Zach, Adrian (Lambert) (1845–1916), Politiker und Abt

Zach Adrian (Lambert) OPraem, Politiker und Abt. Geb. Stallek, Mähren (Stálky, CZ), 14. 9. 1845; gest. Geras (NÖ), 5. 4. 1916; röm.-kath. Sohn des Landwirts Johann Z. und der Johanna Z., geb. Lutz. – Z. besuchte ab 1858 das Staatsgymn. in Znaim, diente 1866 als Freiwilliger im Dt. Krieg, wobei er an der Schlacht von Custozza teilnahm. Nach der Matura in Krems 1867 stud. Z. 1867–69 Theol. in Brünn. 1869 als Novize im Prämonstratenserstift Geras eingekleidet, setzte Z. sein Stud. in St. Pölten fort; Priesterweihe 1873. Neben seelsorgl. und administrativen Pflichten hielt er Vorträge in landwirtschaftl. Fortbildungskursen, gründete 1885 ein landwirtschaftl. Casino (Lagerhaus) in Kirchberg an der Wild und hielt als Mitgl. des landwirtschaftl. Bez.ver. Allentsteig Vorträge über Obstbau, Vieh- und Bienenzucht. 1889 wurde Z. zum Abt von Stift Geras gewählt und leitete erfolgreich Sparmaßnahmen ein, etwa durch die Übernahme sämtl. Administrationsagenden durch Ordensleute. Auch in wirtschaftl. Hinsicht gelangen Reformen, indem etwa aus dem Stiftsmeierhof ein Vorzeigebetrieb wurde. In diesem Zusammenhang stellte Z. die Pferdezucht des Stifts unter seine Aufsicht. Darüber hinaus erkämpfte er die Konzession zur Errichtung einer Kuranstalt im stiftseigenen Schloss Walkenstein und konnte so 1893 die erste Kneipp-Kuranstalt des Waldviertels eröffnen. Als Vizepräs. des landwirtschaftl. Bez.ver. Horn (ab 1906 Präs.) sah Z. die Notwendigkeit, sich in Organisationen und Genossenschaften zusammenzuschließen, um vereint den wirtschaftl. Herausforderungen besser gewachsen zu sein. 1893 gründete er in Geras einen Bienenzuchtver., 1895 eine Raiffeisenkasse und 1898 einen christl.-sozialen Ver. Z. verstand sich auch als Anwalt und Fürsprecher der Armen, war ab 1894 Obmann des Bez.armenrats, ließ in Geras 1906 ein Armenhaus errichten und gründete bzw. förderte 1907 ebd. die Errichtung einer Wasserleitung. 1906 wurde Z. in den nö. Landeskulturrat gewählt. Auf seine Initiative hin wurde 1909 die erste Vermittlungsstelle zwischen Arbeitgebern und -nehmern in Gmünd eingerichtet. Als Vizepräs. des nö. Landesobstbauver. (1909–16) förderte er die Errichtung von Obstbauschulen und Mostereien, etwa in Walkenstein. Als RR-Abg. (1907–11) gelang Z. durch seine Einflussnahme bei den zuständigen Stellen der Bau der Lokalbahn Retz–Drosendorf. Obwohl er bei den RR-Wahlen 1911 nicht mehr antrat, galt Z. nicht nur als einer der bedeutendsten Politiker im Waldviertel um 1900, sondern war auch maßgebl. für die Festigung des christl.-sozialen Einflusses im ländl. Raum NÖ. Z. erhielt 1900 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

L.: Adlgasser; J. Scheicher, Erlebnisse und Erinnerungen 5, 1911, S. 98ff., 407ff.; Ä. Greisl, A. L. Z., 1916; Ch. Wurz, A. L. Z., phil. Diss. Wien, 1969; Ch. Pilshofer, A. L. Z., 2016; Pfarre Geras, NÖ; Pfarre Stálky, CZ.
(Ch. Pilshofer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 392f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>