Wurzbach von Tannenberg, Karl Borromeus (Nikolaus Tolentinus) Frh. (1809–1886), Gutsbesitzer und Politiker

Wurzbach von Tannenberg Karl Borromeus (Nikolaus Tolentinus) Frh., Gutsbesitzer und Politiker. Geb. Laibach, Illyr. Prov. (Ljubljana, SLO), 28. 10. 1809; gest. ebd., 16. 5. 1886; röm.-kath. Sohn des 1854 nob. Advokaten und Gutsbesitzers Maximilian W. Edler v. T. (geb. Laibach, 18. 11. 1781; gest. ebd., 7. 12. 1854) und der Josefina W. Edle v. T., geb. Pinter, Bruder u. a. von →Constant W. Ritter v. T., Vater des Großgrundbesitzers und LT-Abg. Alfons W. Frh. v. T. (geb. Laibach, 27. 4. 1853; gest. ebd., 28. 8. 1939), Onkel von →Alfred W. Ritter v. T.; ab 1838 verheiratet mit Maria Johanna Isabela W. Freifrau v. T., geb. Jermann (geb. Schloss Katzenstein, Krain / Grad Kacenštajn, SLO, 3. 2. 1820; gest. Laibach, 7. 1. 1893). – 1820–25 absolv. W. das Gymn. in Laibach. Es folgten 1825–27 die phil. Jgg. ebd. 1827–33 stud. er in Wien Phil. und Jus; 1832 Dr. phil., 1833 Dr. iur. Als nach der Revolution die Landeskomm. eingerichtet wurden, gehörte diesen auch W. an: 1849–53 der Grundentlastungs-Landeskomm., 1855–61 der Grundentlastungs-, Regulierungs- und Ablösungs-Landeskomm. sowie 1869–71 der Landes-Grundsteuer-Regulierungskomm. Nach dem Tod des Vaters übernahm W. die Verwaltung der in Krain und der Stmk. befindl. Familiengüter. Dieser Vorliebe für die Landwirtschaft folgend, war W. ab 1833 Mitgl. der k. k. Landwirthschafts-Ges. in Krain (1869 bis zu seinem Tod Präs.). 1852–86 fungierte er als Mitgl. der krain. Sparkasse. 1861 wurde er erstmals als Abg. des Großgrundbesitzes in den Krainer LT gewählt, hatte zugleich 1861–66 das Amt des Landeshptm.-Stellv. inne und wirkte schließl. 1866–71 als Landeshptm. von Krain; 1861–65 wurde er vom Krainer LT in den RR entsandt, wo er ab 1863 dem Klub der Unionisten angehörte; 1871–72 Landespräs. von Krain. Als Vertreter des verfassungstreuen Großgrundbesitzes stand W. für eine liberale und zutiefst loyale Politik. Den nationalen Forderungen der slowen. Bevölkerung gegenüber zeigte er sich verständnisvoll und betonte 1863 im Krainer LT, dass Slowen. auch seine Muttersprache sei. Nichtsdestotrotz lehnte er das von →Franz v. Miklosich vertretene Programm „Zedinjena Slovenija“, die Idee eines einheitl. slowen. Staatswesens innerhalb der Habsburgermonarchie, ab und zog sich dadurch den Widerwillen der slowen. Intelligenz zu, die ihn in Ztg. oft – zu Unrecht – als Gegner der slowen. Sache darstellte. W. machte sich auch als Wohltäter einen Namen und gründete 1866 die Kn.-Elisabeth-Militärinvaliden- und Armenstiftung. W. wurde 1853 mit dem Ritterkreuz des anhalt. Hausordens Albrechts des Bären und 1867 mit dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens ausgez. sowie 1872 in den Frh.stand erhoben.

L.: Laibacher Ztg., 17. 5. 1886; Adlgasser; SBL; V. Melik, Volitve na Slovenskem, 1965, S. 206ff.; D. Matić, Nemci v Ljubljani 1861–1918, 2002, S. 105; V. Melik, Slovenci 1848–1918, 2002, S. 225f.; D. Globočnik, in: Lives Journal, 2010/2, S. 68ff.; M. Rugále – M. Preinfalk, Blagoslovljeni in prekleti 1, 2010, S. 203ff.; A. Cindrič, Ljubljanski izobraženci skozi čas, 2019, S. 337; R. Lampreht, Ustavoverni veleposestniki na Kranjskem, phil. Diss. Maribor, 2020, S. 18ff.; Pfarre Sv. Nikolaj, SLO.
(R. Lampreht)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 378f.
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