Wymetal (Wymétal), Wilhelm Franz August Ritter von (1863–1937), Regisseur und Schauspieler

Wymetal (Wymétal) Wilhelm Franz August Ritter von, Regisseur und Schauspieler. Geb. Rabenstein (NÖ), 13. 11. 1863; gest. Wien, 8. 11. 1937; röm.-kath. Enkel des 1876 nob. Sektionsrats im Finanzmin. Franz Ritter v. W. (gest. Wien, 9. 1. 1882), Sohn des Beamten der Hofbibl. und Schriftstellers Wilhelm Ritter v. W. und der Maria v. W., geb. Engelbrecht, Vater der Regisseure Wilhelm August Johann Ritter v. W. (geb. Wien, 18. 4. 1890; gest. Wynnewood, PA, USA, 7. 11. 1970), der an der Metropolitan Opera in New York wirkte, und Erich Ritter v. W. (geb. Brünn, Mähren / Brno, CZ, 16. 9. 1892; gest. Wien, 28. 1. 1966), der an der Wr. Staatsoper tätig war; ab 1890 mit Franziska Edle v. W., geb. Rosenmayr (geb. 22. 1. 1862), verheiratet. – W. begann seine Theaterlaufbahn 1889 als Schauspieler. Erste Stationen waren Pressburg, Berlin (Residenztheater) und Brünn (1892–96), danach das Landestheater Prag (1896–1905), wo er sich der Spielleitung zuwandte. Als Regisseur wirkte er in Köln und Leipzig, bis er Anfang September 1908 von Dir. →Felix Weingartner an die Wr. Hofoper berufen wurde. An der Hof- bzw. Staatsoper blieb W. unter den Dion. Weingartner, →Hans Gregor und →Franz Schalk/ →Richard Strauss bis 1922 als Oberregisseur und schuf in dieser Epoche ca. 80 Inszenierungen von Opern und Operetten bzw. Neufassungen eigener Arbeiten. Neben dem traditionellen stand für ihn v. a. das zeitgenöss. Repertoire (Strauss, →Franz Schreker, →Alexander v. Zemlinsky, Erich Wolfgang Korngold und andere) im Zentrum. Höhepunkte seines Schaffens waren die Wr. Erstinszenierungen von Richard Wagners „Parsifal“ (1914), der „Jenůfa“ von →Leoš Janáček und der „Salome“ von Strauss (beide 1918). Seine Arbeiten zeichneten sich durch Stiltreue und künstler. Feinsinn aus. 1917–20 hatte W. eine Professur an der Wr. Musikakad. inne. Nach seinem Weggang vom Wr. Opernhaus aufgrund eines Zerwürfnisses mit Strauss wurde er künstler. Berater der in Wien und New York gefeierten Opernsängerin Maria Jeritza, über die er eine Monographie herausbrachte („Marie Jeritza“, 1922). Auf Empfehlung der Sängerin wurde er 1922 an die Metropolitan Opera in New York verpflichtet, wo er bis 1935 einer der meistbeschäftigten Regisseure war und viele Novitäten (Strauss, Ernst Krenek, Giacomo Puccini) inszenierte. Nach seiner Rückkehr nach Wien fand er dort keine Verwendung mehr. Im November 1937 unternahm er einen Selbstmordversuch, dessen Folgen er wenige Tage danach erlag. Ein Teilnachlass W.s befindet sich in der Musiksmlg. der Österr. Nationalbibl. in Wien.

L.: NFP, 4. (Abendbl.), Neues Wr. Journal, 5. (m. B.), WZ, 10. 11. 1937; Eisenberg, Bühne; oeml; A. Przistaupinsky, 50 Jahre Wr. Operntheater, 1919, S. 26 (m. B.); W. Beetz, Das Wr. Opernhaus 1869–1945, 1947, S. 60; G. Fitzgerald, Annals of the Metropolitan Opera, 1990; Pfarre St. Ulrich, Wien; Pfarre Rabenstein, NÖ.
(C. Höslinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 384
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