Zaar, Karl (1880–1949), Geodät

Zaar Karl, Geodät. Geb. Kremsier, Mähren (Kroměříž, CZ), 25. 7. 1880; gest. Graz (Stmk.), 2. 2. 1949; röm.-kath. Sohn des Gymn.dir. Reg.Rat Carl Z.; ab 1919 verheiratet mit Gertrud Z., geb. Schwertassek. – Nach dem Besuch der Staatsrealschule in Brünn, die er 1898 mit der Reifeprüfung abschloss, immatrikulierte sich Z. im selben Jahr an der dt. TH Brünn, deren Fak. für Bauing.wesen er 1903 absolv. 1903–07 im Baudienst der mähr. Statthalterei tätig, trat er 1907 eine Stelle als Lehrer an der dt. Staatsgewerbeschule in Brünn an, wo seine intensive Beschäftigung mit der techn. Anwendung der Photographie begann. 1913 mit einer Diss. über die Zentralprojektion eines Objekts und dessen Spiegelbild zum Dr. techn. an der TH Brünn prom., wurde Z. bereits zu Beginn des 1. Weltkriegs als Ing.-Oblt. der Kriegsphotogrammetrie an der südöstl. Front zugeteilt. Nach Kriegsende kehrte er an die Staatsgewerbeschule in Brünn zurück. Der Verleihung der Ehrendozentur 1920 folgte 1921 seine Habil. zum Priv.Doz. für Geodäsie, Photogrammetrie und Vervielfältigungsverfahren für Karten und Pläne an der dt. TH Brünn, wo er in weiterer Folge das Inst. für Techn. Photographie aufbaute. 1928 wurde Z. in Nachfolge von →Adolf Klingatsch o. Prof. für Geodäsie an der TH Graz. Dort nahm er die Umgestaltung des bislang zweijährigen Geometerkurses in Angriff, den er zu einem vollständigen Hochschulstud. des Vermessungsing. ausbaute. Ungeachtet finanzieller Engpässe entstanden unter Z.s Leitung am Inst. für Geodäsie ein modern eingerichtetes Inst. für Photogrammetrie sowie techn. auf der Höhe der Zeit befindl. Einrichtungen für Photographie und Reproduktionstechnik. Trotz seines Widerstands wurde 1939 die Unterabt. für Vermessungswesen der TH Graz entzogen, da die diesbezügl. akadem. Ausbildung auf wenige Hochschulen im Dt. Reich beschränkt worden war. Nach Kriegsende gelang es Z. jedoch, diese Abt. wieder an sein Inst. zu holen; 1938–41 Dekan der Fak. für Angewandte Mathematik und Physik, 1945/46 der Fak. für Bauing.wesen. Während einer geodät. Feldübung im Sommer 1948 schwer erkrankt, musste sich Z. einer Operation unterziehen, die seine Gesundheit jedoch nicht mehr wiederherstellte. Z. war Vors. und Mitgl. in staatl. Prüfungskomm., Mitgl. der Prüfungskomm. für Zivilgeometer in Graz sowie des Beirats für Vermessungswesen, der Österr. Ges. für Photogrammetrie und der Internationalen Ges. für Photogrammetrie. Er erhielt die silberne Voigtländermedaille sowie die Medaille der internationalen photogrammetr. Ausst. in Rom (1938). Auch für seine private Tätigkeit als Musiker und Musikschriftsteller – Z. war ein begabter Cellist – wurde er geehrt und ausgez.

W. (s. auch Hubeny, 1949): Beitrr. zur Spiegelphotographie, in: Internationales Archiv für Photogrammetrie 3, 1913; Stud. über die Einstellungsebene bei der photograph. Abb. durch Linsen, in: FS der dt. TH in Brünn zur Feier ihres fünfundsiebzigjährigen Bestandes ..., 1924; Zweimedienphotogrammetrie, in: Österr. Z. für Vermessungswesen, Sonderh. 4, 1948.
L.: NFP, 29. 1. 1907; Grazer Tagbl., 1. 7. 1928; WZ, 6. 2. 1949; K. Hubeny, in: Österr. Z. für Vermessungswesen 37, 1949, S. 2ff. (m. W.); K. Hubeny, in: Die TH in Graz, 1961, S. 41ff.; Olmützer Bll. 28, 1980, S. 94; G. Schelling, in: Österr. Z. für Vermessung und Geoinformation 96, 2008, S. 153; TU, Graz, Stmk.
(J. Seidl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 388f.
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