Wurzbach von Tannenberg, Theodore Edle; verheiratete Fiedler, Bühnenname Fiedler-Wurzbach (1844–1894), Schauspielerin

Wurzbach von Tannenberg Theodore Edle, verheiratete Fiedler, Bühnenname Fiedler-Wurzbach, Schauspielerin. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 6. 2. 1844; gest. Straßburg, Dt. Reich (Strasbourg, F), 24. 6. 1894; röm.-kath. Tochter von →Constant W. Ritter v. T. und Antonie W. Edle v. T., geb. Hinzinger (geb. 1814; gest. Wien, 11. 6. 1873), Nichte von →Karl Borromeus W. Frh. v. T., Schwester von →Alfred W. Ritter v. T.; ab 1874 mit dem Schriftsteller und Dramaturgen Karl Fiedler (1834–1887) verheiratet. – Schriftsteller. begabt, veröff. W. bereits 1861 und 1862 Beitrr. in der Frauenztg. „Der Bazar“, wandte sich aber, gegen den Willen ihres Vaters, der Bühne zu und trat, von →Josef Wagner an →Franz Thomé empfohlen, 1862 am Prager Ständetheater zum ersten Mal auf. Nach einigen kleineren Rollen gab sie im selben Jahr ihr eigentl. Debüt als Therese (Friedrich Ludwig Schröder, „Stille Wasser sind tief“) im Rahmen eines Gesamtgastspiels der Hofschauspieler Wagner, →Friederike Bognár und →Josef Lewinsky. Weitere Auftritte erfolgten auf dt. Bühnen (Altenburg, Lübeck, Elberfeld, Krefeld). 1869 an das Herzogl. Theater in Dessau engag. (sie dürfte zu dieser Zeit – zum Missfallen ihres standesbewussten Vaters – bereits unter dem Namen Dora v. W. aufgetreten sein), spielte sie dort, nachdem sie das Fach der Liebhaberinnen aufgegeben hatte, mit großem Erfolg v. a. Heldinnen und Charakterrollen. Nach ihrer Heirat kehrte sie 1880 an das nunmehrige Dt. Landestheater in Prag zurück und war sowohl als Künstlerin als auch gesellschaftl. hochgeachtet. 1883–86 unterrichtete sie Deklamation am Prager Konservatorium für Musik und war auch sonst eine gesuchte dramat. Lehrerin. Nach einer Saison am Brünner Stadttheater (1886/87), wo sie das Fach der Heldenmütter vertrat, ging W. 1888 ans Stadttheater Straßburg, an dem sie bis zu ihrem Tod verblieb. Im klass. Drama ebenso erfolgreich wie im Konversationsstück, wurde sie in einem Nachruf wegen ihres vornehmen und natürl. Spiels, ihrer fließenden, klaren und verständl. Sprache und ihrer mit einfachsten Mitteln erzielten hohen dramat. Wirkung gerühmt. Bes. hervorgehoben wird auch ihre Kunst als Rezitatorin.

Weitere Rollen: Mirza (F. Grillparzer, Der Traum ein Leben); Emilia (W. Shakespeare, Othello); Thusnelda (F. Halm, Der Fechter von Ravenna); Phädra (Racine, Phädra), Orsina (G. E. Lessing, Emilia Galotti); Gfn. Terzky (F. v. Schiller, Wallenstein); Lady Milford (F. v. Schiller, Kabale und Liebe); Brunhild (F. Hebbel, Die Nibelungen); Lady Tartuffe (F. Laube, Lady Tartuffe); Dora (V. Sardou, Dora).
L.: Allg. Ztg. (München), 18. 9. 1887; Illustrirte Frauen-Ztg. (Berlin), 16. 9. 1889; NFP, 28. 6. 1894; Eisenberg, Bühne; Kosch; Ulrich; Der Humorist 6, 1885, Nr. 4 (m. B.); O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 3, 1888, S. 700, 726f., 753, 809, 854; M. v. Prosky, Das Herzogl. Hoftheater zu Dessau, 1894, S. 134, 147, 150; Neuer Theater-Almanach 6, 1895, S. 191; J. Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag, 1911, S. 165, 170; A. v. Wurzbach, in: Ostdt. Familienkde. 40/41, 1993, S. 234; Wienbibl. im Rathaus, Wien.
(H. Reitterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 379f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>