Wurmb, Julius von (1804–1875), Offizier und Festungsbauer

Wurmb Julius von, Offizier und Festungsbauer. Geb. Raab (Győr, H), 29. 3. 1804; gest. Gut Altenhof bei Krumbach (NÖ), 8. 7. 1875 (begraben: Edlitz, NÖ); evang. AB. Sohn eines Kom.physikus. – W. besuchte ab 1817 auf eigene Kosten die Ing.akad. in Wien, wurde 1821 Kadett im Ing.korps und absolv. den Höheren Kurs der Genie-Akad. 1822 zum Unterlt., 1824 zum Oblt. und 1829 zum Hptm. 2. Kl. (Kapitänlt.) befördert, fand W. zunächst bei den Lokalgeniedion. in Komorn, Mailand und Prag Verwendung. Ab 1827 war er in der Bundesfestung Mainz als Projektant und Bauleiter eingesetzt; 1836 Hptm. 1. Kl. (Kapitän). Nach einer kurzfristigen Dienstzuteilung in Olmütz (1840) war er ab 1841 in die im Umbau zur Polygonalfestung befindl. Bundesfestung Rastatt abgestellt. 1845 zum Mjr. befördert, wurde er 1849 als Fortifikationslokal- und Geniedir. nach Olmütz versetzt, wo er für die Planung und den Ausbau der Stadt zur Lagerfestung verantwortl. war; 1849 Obstlt., 1850 Obst. Ab 1852 wirkte W. als Distriktsgeniedir. in Brünn und hatte in dieser Funktion weiterhin großen Einfluss auf die Ausgestaltung der Festung Olmütz. Während des Krimkriegs war W. 1854 als Feldgeniedir. bei der 4. Armee in Lemberg eingeteilt. 1855 wurde er zum neu errichteten Genie-Comité nach Wien transferiert, dem er 1856–68 als Präses vorstand; 1857 GM, 1865 FML. 1859 war er als Feldgeniedir. bei der 1. bzw. 4. Armee in Italien im Einsatz und 1866 mit der Führung der Gen.genieinspektion in Wien betraut. Anfang Mai 1868 wurde er aus gesundheitl. Gründen pensioniert. W. war ein hochgebildeter Offizier, der mehrere Sprachen beherrschte und als Festungsfachmann auch im Ausland anerkannt war. Als Schüler von →Franz v. Scholl hatte sich W., von diesem angeleitet, schon in Mainz, v. a. aber in Rastatt (1841–49) sowie auf zahlreichen Stud.reisen mit zeitgenöss. Befestigungsmethoden (Polygonalsystem) vertraut gemacht. Er war Autor eines Standardlehrbuchs zur Fortifikationskunst („Lehrbuch der Kriegs-Baukunst ...“, 2 Bde., 1852) und 1856 Begründer der Z. „Mittheilungen des Kais. Königl. Genie-Comité über Gegenstände der Ingenieurs- und Kriegs-Wissenschaften“, als deren Hrsg. er bis 1869 wirkte. W. erhielt 1839 das Ritterkreuz des preuß. Roten Adler-Ordens III. Kl., 1842 das Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen, 1861 das Kommandeurkreuz des Real y Distinguida Orden Española de Carlos III. sowie 1868 den Orden der Eisernen Krone II. Kl. 1852 wurde er in den Adelsstand erhoben.

L.: Gatti 1, S. 725; Wurzbach (s. u. Wurmb Franz); H. Blasek – F. Rieger, Beitrr. zur Geschichte der k. u. k. Genie-Waffe 1/2, 1898, S. 552f., 570ff., 574, 783; M. Viktořík, Hinter den Wällen der Festungsstadt, 2018, S. 20, 65, 71ff.; KA, Wien; Pfarre Krumbach, NÖ.
(W. Rosner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 374f.
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