Zach, Richard (1919–1943), Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Lehrer

Zach Richard, Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Lehrer. Geb. Graz (Stmk.), 23. 3. 1919; gest. Brandenburg an der Havel, Dt. Reich (D), 27. 1. 1943 (hingerichtet); röm.-kath. Sohn des Fassbinders Rupert Z. (geb. 1888) und der Hausfrau und Aushilfskellnerin Wilhelmine Z., geb. Franz (geb. 1891; gest. 17. 10. 1932), Bruder des Sachbearbeiters Alfred Z. (geb. Graz, 24. 9. 1913). – Z. wuchs als zweiter Sohn einer sozialdemokrat. orientierten Arbeiterfamilie in Graz auf. Nach der Hauptschule (1929–33) absolv. er 1933–38 die Grazer Bundeslehrerbildungsanstalt. In diesen Jahren entstanden erste literar. Versuche (etwa das Poem „Ballade vom Februar 1934“). 1934 kam er in Kontakt mit dem illegalen Kommunist. Jugendverband. Zur Tarnung der antifaschist. Arbeit gründete er 1935 den Jungfreiheitsbund (ab 1936 Studentenarbeitsbund), der im Rahmen der christl. Arbeiterbewegung polit.-kulturelle Aktivitäten entfaltete. Im Herbst 1937 etablierte Z. einen geheimen Arbeitskreis für marxist. Bildungs- und Schulungsarbeit. Nach dem „Anschluss“ Österr. war Z. am Aufbau antifaschist. Gruppen in Graz beteiligt. Ab Juni 1938 arbeitete er als Lehrer an einer Grazer Volksschule, bis er Ende November 1938 zur Wehrmacht einrückte und bei Kriegsbeginn im September 1939 als Kanonier und Chauffeur nach Polen kam. Bei einem Urlaub in Graz im Jänner 1940 täuschte er einen Unfall vor, der einen längeren Spitalsaufenthalt zur Folge hatte. Anfang 1941 für dienstuntaugl. erklärt, begann er als Lehrer an der Volksschule Graz-Hirten zu arbeiten. Z.s Widerstandsgruppe verbreitete 1940/41 illegale Flugschriften sowie Streuzettel und führte gegen den Krieg gerichtete Schmieraktionen durch. Vier Ausg. der wesentl. von Z. verf. Ztg. „Der rote Stoßtrupp“ wurden in Graz und der Weststmk. verbreitet. Ende Oktober 1941 wurde Z. von der Gestapo verhaftet und wenige Tage später aus dem Schuldienst entlassen. Anfang April 1942 folgte die Überstellung in die Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit. Im August 1942 wurde Z. vom Reichskriegsgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung zum Tod verurteilt und Anfang 1943 in der Strafanstalt Brandenburg-Görden hingerichtet. Nahezu das gesamte lyr. Werk von Z. (etwa 800 der insgesamt etwas mehr als 900 überlieferten Ged.) entstand unter den Bedingungen der Haft. 600 Ged. verf. Z. mit Schreiberlaubnis in Berlin-Moabit (April bis November 1942), die anderen wurden als Kassiber nach draußen geschmuggelt. Neben Natur- und Liebesged. thematisiert Z. in seiner Lyrik die sozialen und gesellschaftl. Missstände. Er führte außerdem ein lyr. gehaltenes Tagebuch über sein Zellenleben. Sein Bruder Alfred Z. bewahrte die Ged. auf und übergab sie Anfang der 1990er-Jahre dem DÖW in Wien.

Weitere W.: Der Weg ins Licht, (1948); Niemals wieder! Zellenged., 1978; „Streut die Asche in den Wind“. Österr. Literatur im Widerstand, ed. Ch. Hawle, 1988 (2. Aufl. 1993); „Die schönen Worte fallen welk und fremd …“. Kassibertexte, Ged. und Briefe, ed. Ch. Hawle, 1993; Den andern Weg gegangen. Ausgewählte Ged., ed. K. Wimmler, 2017.
L.: Ch. Hawle, R. Z. „Gelebt habe ich doch!“, 1989 (m. B.); Ch. Hawle, Die Frage des Menschseins. Monographie zu R. Z. (1919–1943), phil. Diss. Salzburg, 1993.
(M. Mugrauer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 397
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