Wurmbrand-Stuppach, (Ladislaus) Gundaker Gf. von (1838–1901), Politiker, Anthropologe und Großgrundbesitzer

Wurmbrand-Stuppach (Ladislaus) Gundaker Gf. von, Politiker, Anthropologe und Großgrundbesitzer. Geb. Josefstadt, Böhmen (Josefov, CZ), 9. 5. 1838; gest. Graz (Stmk.), 26. 3. 1901; röm.-kath. Aus der österr. Linie einer weit zurückreichenden Adelsfamilie stammend. Sohn von Ferdinand Gf. v. W.-S. (geb. Wien, 15. 10. 1807; gest. Ischl/Bad Ischl, OÖ, 26. 5. 1886, begraben: Graz), Gutsbesitzer, Gen.mjr. und Obst.hofmeister von Erzhg. →Franz Karl, und der Aloisia Gfn. v. W.-S., geb. Gfn. v. Széchényi (geb. 21. 8. 1807; gest. 3. 3. 1842), Cousin der Spiritistin und Schriftstellerin Adelaide (Adelheid, Adelma) Gfn. v. W.-S., verheiratete Baronin Vay (geb. Tarnopol, Galizien / Ternopilʼ, UA, 20. 10. 1840; gest. Slovenske Konjice, Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen/SLO, 24. 5. 1925); ab 1871 mit Wilhelmina Gfn. v. W.-S., geb. Freiin Dickmann v. Secherau (1853–1885), verheiratet, ab 1886 mit Theresia Gfn. v. W.-S., geb. Freiin v. Wenckheim, verwitwete Gfn. v. Hoyos (1853–1941). – W. wurde in den Jahren nach der Revolution von 1848 von Hauslehrern unterrichtet und bereiste als junger Mann u. a. Frankreich und den Vorderen Orient. Er trat in die Armee ein und diente als Off. zunächst bei den Husaren, ab 1866 beim Alpenjägerkorps, wo er sich in Kämpfen gegen italien. Freischärler hervortat. Ab 1860 befasste sich W. auf dem väterl. Gut Ankenstein in der Unterstmk. gem. mit seiner Cousine Adelaide mit Phil. und Spiritismus, daneben widmete er sich an der Univ. Graz dem Stud. naturwiss. Fächer, mit Hauptinteresse für Anthropol. und Prähistorie (1871 Mitbegründer der Anthropolog. Ges. in Wien), bes. für Höhlenforschung, Pfahlbauten und die Hallstattkultur. 1878–99 saß W. im stmk. LT (Kurie Großgrundbesitz), 1879 erfolgte seine Wahl in das AH des RR (HK, bis 1897). In diesen Funktionen hielt W. zahlreiche fundierte Reden zu ökonom., budgetären sowie infrastrukturellen Themen. Als Mitgl. der dt.liberalen Partei trat er im RR (erfolglos) dafür ein, Dt. zur Staatssprache zu erheben. Die Förderung von Wiss., Forschung und Kunst (Neuorganisation des Landesmus. Joanneum, 1892 Gründung der Hist. Landeskomm. für Stmk.) sowie des Verkehrswesens (Lokaleisenbahnen) und des Tourismus gehörten zur polit. Agenda W.s während seiner Amtszeiten als LHptm. der Stmk. (September bis November 1893, Dezember 1896 bis Dezember 1897) bzw. als Handelsminister (November 1893 bis Juni 1895). W. fungierte als Ehrenpräs. des Hist. Ver. für Stmk., er war zudem Kämmerer sowie ab 1887 Geh. Rat und wurde 1895 zum Ritter des Ordens der Eisernen Krone I. Kl. ernannt.

W.: Ueber die Höhlen und Grotten in dem Kalkgebirge bei Peggau, in: Mitth. des naturwiss. Ver. für Stmk. 8, 1871; Die Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Mammuth, in: Mitth. der anthropolog. Ges. 3, 1873; Das Urnenfeld von Maria Rast, 1879; Die Hallstatter Funde, in: Die österr.-ung. Monarchie in Wort und Bild 6, 1889 (gem. m. J. Szombathy).
L.: Grazer Tagbl. (Abendausg.), Grazer Volksbl., NFP, WZ, 27. 3. 1901; Adlgasser; Wurzbach; F. Posch, in: Die Landeshauptleute im Hg.tum Stmk., ed. F. Tremel, 1962, S. 53ff.; H. P. Naschenweng, Die Landeshauptleute der Stmk. 1236–2002, 2002, S. 187f.; Pfarre Graz-Herz Jesu, Stmk.
(G. Obersteiner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 376
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