10. 1864; röm.-kath. W. stammte aus einer oö. Patrizierfamilie. Sohn des Großkaufmanns Franz Wurm und von Maria Anna Wurm, Bruder des Unternehmers, Bgm. von Neumarkt und oö. LT-Abg. Anton W., bis 1847 Wurm (geb. Neumarkt, 19. 2. 1811; gest. bei Neumarkt, 27. 4. 1866, Suizid; röm.-kath.), der sich an der Revolution von 1848 beteiligte, nach deren Scheitern in die Schweiz flüchtete und nach seiner Rückkehr zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, Vater u. a. des Marineoff. und späteren Leiters der Wr. Produktenbörse Julius Alois Ritter v. W. (1839–1929), der sich in der Seeschlacht bei Lissa 1866 bes. auszeichnete und dafür den Orden der Eisernen Krone III. Kl. erhielt, Großvater des Schriftstellers Dr. iur. Alfred Ritter v. W. (geb. Wien, 16. 7. 1875); ab 1835 verheiratet mit Aloysie (Aloisia, Louise) W. (geb. Leopoldstadt, NÖ/Wien, 30. 6. 1815; gest. Wien, 11. 3. 1894), der Tochter von →Ferdinand Georg Waldmüller. – Nach Abschluss des Gymn. in Kremsmünster 1823 stud. W. ab 1824 Med. an der Univ. Wien, 1826/27 in Padua und dann wieder in Wien; 1831 Dr. med., Dr. chir. und Mag. obstet. Erste berufl. Erfahrungen sammelte W. in Rippolden, wo er primär als Choleraarzt angestellt war, aber mit der Krankheit nicht in Berührung kam. Nach seiner Rückkehr nach Wien erhielt er eine Ass.stelle bei →Franz de Paula Wirer Ritter v. Rettenbach, sagte sich jedoch bald von diesem los, um sich der Homöopathie zu widmen. Sein Ziel war es, dieser den Anschluss an den damaligen Kenntnisstand der Physiol. und Pathol. zu ermöglichen und die alternativen Heilmethoden lehren zu dürfen. W.s Versuch, sich an der med. Fak. der Univ. Wien als Priv.Doz. für Homöopathie zu habil., scheiterte allerdings. 1848 wurde seine Karriere durch die Teilnahme an der Revolution als Hptm. und Komp.kmdt. der Akadem. Legion unterbrochen, v. a. weil er sich nach der Einnahme Wiens bis zur Beruhigung der Lage in Sicherheit bringen musste. 1850 gründete W. gem. mit Philipp Anton Watzke die homöopath. Heil- und Lehranstalt in Wien-Leopoldstadt und leitete diese bis 1862. Dieses Spital, wo er auch außeruniversitäre Vorträge hielt, wurde zum Mittelpunkt der damals rund 50 Wr. Homöopathen. 1852 brachte er gem. mit Karl Hugo Caspar die „Homöopathisch-klinischen Studien“ heraus, die die Ergebnisse der alternativmed. Behandlung im Krankenhaus dokumentierten. Daneben betrieb er eine gutgehende Privatpraxis. 1862 ging er aufgrund gesundheitl. Probleme und auf Anraten der Ärzte Wilhelm Löwe und Watzke nach Bad Ischl, kehrte jedoch bald wieder nach Wien zurück. W., der mit →Jakob Kolletschka, →Josef v. Skoda und →Franz Schuh befreundet war, fungierte ab 1842 als (Gründungs-)Mitgl. im Ver. homöopath. Aerzte Oesterr. (1847–48 Ver. homöopath. Aerzte für physiolog. Arzneimittelprüfungen) und ab 1844 als Mithrsg. von dessen „Oesterreichischer Zeitschrift für Homöopathie“; Ver. und Z. wurden während der Revolution aufgelöst. Zudem war er k. M. bzw. (Ehren-)Mitgl. zahlreicher homöopath. Vereinigungen, darunter jener von München, Leipzig, Karlsruhe, Paris, Palermo und Philadelphia, sowie der British Homoeopathic Society. In seiner Freizeit war W. passionierter Jäger.

Weitere W. (s. auch Schroers): De diureticis, med. Diss. Wien, 1831.
L.: Neues Wr. Journal, 23. 5. 1927, 27. 12. 1933; Wurzbach; The American Homoeopathic Review 6, 1865, S. 156ff.; Ch. Lucae, Homöopathie an dt.sprachigen Univ., 1998, S. 218f.; R. Tischner, Geschichte der Homöopathie, 1998, s. Reg.; G. Dorffner, in: Homöopath. Spuren, ed. S. Horn, 2003, S. 66f.; H. Specht, ebd., S. 119; F. D. Schroers, Lex. dt.sprachiger Homöopathen, 2006 (m. W.); J. M. Schmidt, Kompaktwissen Homöopathie – Grundlagen, Methodik und Geschichte, 2016, s. Reg.; AVA, Pfarre Alservorstadt, Pfarre Am Hof, UA, alle Wien; Pfarre Neumarkt im Hausruckviertel, OÖ; UA, Padova, I.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 373f.
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