Wyczółkowski, Leon Jan (1852–1936), Maler, Graphiker und Zeichner

Wyczółkowski Leon Jan, Maler, Graphiker und Zeichner. Geb. Huta Miastkowska, Russland (PL), 11./24. 4. 1852; gest. Warszawa (PL), 27. 12. 1936; röm.-kath. Aus einer Landadelsfamilie stammend. Sohn des Glasverkäufers Mateusz W. und der Antonina W., geb. Falińska; verheiratet mit der aus einer Bauernfamilie stammenden Franciszka W., geb. Panek. – W. stud. anfangs in Warschau Zeichnung und Malerei u. a. bei Antoni Kamieński, Rafał Hadziewicz und Wojciech Gerson. 1875 reiste er nach München und bildete sich bis 1877 an der dortigen ABK bei →Alexander Ritter v. Wagner weiter. Nach seiner Rückkehr nach Polen setzte er sein Stud. 1877–79 in Krakau bei →Jan Matejko fort. Als freischaffender Maler lebte W. zunächst in Warschau, dann fast ein Jahrzehnt in der heutigen Ukraine. 1895 wurde er zum Prof. an der Schule der Schönen Künste (später ABK) in Krakau ernannt und 1909/10 zu deren Rektor. Er bildete mehrere bedeutende Maler aus, u. a. Wojciech Weiss und Fryderyk Pautsch. Darüber hinaus war W. 1897 eines der Gründungsmitgl. der Vereinigung poln. Künstler Sztuka in Krakau, an deren Ausst. er sich aktiv beteiligte. Um die Jh.wende gehörte er neben →Jacek Malczewski und →Jan Grzegorz Stanisławski zu den berühmtesten Malern in Krakau. Während des 1. Weltkriegs ging W. für einige Zeit nach Gucin (Legionowo), Hauptquartier der Poln. Legionen von Józef Piłsudski, schloss sich als Mjr. dem 6. IR an und dokumentierte das dortige Soldatenleben durch Zeichnungen. 1922 ließ er sich in der Nähe von Bydgoszcz in einem Landhaus mit Park nieder, das er vom Muz. Wielkopolskie in Poznań erhalten hatte, dem er zuvor Teile seiner Kunstsmlg. geschenkt hatte. Kurz vor seinem Tod, 1934, übernahm W. eine Hon.professur für Graphik an der ABK in Warschau. W.s Œuvre ist vielfältig, reich an Formen und Mitteln, und schwer einzuordnen. Er beschäftigte sich mit der realist. Malerei und bediente sich einiger Lösungen des Impressionismus, mit dem er während seiner Reisen nach Paris in Berührung kam. Er zählt zu den Vertretern der Künstlergruppe Junges Polen, stand für kurze Zeit unter dem Einfluss des Symbolismus und ließ sich von der Kunst des Orients, v. a. Japans, inspirieren. W. arbeitete in verschiedenen Techniken, wie Öl, Aquarell, Pastell, Gouache, Tempera, Tinte oder Graphik. Zu seinen Arbeiten gehören Genrebilder mit starken Lichteffekten, Landschaften (Hohe Tatra), Stadtansichten, Stillleben, Selbstbildnisse sowie Porträts prominenter Persönlichkeiten, wie z. B. →Stanisław Witkiewicz oder Józef Chełmoński. Der Großteil seiner Werke sowie die mit dem Maler verbundenen Erinnerungsstücke sind im Regionalmus. in Bydgoszcz zu sehen, auf der dortigen Mühleninsel wurde das Leon Wyczółkowski-Haus gegr. Einige Gemälde befinden sich im Besitz der Nationalmus. in Krakau und Warschau. 1934 wurde er mit dem Großkreuz des Ordens Polonia Restituta ausgez.

W. (s. auch Twarowska; Malinowski; Baziak): Listy i wspomnienia, ed. M. Twarowska, 1960.
L.: Thieme–Becker; M. Twarowska, L. W., 1962 (m. B. u. W.); J. Malinowski, L. W., 1995 (m. B. u. W.); J. Baziak, L. W. – kolejne życie / L. W. – another life, 2. Aufl. 2012 (m. B. u. W.); A. Król, Wyczół w Japonii: inspiracje japońskie w twórczości L. W. / Wyczół in Japan: Japanese inspirations in the work of L. W., Stalowa Wola 2012 (Kat.); L. W. 1852–1936. Malerei, Zeichnung, Graphik, ed. A. Bartoszyńska-Potemska u. a., Wilhelmshaven 1989 (Kat.); ABK, München, D.
(A. Hudzik)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 383f.
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