Zach, Franz Xaver Frh. von (1754–1832), Geodät und Astronom

Zach Franz Xaver Frh. von, Geodät und Astronom. Geb. Pest (Budapest, H), 16. 6. 1754; gest. Paris (F), 2. 9. 1832. Sohn des Militärmediziners und Leiters des Invalidenspitals Joseph v. Z. (geb. Olmütz, Mähren / Olomouc, CZ, 4. 11. 1714; gest. Pest, 16. 7. 1792) und der Clara v. Z., geb. Sonntag (geb. Kirchberg am Wagram, NÖ, 29. 1. 1713), Bruder von →Anton Frh. v. Z.; verheiratet mit Charlotte Amalie Hgn. v. Sachsen-Gotha-Altenburg (1751–1827). – Nach seiner Schulzeit bei den Piaristen in Veszprém und Pest trat Z. 1775 in den österr. Militärdienst ein und konnte sich währenddessen auf der Sternwarte in Lemberg mit prakt. Astronomie befassen. Schließl. arbeitete er unter Abbé Joseph Liesganig an der Vermessung von Galizien mit. Danach erhielt er eine Stelle als Prof. für Mechanik in Lemberg. Als seine Professur 1780 aus Spargründen von K. Joseph II. aufgehoben wurde, begann er ein Wanderleben durch das westl. Europa, bis er schließl. beim kursächs. Gesandten in London, Hans Moritz Gf. v. Brühl, eine Anstellung als Hauslehrer, Ges. und v. a. Ass. bei dessen astronom. Arbeiten fand. Als sich Ernst II. Hg. v. Sachsen-Gotha-Altenburg an Brühl wegen der Beschaffung von Instrumenten für seine zu gründende Sternwarte wandte, empfahl ihm dieser Z. als Astronomen. Z. kam i. d. F. 1786 nach Gotha und trat als Mjr. in den herzogl. Dienst ein. Zunächst wurde auf der Schlosssternwarte beobachtet, gegen Ende des Jh. die Sternwarte auf dem nahe gelegenen Seeberg, die Z. leitete, vollendet. Unter den von ihm geförderten jungen Kollegen ragen Friedrich Wilhelm Bessel, Carl Friedrich Gauß sowie →Johann Tobis Bürg hervor. Das Ausbleiben engl. Instrumentenlieferungen, der frühe Tod des Hg. 1804 und die preuß. Niederlage gegen Napoleon machten größere Forschungsprojekte zunichte. Z. wurde daher Oberhofmeister der Hgn. Charlotte Amalie, ohne seine wiss. Betätigung aufzugeben. 1807 reisten beide über München nach Oberitalien, um sich schließl. 1809 in Marseille niederzulassen. 1814 veranlassten sie polit. Unruhen in Frankreich zur Übersiedlung nach Genua, wo Charlotte Amalie Z. zur linken Hand heiratete, wohl um ihn gegenüber dem neuen Landesherrn zu schützen; 1820 GM. Aus unbekannten Gründen erhielt Z. im Juli 1826 einen Ausweisungsbefehl der Turiner Regierung, dessen sofortige Exekution erst durch das Einschreiten des preuß. Gesandten verhindert werden konnte. Nach dem Tod seiner Gemahlin übersiedelte Z. aufgrund gesundheitl. Probleme nach Paris, wo er zum Vorzeigepatienten von Jean Civiale wurde. Zu Z.s bedeutenden Arbeiten zählen die erste 3D-Vermessung eines Ballon-Flugs (mit Barnaba Oriani), die Wiederentdeckung des 1. Planetoiden Ceres, die vorbildl. Basis-Messung am Seeberg, die erste Messung einer kontinentalen Lotabweichung am Brocken, die Auffindung der Harriot᾽schen Papiere in Petworth sowie sein Werk „LʼAttraction des montagnes, et ses effets sur les fils a plomb ou sur les niveaux des instrumens dʼastronomie …“, 2 Bde., 1814. Seine größten Beitrr. zum Fortschritt der Astronomie und Geodäsie bestehen in der Entwicklung und im Ausbau der wiss. Kommunikation, darunter der Veranstaltung der ersten astronom. Tagung 1798 in Gotha. Ebenso galt er als wesentl. Initiator der Gründung der Vereinigten Astronom. Ges. 1800 in Lilienthal, war ein gesuchter Berater bei in- und ausländ. Sternwartenbauprojekten und fungierte als Hrsg. bzw. Autor der „Allgemeinen Geographischen Ephemeriden“ (1798–99), der „Monatlichen Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde“ (1800–13), der „Correspondance astronomique …“ (1818–26) sowie ab 1793 der Suppl.-Bde. des „Berliner Astronomischen Jahrbuchs“. Z. erhielt vom preuß. Kg. ein Kanonikat in Walbeck und war Mitgl. zahlreicher Akad. (u. a. Göttingen, St. Petersburg, Berlin, London, Paris). Mit seinem Schüler und Freund Bernhard v. Lindenau gründete er die Lindenau-Z.sche Stiftung in Altenburg. Ein Mondkrater und ein Planetoid sind nach ihm benannt. 1786 erhielt er ein jurid. Ehrendoktorat der Univ. Oxford. 1801 wurde er in den Frh.stand erhoben.

Weitere W. (s. auch Poggendorff; Wurzbach): Nachrichten von der kgl. Preuss. trigonometr. und astronom. Aufnahme von Thüringen und dem Eichsfelde ..., 1806.
L.: ADB; Poggendorff 2 (m. W.); Wurzbach (m. W.); R. Wolf, in: Vjs. der Naturforschenden Ges. in Zürich 4, 1873, S. 335ff.; M. Vargha, F. X. v. Z., 2005 (m. B.); P. Brosche, Der Astronom der Hgn., 2. Aufl. 2009 (m. B.); M. Gargano u. a., „Che il diavolo benedica i Pulcinella!“ Cronache napoletane, scientifiche e non, dell’astronomo von Z., 2012 (m. B.); P. Brosche, Z.-Spätlese, 2014 (m. B.); F. X. v. Z. und die Astronomie seiner Zeit, ed. W. R. Dick – O. Schwarz, 2016 (m. B.).
(P. Brosche)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 395f.
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